Die Männer zogen in den Krieg, die Frauen mussten ran. Die Stuttgarter Straßenbahnen setzten zum Beispiel Schaffnerinnen ein, aber auch die Bienenstöcke mussten betreut werden. Dafür gab es spezielle Kurse in Hohenheim.

„Bienenkurs für Frauen und Mädchen auf Hohenheim“, so lautet die Bildunterschrift unter diesem Foto. Ein friedlicher Anblick, wie sich da die Damen in weißen Blüschen zusammen mit ihren Ausbildern um die Honigschleuder versammeln.

 

Doch schon der beigegebene Text weist auf den kriegerischen Zusammenhang. „So mancher Bienenvater hat die Arbeit an seinem Bienenstand mit dem Kriegshandwerk vertauscht, und Frau, Schwester und Tochter mußten an seine Stelle treten. Was Wunder, wenn da die Bienenkurse für Frauen und Mädchen an den Lehrbienenständen der Landwirtschaftlichen Hochschule in Hohenheim von so vielen besucht wurden.“ Noch viel größer war die Not, wenn der Familienvater, in jener Zeit klassischerweise der Ernährer, gefallen war und die Frau ihre Kinder alleine durchzubringen hatte.

Die Männer standen in Flandern, die Frauen mussten ran

Es gab zahllose nicht besetzte Stellen in der Industrie, in der Verwaltung, wohin man schaute. Die Männer standen in Flandern oder an der Ostfront, und nun mussten die Frauen ran, auch in vormals typischen Männerberufen. Ein Raunen ging durch die Stadt, als die Stuttgarter Straßenbahnen im Juni 1915 erstmals Schaffnerinnen einsetzten, ein Beruf, der bis dahin Männern vorbehalten war.

So zynisch es klingen mag: Der Erste Weltkrieg brachte die Frauenemanzipation ein gewaltiges Stück voran. Die Landwirtschaftliche Schule in Hohenheim bot nicht nur Bienenkurse für Frauen an, sondern auch für eine zweite wichtige Gruppe: „Weiterhin aber gilt es auch, Kriegsinvaliden die Möglichkeit einer lohnenden Nebenbeschäftigung zu bieten. Mit frohem Eifer gaben sich die Kriegsteilnehmer unter der sachkundigen Anleitung durch Oberlehrer Rentschler dieser friedlichen Beschäftigung hin“ – so heißt es im Begleittext weiter.

Schlechte Perspektiven für Verstümmelte

In der Tat war es eine Herkulesaufgabe, den nicht mehr kriegstauglichen Verstümmelten berufliche Perspektiven zu eröffnen. Insbesondere das Rote Kreuz richtete sogenannte Lazarettwerkstätten ein, in denen die Versehrten lernen sollten, trotz fehlender Gliedmaßen und anderer Behinderungen mit Hilfe von Prothesen, Spezialmaschinen und anderen Hilfsmitteln produktiv tätig zu werden und im besten Fall ihren Lebensunterhalt wieder selbst bestreiten zu können.

Am 26. Oktober 1917 druckte das Schwäbische Bilderblatt dieses Foto, der Fotograf wird leider nicht genannt.