Die globalen Entwicklungen bedrücken die Landwirte im Kreis Göppingen mehr als die leicht gesunkenen Ernteerträge. Diese sind heuer um rund 15 Prozent geringer ausgefallen als im Vorjahr.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Kreis Göppingen - Kurz und knapp lässt sich das Fazit in fünf Worten darstellen: „Es hätte schlimmer kommen können.“ So zumindest lautet der Tenor des Kreisbauernverbands was die bisherige Erntebilanz für dieses Jahr angeht. Claus Buntz etwa, der mit seiner Familie die Eselhöfe bei Mühlhausen bewirtschaftet, ist „grundsätzlich zufrieden, auch wenn uns insgesamt rund 15 Prozent am Ertrag fehlen“.

 

Zu erkennen sind vor allem regionale Unterschiede, sowohl was die einzelnen Sorten, aber nicht zuletzt auch was die Qualität des Getreides anbelangt. Während etwa bei der Gerste und beim Weizen stellenweise Einbrüche von bis zu vierzig Prozent zu verzeichnen waren, gedieh der Hafer ausgezeichnet. Je nach Lage litten die Bestände unter dem feuchten Frühjahrswetter. Vor allem in den Niederungen des Filstals war das Getreide häufig von Pilzen befallen, was zu Qualitätseinbußen führte.

Niedrige Preise sorgen für die größten Probleme

Für Johannes Strauß, den Geschäftsführer des Göppinger Kreisbauernverbands, ist gerade dieser Umstand ein Kuriosum, das sich erst auf den zweiten Blick erklären lässt. „Eigentlich gelten ja eher die Lagen auf der schwäbischen Alb und im Schurwald als ungünstig. Diese sind heuer aber begünstigt gewesen“, sagt er. Der Grund: der Wind, der unten im Tal weniger blase, habe offensichtlich für eine schnellere Trocknung gesorgt und damit eine bessere Qualität des Getreides ermöglicht.

„Insgesamt müssen wir sagen, dass die Nahrungsmittel in unserer Region noch nie so qualitativ hochwertig waren wie heute“, stellt Hermann Färber, CDU-Bundestagsabgeordneter und Kreisvorsitzender der Göppinger Bauernschaft, klar. Sein Stellvertreter Heinrich Rotfuß betont, „dass die Landwirte schon immer mit dem Wetter klar kommen mussten“. Vielmehr machten einem da die niedrigen Preise auf Grund der mehrjährig guten globalen Ernte zu schaffen, fügt er hinzu.

Ralf Over vom Landwirtschaftsamt des Stauferkreises dreht dieses Rad noch ein Stück weiter. „Der Preisverfall, gerade bei den veredelten Produkten wie Fleisch und Milch birgt mit Sicherheit eine größere Gefahr für die bäuerlichen Existenzen wie die saisonalen Rückgänge bei der Ernte“, meint er. Vor allem wenn auf Höfen jüngst investiert worden sei, könne der Preisdruck zu Existenzbedrohungen führen.

Auch bei den Obstbauern gibt es Sorgen

Mit dem Thema „niedrige Preise“ müssen sich indes auch die Obstbauern mehr beschäftigen als mit den Ernteerträgen. Bei den Kirschen habe es schlecht angefangen, dann aber einen guten Endspurt gegeben, berichtet Tobis Hösch aus Schlat. Auch die Zwetschgenernte sei gut gewesen, sagt er, spricht aber von „deutlichen regionalen Unterschieden“. Wer die beiden kalten Nächte Ende April richtig abgekriegt habe, müsse sicher mit Einbußen klar kommen.

Hösch, der auch der Vorsitzender des Schlater Obst- und Gartenbauvereins ist, erwartet zudem eine überdurchschnittliche Apfel- und eine etwas schwächere Birnenernte. Beim Streuobst müsse aber mit niedrigen Preisen gerechnet werden: „Aufgrund des Russland-Boykotts durch die EU werden sich die großen Saftproduzenten erneut in Osteuropa eindecken. Das drückt sicher stärker auf den Markt, als die zu erwartende gute Apfelernte bei uns.“