Das Dorotheen-Quartier plant am 30. Mai eine „stille Eröffnung“. Eine große Feier mit geladenen Gästen wird es nicht geben. Das Gerber und das Milaneo sind bei ihrem Start einen anderen Weg gegangen.

Stuttgart - Schon gehört? Am Dienstag geht das Dorotheen-Quartier an den Start. Aber Sie müssen jetzt nicht hektisch ihre Schubladen durchsuchen oder den Computer schütteln. Die schlechte Nachricht: Sie sind nicht eingeladen. Die gute Nachricht: alle anderen auch nicht.

 

So was heißt im Breuninger-Deutsch „stille Eröffnung“. Die Boutiquen und Restaurants machen um 10 Uhr ihre Türen auf, basta. So sie überhaupt rechtzeitig fertig werden. Gastronom Marco Grenz vom Nesenbach hat den großen Tag „aus bautechnischen Gründen“ auf 4. Juni verschoben.

Immerhin: der Italiener Oh Julia feiert am Montagabend im kleinen Kreis Voreröffnung. Angekündigt hat sich neben Leo Hillinger, einer der Popstars unter Österreichs Winzern aus dem Burgenland, die „Käfer-Familie“, wie es heißt. Die Restaurant- und Cateringgruppe ist mit 40 Prozent an der Oh Julia Gastro und System GmbH beteiligt – beide sitzen in München.

Einstand des Gerbers war poetisch

Was den Handel angeht: Die schwedische Sport- und Lifestylemarke Peak Performance wird am Dienstag eröffnen, mit „Drinks, Food und guter Musik“, so die Ankündigung. Es wird erst der zweite eigene Laden in Deutschland nach München sein, und zwar deshalb, weil Stuttgart eine „fashion- und funktionsaffine Stadt“ sei.

Was auch immer funktionsaffin bedeutet: Wir sind auf jeden Fall feieraffin. Deshalb erinnern wir an dieser Stelle an die Eröffnung der beiden anderen großen Shoppingadressen in der Stadt. Der Einstand des Gerbers war fast schon poetisch, der Milaneo-Start eher schräg – und bei beiden war, wie es schien, die halbe Stadt dabei.

Im September 2014 schwebte eine Artistin an einer Traube weißer Luftballons über die Paulinenbrücke daher. Vor dem Eingang zum Gerber stand eine Menschentraube und schaute fasziniert nach oben. Die Eröffnungsreden lockerte als Stargast die Schauspielerin Natalia Wörner auf, sie ist in Cannstatt aufgewachsen, im deutschen Fernsehen zu Hause und inzwischen mit Justizminister Heiko Maas liiert. Das spielte aber noch keine Rolle. Sie trug abgestimmt auf den roten Teppich ein dunkelrotes Lederkleid und schnitt formvollendet an der Seite von Oberbürgermeister Fritz Kuhn und dem Bauherrn Alexander Erdland von der Wüstenrot & Württembergischen das ebenso rote Band durch.

OB Kuhn will nicht „Jäegerperspektive“ einnehmen

Im Oktober 2014 feierte dann das Milaneo mit 1000 geladenen Gästen. Hier sollte die „Tagesschau“-Sprecherin Judith Rakers für Schwung sorgen, was ihr auch gründlich gelang. Wie ein Bumerang schoss ihr Spruch vom Shoppingcenter als „artgerechte Haltung für Frauen“ durch die tropisch heißen Gänge. Sie könne im neuen Milaneo vieles sammeln, sagte die Rakers, „was ich in meine Höhle schleppen kann“. Zur grenzenlosen Erleichterung der Gäste konterte Oberbürgermeister Fritz Kuhn, er werde jetzt nicht die „Jägerperspektive“ einnehmen. Als der ECE-Chef Alexander Otto 60 000 Euro für den Stutengarten spendierte, hatten sich die Gemüter beruhigt, was auch am exzellenten Buffet und vielleicht ein klein bisschen mehr noch am Chardonnay-Sekt gelegen haben könnte.

Mit diesen Bildern im Kopf werden wir also am Dienstag durchs Dorotheen-Quartier stiefeln. Vielleicht setzen wir uns danach an die Bar in der neuen Sansibar und schauen so lange in die Glaskugellampen über uns, bis wir wenigstens ein paar Sternchen sehen.