Schmale Waldwege sind für Mountainbike-Fahrer normalerweise tabu. Beim ersten Rennen durch den Schönbuch wurde dieses Verbot für die 700 Fahrer jedoch aufgehoben.

Herrenberg - Benjamin Merkel hat bei der ersten „Schönbuch Trophy“ gerade das Mountainbike-Rennen über 23 Kilometer gewonnen – und ist dabei nicht einmal aus der Puste gekommen. Mit ruhiger Stimme erzählt der 24-Jährige aus Langenbrand (Kreis Rastatt) nach dem Rennen, dass er sich erst wenige Tage vorher spontan angemeldet habe – und mit knapp 55 Minuten die beste Zeit der etwa 190 Fahrer erzielt habe.

 

Weit mehr, nämlich knapp 560 Fahrer, entschieden sich für die längere Strecke über 46 Kilometer – hier triumphierte der ebenfalls 24-jährige Benjamin Pfrommer. Nach dem Rennen fielen sich der Calwer und seine Teamkollegen sofort in die Arme. Sie mussten von Ordnern von der Strecke gescheucht werden, damit nachfolgende Fahrer nicht mit ihnen zusammenstießen.

Knifflige Stellen machen den Reiz des Rennens aus

Zum ersten Mal haben am Samstag knapp 750 Mountainbike-Fahrer am Rennen durch den Schönbuch teilgenommen. Am Sonntag folgten dann 500 Läufer, die entweder zwölf oder 42 Kilometer über Stock und Stein laufen konnten. Die erste „Schönbuch Trophy“ gilt bei Teilnehmern und Organisatoren als Erfolg. Die Route verlief über Asphaltwege, Schotterpisten und schmale Waldwege.

Normalerweise sind diese für Mountainbike-Fahrer gesperrt, wenn sie schmaler als zwei Meter sind. Doch für das Rennen galt eine Ausnahmegenehmigung. „Es waren auch einige knifflige Stellen mit Wurzeln oder steilen Absätzen dabei“, sagt Benjamin Merkel, der Sieger über 23 Kilometer. „Aber das macht den Reiz von solchen Rennen aus.“

Kritiker hatten große Schäden am Wald befürchtet

Die Vorbereitung der „Schönbuch Trophy“ habe fast zwei Jahre gedauert, sagt Siegfried Zenger, der Abteilungsleiter für Regionalentwicklung und Tourismus im Böblinger Landratsamt. Wanderer und Umweltschützer hatten das Projekt im Vorfeld kritisiert. „Es wurde befürchtet, dass große Schäden am Wald entstehen“, sagt Zenger. Beim Streckenverlauf hätten die Organisatoren – neben dem Landratsamt auch die Stadt Herrenberg, der Sindelfinger Eventservice Stahl und der Dettenhauser Klaus Moser – deshalb versucht, eine für alle Beteiligten zufriedenstellende Variante zu finden.

„Es gab mindestens sieben Versionen, bis schließlich die letzte von der Forstbehörde genehmigt wurde“, erzählt Zenger. Der Abteilungsleiter ist selbst begeisterter Radfahrer. Am Samstag saß er jedoch nicht im Sattel, sondern war als freiwilliger Helfer im Einsatz – nach dem Rennen versorgte er die erschöpften Radfahrer mit Saft, Apfelschnitzen und Bananen.

Herrenberg soll sich als Mountainbike-Mekka etablieren

Die Strecke durch den Wald barg insbesondere für die Mountainbike-Fahrer einige Gefahren. „Ein Teilnehmer hat sich bei einem Sturz das Schlüsselbein gebrochen“, berichtet Klaus Moser von den Organisatoren. Der Fahrer wurde an Ort und Stelle von einem Notarzt behandelt. Während des Rennens waren etwa 150 freiwillige Helfer im Einsatz. Sie sorgten vor allem für die Streckensperrungen, aber auch für eine rechtzeitige Information für andere Waldnutzer. „An beliebten Wanderwegen haben Schilder bereits 500 Meter vor der Sperrung auf Alternativen hingewiesen“, berichtet Moser.

Aufgrund des Erfolgs der ersten „Schönbuch Trophy“ soll das Rennen im kommenden Jahr erneut stattfinden, sagt der Böblinger Landrat Roland Bernhard beim Abschluss. Es wäre ein weiterer Schritt, um Herrenberg als Ausgangspunkt für Mountainbike-Touren zu etablieren. Seit Kurzem hat auch der Herrenberger VfL-Sportverein eine eigene Radsport-Abteilung. Deren Mitglieder wollen im Schönbuch einen 450 Meter langen Parcours für Mountainbike-Fahrer einrichten. Die Arbeiten sollen in den nächsten Monaten beginnen.