Frankfurt ist mit seiner Bewerbung schneller gewesen als Stuttgart, deshalb findet die zentrale Eröffnungsfeier der Woche der Brüderlichkeit 2017 am Main und nicht am Neckar statt. Die hiesigen Planungen waren schon recht weit.

Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Stuttgart/Frankfurt - Eigentlich sollte der Verwaltungsausschuss am Mittwochmorgen über ein unstrittiges Thema beraten: dass die zentrale Eröffnungsfeier zur Woche der Brüderlichkeit der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit am 5. März 2017 in Stuttgart stattfindet und die Stadt sich mit 87 900 Euro an den Kosten beteiligt. Die Beschlussfassung war für Donnerstag im Gemeinderat angesetzt – alles andere als ein Durchwinken wäre eine Überraschung gewesen. Kurzfristig wurde der Tagesordnungspunkt aber für beide Tage gestrichen. Der Grund hierfür wurde im Ausschuss nicht weiter thematisiert. Wer jedoch gedacht hat, es habe sich lediglich um eine Vertagung gehandelt, irrt. Die Beschlussvorlage hat sich erledigt.

 

Die Eröffnungsfeier wird nämlich nächstes Jahr in Frankfurt am Main stattfinden und nicht in Stuttgart. „Es gab zwei Bewerber, Stuttgart und Frankfurt, die Stuttgarter haben länger gebraucht, die Frankfurter waren schneller“, berichtet der Generalsekretär des Deutschen Koordinierungsrates der Christlichen-Jüdischen Gesellschaften (DKR), Rudolf Sirsch auf Anfrage. Näher wollte er sich hierzu nicht äußern, verwies stattdessen an Ordnungsbürgermeister Martin Schairer (CDU). Der bestätigt, am Vortag, also am Dienstag, vom DKR darüber informiert worden zu sein, dass das Präsidium sich für Frankfurt am Main entschieden hat.

Gastgeber beteiligt sich nicht nur finanziell

Dabei lief eigentlich alles darauf hinaus, dass Stuttgart 2017 zum Zuge kommt – zum zweiten Mal übrigens seit 1952, als die erste Woche der Brüderlichkeit überhaupt stattgefunden hatte. Die Veranstaltung setzt sich für den jüdisch-christlichen Dialog ein und hat die Aufarbeitung des Holocaust zum Ziel. Der Generalsekretär Sirsch war im vergangenen Jahr gemeinsam mit Schairer bei Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne), um mit ihm über die Feier zu sprechen. Kuhn habe gesagt, man mache das gerne, so der Ordnungsbürgermeister, der auch Sprecher der Stuttgarter Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit ist. Dann habe man sich an die Arbeit gemacht. „Das hat gedauert, da es in unserer engen Stadt nicht ganz einfach ist, einen Saal zu finden“, erklärt Schairer, warum die Stadt die Unterlagen nicht schneller abgegeben hat. Es ist üblich, dass die Gastgeber sich nicht nur finanziell beteiligen, sondern auch einen repräsentativen Ort inklusive der technischen Ausstattung zur Verfügung stellen. Außerdem gestalten die ansässigen christlich-jüdischen Gesellschaften das Rahmenprogramm. Dass mit Frankfurt noch ein Mitbewerber hinzugekommen ist, sei ihm zwischenzeitlich mitgeteilt worden. „Wir haben es dann ja noch hinbekommen“, sagt Schairer – doch da lagen die Frankfurter Unterlagen schon vor.

Bewerbung für eines der Folgejahre

Dass die Mainmetropole also im attraktiven Lutherjahr den Vorzug erhalten hat, soll jedoch nicht zu Missstimmungen zwischen Stadt und Koordinierungsrat geführt haben: „Es gibt deshalb keinen Ärger“, versichert Schairer. Man werde sich „für eines der Folgejahre“ bewerben. In diesem Jahr ist Hannover Gastgeber.