1000 Flüchtlinge in einer Kleinstadt auf der Alb? Viele Menschen in Meßstetten sind von den Plänen des Landes für eine Erstaufnahmestelle in ihrem Ort alles andere als begeistert. Ministerin Öney appelliert an das soziale Verantwortungsgefühl der Einheimischen.

Meßstetten - Der Andrang der Bürger war riesig - die Stimmung völlig zwiegespalten: Integrationsministerin Bilkay Öney (SPD) hat in Meßstetten (Zollernalbkreis) bei den Bürgern dafür geworben, 1000 Flüchtlinge in der Kleinstadt aufzunehmen. Viele Einheimische zeigten sich am Mittwochabend aufgeschlossen dafür - aber es gab auch kritische und teils fremdenfeindliche Stimmen. Nachdem rechtsextreme Gruppen angekündigt hatten, sich in die Veranstaltung einzumischen, war die Polizei mit einem großen Aufgebot vor Ort.

 

„Ich weiß, es gibt viele Vorbehalte, es gibt möglicherweise auch Ängste - ich nehme das sehr ernst“, versicherte Öney. Zugleich versuchte sie, den Menschen in Meßstetten die Angst vor den Flüchtlingen zu nehmen. „Es sind Menschen in Not, es sind keine Verbrecher, es sind viele Frauen und Kinder, die vor Krieg und Vertreibung fliehen“, betonte sie.

Ansturm nicht mehr gewachsen

Das Land sei verpflichtet, Flüchtlinge aufzunehmen. „Derzeit ist es so, dass sehr viele Flüchtlinge kommen.“ Deshalb sei die bislang landesweit einzige Erstaufnahmestelle in Karlsruhe dem Ansturm nicht mehr gewachsen. „Wir brauchen jetzt ganz schnell eine Lösung, damit wir die Flüchtlinge noch vor dem Winter menschenwürdig unterbringen können“, betonte Öney. „Es geht um eine Notsituation. Und deshalb müssen wir jetzt auch eine Notlösung finden.“

Meßstettens Bürgermeister Lothar Mennig (Freie Wähler) zeigte Verständnis für die Kritiker der Erstaufnahmestelle. Die Rahmenbedingungen in der Kleinstadt auf der Alb seien „alles andere als günstig“. Die Stadt mit ihrer ländlichen Struktur könne „relativ schnell an ihre Grenzen stoßen.“

Die meisten Bürger zeigten sich durchaus offen

Trotzdem müsse man anerkennen, dass es in Baden-Württemberg zwingend Handlungsbedarf bei der Flüchtlingsaufnahme gebe. „Es bleibt uns wohl gar nichts anderes übrig, als das beste daraus zu machen“, sagte der Rathauschef. Entscheidend sei, mögliche Konflikte zu erkennen und gute Lösungen zu finden. Entscheidend sei, dass Flüchtlinge und Einheimische nicht um die Hausärzte, die Kita-Plätze oder die Plätze in den ohnehin wenigen Bussen konkurrieren müssten.

Die meisten Bürger zeigten sich durchaus offen dafür, dass in der bisherigen Bundeswehrkaserne eine Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge eingerichtet wird. Sie wollten wissen, ob es für die Einheimischen in Zukunft schwieriger werde, die städtischen Sportanlagen zu nutzen, ob die Polizei verstärkt wird oder wie die Flüchtlinge betreut werden. Fremdenfeindliche Äußerungen wurden mit Buh-Rufen begleitet. Um angereisten Rechtsextremen kein Forum zu bieten, hatte die Stadt versucht, nur Bürger aus Meßstetten zu Wort kommen zu lassen.