Stuttgart sollte mehr Anreize schaffen, damit junge Leute Erzieher werden und anschließend auch im teuren Ballungsraum bleiben wollen, findet Redakteurin Inge Jacobs.

Stuttgart - Nein, die Stadt Stuttgart war keineswegs untätig beim Ausbau der Kinderbetreuung. Sie hat in den vergangenen Jahren viel Geld in den Bau neuer Tagesstätten und in die Umgestaltung in Ganztagseinrichtungen investiert und tut es noch. Das war notwendig – nicht nur, aber natürlich auch wegen des Rechtsanspruchs. Die Zahl der Betreuungsplätze ist in der Folge gewachsen. Es ist auch löblich, dass sich die Stadt mit immerhin 180 Plätzen an der Praxisorientierten Erzieherausbildung (Pia) beteiligt, denn diese hat sich als Erfolgsmodell erwiesen. Sicher auch, weil die Teilnehmer an der dreijährigen Ausbildung von Anfang an in der Kita mitarbeiten und dafür auch entlohnt werden. Das städtische Jugendamt hat – wie andere Träger auch – neue Formen der Anwerbung von Fachkräften entwickelt, etwa durch Auslandsreisen nach Rumänien. Übrigens mit Erfolg, wie man hört.

 

Die bisherigen Maßnahmen zum Kita-Ausbau reichen nicht aus

Doch jetzt zeigt sich, dass alle diese Maßnahmen nicht ausreichen. Das hat mehrere Gründe. Zum einen gibt es in Stuttgart wieder mehr Kinder, was ja erfreulich ist. Zum anderen nehmen Familien heute Kinderbetreuung ganz anders in Anspruch als früher: Die Kinder werden bereits in jüngerem Alter in die Einrichtungen gegeben, und auch die tägliche Betreuungszeit hat zugenommen. Das wirkt sich natürlich auch auf den Bedarf an Fachkräften aus. Fest steht: Es gibt zu wenig.

Wie wäre es denn, an mehreren Stellschrauben zu drehen? Zum einen sollten mehr Pia-Plätze angeboten werden. Zum anderen sollten Stadt und Gemeinderat auch überlegen, ob man potenziellen Fachkräften nicht ein bisschen mehr Anreize bieten sollte, damit sie dann auch im teuren Ballungsraum bleiben wollen.

München beispielsweise setzt dies längst um, wie eine aktuelle Stellenanzeige zeigt: Neben einer München-Zulage plus einer Arbeitsmarktzulage bietet die bayerische Landeshauptstadt einer Erzieherin dort neben betrieblichem Gesundheitsmanagement auch ein verbilligtes Nahverkehrsticket. Könnte Stuttgart doch auch.