Der Verwaltungsrat der Stuttgarter Staatstheater hat sich festgelegt: Im historischen Opernhaus soll eine modernere Bühne Platz finden, indem man die Fassade um zweieinhalb Meter Richtung Landtag verlagert.

Stuttgart - Vor der geplanten Modernisierung des Opernhauses sind offenbar zwei für das Vorgehen und das Konzept wichtige Details geklärt. Zum einen soll im historischen Gebäude eine modernere Bühne, eine sogenannte Kreuzbühne, Platz bekommen, indem man die südliche Fassade des sogenannten Littmann-Baus um zweieinhalb Meter Richtung Landtag verlagert. Zum anderen werden die Nebenflächen, die man den Stuttgarter Staatstheatern verschaffen will, nicht auf dem derzeitigen Kulissengebäude und in einem zweiten Untergeschoss gebaut, sondern in Verlängerung des Kulissengebäudes in Richtung Königin-Katharina-Stift. Das hat Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) am Montag als amtierender Vorsitzender des Verwaltungsrats verkündet und dabei von einem „Durchbruch“ gesprochen. Seine Parteifreundin Theresia Bauer, Landesministerin für Wissenschaft und Kunst, unterstrich das bei einer Pressekonferenz im Rathaus mit ähnlichen Worten.

 

Die Erweiterung der Seitenbühne sei mit dem Plazet der Denkmalbehörden möglich, sagte Kuhn. Dazu habe man dem Denkmalschutz keine Gewalt antun müssen. Die Behörden hätten sich nach anfänglicher Skepsis dem Gedanken geöffnet. Die Mauern seien ursprünglich ja auch früher einmal „weiter draußen“ vorgesehen gewesen. Die Denkmalbehörden hätten, so Staatssekretärin Gisela Splett (Grüne) vom Finanzministerium, die denkmalschutzrechtliche Genehmigung in Aussicht gestellt. Nach Auffassung von Städtebaubürgermeister Peter Pätzold (Grüne) gibt es für diese Behörden auch positive Aspekte: So werde die Originalnutzung für das Gebäude, die man bisher erhalten habe, mit moderner Ausstattung fortgeschrieben.

Die Turnhalle der Schule soll abgerissen werden

Die Bedingungen dafür sollten im Rahmen des Architektenwettbewerbs für das Gesamtprojekt formuliert werden, sagte Kuhn, die gestalterische Lösung ebenfalls. Der Schritt ermögliche den Einbau einer Kreuzbühne. Bisher sei im Opernhaus nur jeweils ein Bühnenbild möglich, mehrere Bühnenbilder und ein schnelles Verschieben für unterschiedliche Stücke lasse das nicht zu. Jetzt erreiche man einen Qualitätssprung bei der Bühnentechnik, „so dass sich das alles lohnt“.

Die eingeforderten zusätzlichen Nebenflächen sollen in einer Erweiterung des Kulissengebäudes entstehen, für welche die Turnhalle der benachbarten Schule abgerissen wird. Die Halle soll in größerer Form auf dem Schulparkplatz neu gebaut werden, die Stellplätze darunter. Man habe auch noch Platz für die Schulhoferweiterung, sagte Baubürgermeister Peter Pätzold. Abgerissen werde die Turnhalle erst, wenn die neue fertig sei. Beim Bauen müsse man so gut wie möglich Rücksicht auf die Schule nehmen.

Die Kulturmeile in Richtung Boulevard erweitern

Dass nun doch nicht das bestehende Kulissengebäude nach oben und unten erweitert wird, habe mit städtebaulichen Erwägungen zu tun, hieß es. „Der Klotz, der da entstehen würde, wäre erschlagend“, sagte Kuhn. Einen solchen Baustein wolle man nicht neben der Kulturmeile haben, „die wir in Richtung Boulevard weiterentwickeln wollen“, ergänzte Pätzold.

Andere wichtige Aspekte wie die Kosten und die Interimsspielstätte hätten in der Verwaltungsratssitzung keine Rolle gespielt, versicherten Kuhn und Bauer. Man gehe bei der Klärung Schritt für Schritt vor. „Zahlen werden wir erst dann vorlegen, wenn wir sie einigermaßen gescheit berechnen können“, sagte die Ministerin. Ähnlich verhalte es sich beim Terminplan.

Die Zukunft des Böhm-Pavillons ist offen

Wann gebaut wird, wollte niemand mit Jahreszahlen benennen. Man wolle aber „so bald wie möglich vorankommen“ und aus der Opernmodernisierung „keine Endlosgeschichte machen“, versicherte Bauer. Bei der Frage, wann der Architektenwettbewerb für das Gesamtprojekt stattfinden kann, gab es unterschiedliche Reaktionen. 2017 halte sie für unrealistisch, sagte Staatssekretärin Splett, begleitend vom Nicken eines Fachmanns aus der Bauverwaltung des Landes. Kuhn korrigierte leicht: Einen Termin habe man nicht beschlossen. Man wolle versuchen, den Wettbewerb so zeitnah wie möglich auszuloben. „2017 ist noch nicht gerissen“, meinte Bauer.

Die Zukunft des sogenannten Böhm-Pavillons beim Innenhof der Staatstheater solle in der nächsten Sitzung des Verwaltungsrats im November sondiert werden, kündigte Splett an. Da gebe es noch mehrere Varianten – und die Frage, ob der Pavillon erhalten werden kann, wenn man die Gastronomieflächen erweitere. Über Standorte einer Interimsspielstätte habe man nicht geredet, ließ Kuhn wissen. Die Anforderungen würden noch geklärt werden. Klar sei: Der früher erwogene Interimsbau über dem Eckensee sei verworfen. Am Eckensee beginne für die Stuttgarter der Schlossgarten. Dieser Standort wäre politisch nicht möglich.