Am Donnerstag zeigt das ZDF „Es kommt noch besser“. Die mit Andrea Sawatzki und August Zirner prominent besetzte Komödie versucht sich am heiklen Thema der Arbeitslosigkeit im Alter – und rutscht in unangebrachten Zynismus ab.

Stuttgart - Was tut der Erbe einer Bekleidungsfirma, nachdem er die digitale Revolution verschlafen hat und sein Laden den Bach runtergeht? Walter Pirsch, der seine Produkte fast nur noch in Altenheime liefert und sich sowieso nie als Geschäftsmann verstanden hat, sondern lieber auf dem Tennisplatz aktiv war, verschließt die Augen vor dem drohenden Unheil. Derart macht er sich auch noch der Insolvenzverschleppung schuldig, und als das ganze Ausmaß des durch ihn selbst mit verursachten Elends deutlich wird, versucht dieser verschusselte Mensch, von August Zirner ständig errötend gespielt, zum Strick zu greifen. Doch dann kommt seine langjährige Chefsekretärin zur Tür herein, das eigentliche Opfer seiner Unfähigkeit. Ina Becker, eine stets perfekt gekleidete Dame, dargestellt von Andrea Sawatzki, hatte dreißig Jahre lang alles für ihren Betrieb getan und muss jetzt in der ZDF-Komödie „Es kommt noch besser“ darum kämpfen, wie es mit ihr – geschieden, kinderlos und Mitte fünfzig – weitergehen soll.

 

Und was sagt das Stammpublikum des Senders?

Eine spannende Frage hat sich die Drehbuchautorin Birgit Maiwald da gestellt. Sie lautet: Wie vertragen sich die Sonntagsreden von Politikern, die Menschen am liebsten bis ins Alter von siebzig Jahren oder noch länger arbeiten lassen möchten, mit der Tatsache, dass es schon ab 45 schwierig wird, einen neuen Job zu finden? Rund eine Million Arbeitssuchende sind inzwischen über fünfzig, damit gehören sie zum Stammpublikum des ZDF. Sie dürften sich nun einigermaßen hochgenommen vorkommen, falls sie ihren Donnerstagabend damit zubringen sollten, die gebührenfinanzierte, aber ideologisch höchst zweifelhafte Komödie anzuschauen.

Zugegeben: die 36-jährige Autorin hat im Umfeld der so flott „Jobcenter“ heißenden Vermittlungsagenturen recherchiert, das merkt man dem Film von Florian Froschmayer an. Wie Ina in ein Training zur Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt vermittelt wird und was sie dort über „Bewerbung, Neuorientierung und den eigenen Marktwert“ lernt, ist Standard in unserer schönen, neuen Arbeitswelt, in der lebenslange Festanstellungen nicht mehr der Normalzustand sind und der Einzelne zur Verschiebemasse von Unternehmen wird. Und auch die bunte Mischung aus Schulabbrechern, Migranten und Gestrandeten, die Ina dort trifft, geht dramaturgisch in Ordnung. Dass diese Menschen aber klischeehaft veräppelt werden und sich der Film nicht der sozialen Realität stellt, sondern routiniert die marktgängige Variante der Formel „Zusammen ist man weniger allein“ abspult, ist bedauerlich – gerade auch deshalb, weil der real existierende Wert zwischenmenschlicher Beziehungen fiktional nur noch für ein verzwungenes Halb-Happy-End ausgebeutet wird.

Lebensfreude als Billigtrost

Denn für die Betroffenen, von denen die Komödie erzählt, wird eben nicht einfach „alles gut“, wie der Schlachtruf von Walter Pirschs Tenniskumpeln lautet, die hinter der Hecke über seinen Absturz lästern, als gehöre er plötzlich nicht mehr zu ihnen. Die aus dem Arbeitsmarkt Gefallenen zählen zu einer wachsenden Gesellschaftsschicht, der die alten Sicherheiten verloren gehen, und sollten in Zeiten verbreiteter Abstiegsangst durchaus Ernst genommen werden. Wenn ein öffentlich-rechtlicher Sender, dessen Angestellte noch ganz gut von ihren Salären leben, als Antwort auf den „Dschungel der modernen Arbeitswelt“ in der Pressemitteilung zum Film die Parole ausgibt, „bescheiden werden, kleine Brötchen backen, nur so geht’s“, dann hat das angesichts der tiefer werdenden Gräben in der Gesellschaft einen Beigeschmack. Will man damit das Heer der freischaffenden Künstler trösten, die für die Anstalten immer mehr „Content“, also Inhalte, für immer weniger Geld liefern müssen?

Dass in „Es wird noch besser“ ausgerechnet die 18-jährige Enno, die aus einem Hartz-IV-Haushalt mit alleinerziehender Mutter stammt, aus den älteren Kursteilnehmern ein bisschen Herzlichkeit, Mut und Lebensfreude heraus zaubert, ist jedenfalls fast zynisch zu nennen, gerade weil Runa Greiner sie so sympathisch zu zeigen weiß. Ennos Mutter und ihre kleinen Geschwister sitzen im Film am hellichten Tag vor der Glotze, in der sich Leute wüst anschreien. Was will uns das ZDF damit sagen? Dass Fernsehen blöd macht? Das zumindest wäre in diesem Fall eine ehrliche Aussage.

Schauspielerisch indes überzeugt der Film. Neben Andrea Sawatzki, August Zirner und Runa Greiner sind auch noch andere hervorragende Darsteller zu sehen. Maximilian Brückner spielt einen depressiven Kursleiter, Claudia Eisinger eine in ihren Träumen ausgebremste Arbeitssuchende und Patrizia Moresco eine überforderte Jobcenter-Angestellte.