Die Open-Source-Bewegung diskutiert in Stuttgart, wie offene Software und Daten Innovationen auf den Weg bringen können.

Stuttgart - Für den Mathematiker und Autor Gunter Dueck war die Sache klar: „Open Source ist kulturrevolutionär“, sagte er. Deutschland müsse in dieser Hinsicht noch viel umdenken. Open Source bedeutet in diesem Fall das Teilen und Offenlegen von Quellcodes sowie offene Standards und Schnittstellen in der IT-Industrie. In Stuttgart fand am Mittwoch zum ersten Mal eine Fachmesse für Open Source und Open Data, die „Open 2015!“, eine Konferenz für digitale Innovation statt. Knapp 300 Besucher kamen, Dueck hielt den Eröffnungsvortrag.

 

Themen waren Open Source, Open Data, offene Lernsoftware sowie Geschäftsmodelle auf Basis von digitaler Offenheit. Deutschland sei in diesen Bereichen in den vergangenen Jahren ins Hintertreffen geraten, sagte Peter Ganten, der Vorsitzende der Open Source Business (OSB) Alliance, einem Mitorganisator der Konferenz. Veranstalter ist die Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg.

Vorbehalte bei deutschen Unternehmen

Ganten machte mehrere Ursachen dafür aus: zum einen gebe es noch starke Lobbyeinflüsse von Softwarefirmen, die Open Source Programme als Angriff auf ihr Geschäft verstünden, zum anderen gebe es bei deutschen Unternehmen im Hinblick auf Datenschutz noch Vorbehalte gegenüber offener Software. Diese seien aber unbegründet: „Die Prozesse werden offengelegt, nicht die Inhalte“, sagte Ganten. Durch die Offenlegung des Quellcodes ergebe sich sogar eine höhere Sicherheit für die Daten, weil damit nachprüfbar sei, wer Zugriff darauf habe. Für Ganten ist klar: „Wir in Deutschland sind viel zu lange nur Konsumenten von IT-Lösungen gewesen.“ Das sei ein Innovationshemmnis.

Bevor es zu den einzelnen Fachvorträgen ging, stellten Stipendiaten des Karl-Steinbuch-Stipendiums, einer Förderung für IT-Projekte, ihre Arbeiten vor. Darunter war beispielsweise ein Biodiversitätsatlas im Südschwarzwald, zusammengestellt mit Daten, die von Privatpersonen erhoben worden waren. Das Stichwort hierzu lautet „Citizen Scientists“, Bürgerwissenschaftler.

Ein Preis für besonders innovative Programme

Ein Schwerpunkt des Kongresses waren frei verfügbare Lerninhalte, Open Educational Resources (OER) genannt. Dominic Orr, der als Berater für die OECD arbeitet, konstatierte, dass diese Materialien bisher nur informell und zur Ergänzung genutzt würden und das obwohl digitale Technik mittlerweile überall präsent sei. Der Vorteil von OER sei, dass man sie nach den eigenen Lern- und Lehrbedürfnissen anpassen und weiterverteilen könne, sagte die E-Learning-Beraterin Hedwig Seipel.

Am Abend verlieh die OSB Alliance den Osbar, den Open Source Business Award, für besonders innovative Open Source basierte Programme. Prämiert wurde eine Haus-Automations-Software, die verschiedene Steuerungsgeräte im Haus gemeinsam steuern kann, eine Software, die Laufzeiten von Support-Verträgen überwachen und steuern kann, sowie ein Programm, das eine einheitliche Lesbarkeit von elektronischen Rechnungen garantiert.