Der Architektenwettbewerb zur Erweiterung der Filderhalle hat keinen Sieger. Aus zwei zweitbesten Entwürfen will die Stadt nun das Beste machen.

Leinfelden - Der große Wurf ist mit dem Architektenwettbewerb für den Umbau und die Erweiterung der Filderhalle offenbar nicht gelungen. Die Jury hat unter Vorsitz des Architektur-Professors Jörg Aldinger (Stuttgart) am Donnerstag nach einem rund neunstündigen Sitzungsmarathon keinen Sieger aus den Entwürfen gekürt, sondern am Ende einstimmig zwei gleichrangige zweite Preise vergeben und sich für zwei weitere Ankäufe entschieden. Dieses Ergebnis hat Oberbürgermeister Roland Klenk am Freitagvormittag bei einer Pressekonferenz bekannt gegeben.

 


Der Entwurf des Architekturbüros HPP Hentrich-Petschnigg & Partner rückt den Anbau relativ nah an die Bahnhofstraße heran. Foto: Norbert J. Leven

Eine gewisse Enttäuschung konnte die Verwaltungsspitze kaum verbergen: Von 25 Büros, die zum Wettbewerb zugelassen waren, hatten schließlich nur 15 einen Entwurf eingereicht. Die Gründe hat die Erste Bürgermeisterin Eva Noller, Chefin des Technischen Dezernats der Stadt L.-E., nicht erforscht. Sie vermutet aber, dass sich zahlreiche andere Wettbewerbe und die hausgemachte zeitliche Verzögerung negativ auf die Beteiligung ausgewirkt hätten. Wie berichtet konnten die Planer erst wesentlich später loslegen als vorgesehen, weil zuerst fehlerhafte Maßangaben einer Korrektur bedurften.

Zwei Ankäufe

Die beiden zweiten Preise stammen von den Architekturbüros HPP Hentrich-Petschnigg & Partner GmbH & Co. und h4a Gessert + Randecker Generalplaner GmbH. Beide Büros sind in Stuttgart ansässig. Die Anerkennungen bei dem mit insgesamt 50 000 Euro dotierten Wettbewerb gehen an die Büros „Drei Architekten und Partner“ und „Ap plan mory osterwalter vielmo architekten“, ebenfalls aus der Landeshauptstadt.

Der von HPP entworfene Anbau ist zur Bahnhofstraße hin orientiert. Er erstreckt sich weniger tief in den Stadtpark hinein. Die Architekten platzieren fünf unterschiedlich hohe Neubaukörper auf dem Gelände, auf dem heute noch die sogenannte Kino-Turnhalle steht. Dazwischen bleiben sie bei der Gebäudehöhe auf dem Niveau des heutigen Restaurants. Noller bezeichnet diesen Entwurf als „ressourcen- und kostensparend“, nennt aber auch „funktionale Mängel“ bei der Flexibilität der Raumnutzung – für den Geschäftsführer der Filderhalle GmbH, Nils Jakoby, das ausschlaggebende Kriterium.

Gläserne Fassade

Die von h4a geplante Erweiterung orientiert sich deutlich tiefer in den Stadtpark hinein. Sie lässt dafür zur Bahnhofstraße hin mehr Freiraum, benötigt aber ebenfalls die Fläche der Kinoturnhalle. Die Architekten stellen sich einen rechteckigen, flachen Bau mit Glaswänden vor. Die gläserne Fassade wird aber von der Baubürgermeisterin kritisch gesehen. Positiv bewertet sie eine Verbindung zum Studio II im Altbau, die neue Perspektiven für Foyer-Nutzungen eröffnen würde.

Die beiden Preisträger-Büros planen unter Verzicht auf das Restaurant eine zu den Sälen zentral gelegene Küche und sehen unter dem Neubauteil der Filderhalle eine Tiefgarage mit circa 75 Plätzen vor. HPP hat diese als Sackgasse geplant, was die Jury negativ bewertet hat. Die Kollegen von h4a planen neben dem Neubau eine Ausfahrt zur Bahnhofstraße. Weitere zehn Parkplätze sollen oberirdisch entstehen. Die Tiefgarage verteuert das Projekt, weil wegen Grundwasserströmen im Untergrund auf jeden Fall zur Abschirmung eine so genannte weiße Wanne erstellt werden muss.

Noch keine Tendenz

An den Architektenwettbewerb schließt sich eine Verhandlungsphase mit den beiden zweitplatzierten Büros an. Stadtverwaltung und zwei Jurymitglieder werden sich mit den Büros zusammensetzen und die Schwachstellen besprechen. Anschließend haben die Büros vier Wochen Zeit, ihre Entwürfe zu überarbeiten. Erst danach soll eine Entscheidung fallen, welcher Entwurf realisiert wird. Es gebe zurzeit „keine Tendenz“ zu einem der beiden Büros, sagte Noller. Die Bürgermeisterin und Hallenchef Jakoby sind aber überzeugt, dass die Planer die festgestellten funktionalen Defizite beheben können.

Zu den Baukosten der beiden Entwürfe will sich die Stadt erst nach den Verhandlungen äußern. OB Roland Klenk nannte lediglich noch einmal die Summe, die vor vier Jahren bereits für das Projekt ermittelt worden war: 14 Millionen Euro für Anbau, Tiefgarage und Sanierung des Altbaus. Hallenchef Jakoby geht zurzeit von einem Baubeginn Anfang 2015 und einer Bauzeit von anderthalb Jahren unter weitgehend laufendem Betrieb aus.

Schnelle Entscheidung gewünscht

Dies würde einen schnellen Abschluss der Verhandlungen mit den Büros und einen zügigen Beschluss des Gemeinderats voraussetzen. Das wäre offenbar ganz im Sinne von OB Klenk: „Wir gehen davon aus, dass der noch amtierende Gemeinderat die Weichen stellen wird.“ Seine Stellvertreterin Eva Noller will sich dagegen noch nicht auf einen Zeitplan einlassen: „Wir wissen ja noch nicht, was wir bauen.“