Die Lyrikerin Tina Stroheker hat den großen polnischen Dichter Adam Zagajewski nach Eislingen eingeladen und verspürt schon vor dessen Lesung Herzklopfen.

Eislingen - Wenn der wirklich da ist, küsse ich den Boden.“ Tina Stroheker, die Eislinger Lyrikerin und Kuratorin des Poetenwegs, kann es offenbar selbst kaum glauben. Der bekannte polnische Schriftsteller Adam Zagajewski kommt nach Eislingen. Am Montag, 22. September, liest er um 19.30 Uhr in der Stadthalle. Am Vormittag ist ein Gespräch mit Schülern des Erich-Kästner-Gymnasiums eingeplant. Veranstalter sind das städtische Kulturamt und die Volkshochschule.

 

Erst Preis in Wangen, dann Lesung in Eislingen

Dass der international renommierte Autor, der 1976 im noch kommunistischen Polen mit einem Publikationsverbot belegt wurde und der 1981/1982 nach Frankreich ins Exil ging, im kleinen Eislingen Halt macht, ist der durchaus sympathischen Stroheker‘schen Chuzpe zu verdanken, die Dinge möglich macht, die eigentlich unmöglich sind. Als sie hörte, dass Zagajewski am 21. September in Wangen im Allgäu mit dem Eichendorff-Literaturpreis ausgezeichnet wird, ergriff sie die Gelegenheit beim Schopf, oder, wie sie ihre Taktik schelmisch lachend beschreibt: „Durch Zuschlagen kriege ich den her. Take a Chance.“

Ein Leben für und in der Literatur

So war es dann auch. Adam – sie ist mit Zagajewski per Du, ohne ihn wirklich näher zu kennen, weil sie eine Kollegin von ihm ist und sie auch schon mehrere Literaturveranstaltungen mit ihm moderiert hat – stimmte tatsächlich zu. Viel mehr als dieses „Ja“ sei ihm nicht zu entlocken gewesen, er sei ein sehr vergeistigter Mensch, der wirklich in der Welt der Literatur lebe.

Auf dem Eislinger Poetenweg verewigt

Die Idee, ihn nach Eislingen zu holen, kommt natürlich nicht von ungefähr. Auf dem sogenannten Poetenweg der Stadt findet sich auch eine Stele mit dem Gedicht „Suche“ von Adam Zagajewski, und zwar an prominenter Stelle, direkt vor dem Rathaus. Dass ausgerechnet dieser Text als einziger einen orthografischen Fehler aufweist, bereitet Tina Stroheker ein wenig Kopfzerbrechen. „Hinter einem Punkt folgt ein kleiner Anfangsbuchstabe statt eines großen. Das muss ich ihm leider sagen“, erklärt sie und schiebt nach, dass sie diesen Fehler bei Führungen immer für eine kleine poetologische Vorlesung nutze. „Man kann den Leuten erklären, dass man ja den Punkt durch ein Komma ersetzen könnte, dann wäre die Orthografie richtig, aber das würde auch den Sinn verändern.“

Herzklopfen vor Adams Lesung

Trotz des Herzklopfens, das sie beim Gedanken an Zagajewski befällt, freut sich Tina Stroheker riesig auf die Lesung. „Er wird auf Deutsch lesen, seine Stimme singt so, davon bin ich hingerissen.“