Der erste US-amerikanische Ebola-Patient st auf seiner Reise nach Texas in der belgischen Hauptstadt Brüssel zwischengelandet – und er hatte Kontakt mit Schulkindern. In den USA wächst die Kritik.

Washington - Der erste US-Ebola-Patient ist auf seiner Reise nach Texas in der belgischen Hauptstadt Brüssel zwischengelandet. Wie die liberianische Regierung am Mittwoch mitteilte, hatte der Mann bei seinem Abflug aus Liberia am 19. September kein Fieber und zeigte keine Ebola-Symptome. Damit dürfte er bei Abflug nicht ansteckend gewesen sein.

 

Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung können die Betroffenen die Seuche übertragen, sobald sie Krankheitszeichen entwickeln und so lange sie Fieber haben. Der erste bekanntgewordene Ebola-Fall in den USA schürt Sorgen, dass sich die Epidemie über Westafrika hinaus ausbreiten könnte.

Kontakt zu Schulkindern gehabt

Doch in den USA gaben die Experten vorerst Entwarnung: Die Gesundheitsbehörden in Texas teilten mit, es gebe derzeit keine Verdachtsfälle in dem US-Bundesstaat. Der Erkrankte befindet sich derzeit in einem kritischen Zustand.

Allerdings hatte der Ebola-Patient in den USA Kontakt zu Schulkindern. Fünf Kinder aus vier verschiedenen Schulen seien mit dem Patienten vor dessen Einweisung auf eine Isolierstation in Kontakt gekommen, teilte die Schulbehörde in Dallas im Bundesstaat Texas US-Medienberichten zufolge am Mittwoch mit. Die Kinder seien unter Beobachtung gestellt worden, zeigten bislang aber keine Symptome.

Insgesamt seien bislang bis zu 18 Menschen identifiziert worden, die möglicherweise mit dem Patienten in Kontakt gekommen sein könnten. Einen weiteren bestätigten Ebola-Fall gebe es bislang aber nicht, stellte die Gesundheitsbehörde von Dallas per Kurznachrichtendienst Twitter klar.

Sechs Tage nach der Landung beim Arzt

Der Mann hatte nach Behördenangaben sechs Tage nach seiner Landung am 20. September einen Arzt aufgesucht. Am Texas Health Presbyterian Krankenhaus in Dallas, wo der schwer erkrankte Patient derzeit behandelt wird, war der Patient zunächst nicht auf Ebola hin untersucht worden. Man schickte ihn mit Medikamenten wieder nach Hause. Erst zwei Tage später kam er erneut ins Krankenhaus, wurde positiv auf Ebola getestet und in eine Isolierstation gebracht. Es handelt sich um die erste Ebola-Diagnose außerhalb Afrikas seit Beginn der aktuellen Epidemie.

Nach einer Ansteckung mit Ebola-Viren dauert es der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zufolge bis zum Auftreten von Krankheitszeichen zwischen zwei und 21 Tagen, meist zwischen acht und zehn Tagen. Der Erreger wird demnach durch direkten Kontakt mit Blut und anderen Körperflüssigkeiten übertragen, die Erkrankung setzt meist mit plötzlichem Fieber, ausgeprägtem Schwächegefühl, Kopf- und Muskelschmerzen, Halsentzündung, Bindehautentzündung sowie Übelkeit ein und löst später auch Erbrechen und Durchfall aus.

Erster unkontrolliert eingereister Fall

Bislang waren alle Ebola-Kranke in den USA gezielt aus Afrika eingeflogen worden, damit sie von amerikanischen Spezialisten behandelt werden konnten. Die Nachricht vom ersten unkontrolliert eingereisten Fall hatte die Aktienkurse von mehreren Pharmafirmen steigen lassen, die an Mitteln gegen die Seuche arbeiten.

Liberia ist das von der jüngsten Ebola-Epidemie am stärksten betroffene Land. Auch in Guinea und Sierra Leone grassiert die Seuche. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt die Zahl der Toten mit 3091 bei insgesamt mehr als 6500 Erkrankten an. Den US-Behörden zufolge könnte die Zahl der Fälle im kommenden Jahr auf bis zu 1,4 Millionen steigen, sollte die Staatengemeinschaft nicht mit Nachdruck gegen die Seuche vorgehen. Auch Weltbank-Präsident Jim Yong Kim schlug Alarm. „Wenn wir Ebola jetzt nicht stoppen, wird sich die Infektion auf andere Länder und sogar Kontinente ausweiten“, sagte Kim in Washington.