Muntere Diskussion am Eschbach-Gymnasium in Stuttgart-Freiberg: Donald Trumps derzeitiger Chefdiplomat in Deutschland hat mit Abiturienten gesprochen.

Freiberg - Eine Fremdsprache im Alltag nutzen zu können, im Umgang mit Muttersprachlern, das sei für die Schüler „ein richtiges Sprachbad“ – und wenn es gut läuft, „eine tolle Bestätigung und weitere Motivation fürs Lernen“, sagt Karl Martin, am Freiberger Eschbach-Gymnasium Bereichsleiter für Fremdsprachen. Dank guter Beziehungen zum Deutsch-Amerikanischen Zentrum kann „das Eschbach“ immer wieder spezifische „Sprachbäder“ bieten. Besonders spannend war es diesmal, weil auf diese Weise ein Mann an die Schule kam, der Donald Trump, den neuen amerikanischen Präsidenten, zum Dienstherrn hat: Kent Logsdon, nach der Abberufung des „Obama-Botschafters“ aktuell der höchste diplomatische Vertreter der USA in Deutschland.

 

Aus Interesse in den diplomatischen Dienst

Logdson zeigte sich vor den rund 60 Abiturienten ziemlich lässig. Ohne Krawatte, mit offenem Hemd, und als er erfuhr, dass die Abi-Prüfungen jetzt kurz bevorstehen, empfahl er: „Don’t stress!“ Er selbst freilich hatte es mit dem Ehrgeiz als junger Mann sehr ernst genommen, denn er wollte „something international“, etwas Internationales machen, hatte als Student etwa ein Praktikum beim Bayer-Konzern gemacht und dabei „viel Geld verdient“. In den diplomatischen Dienst hatte es ihn gezogen, weil man da „immer eine Menge über andere Länder, in der Rückspiegelung aber auch über das eigene Land lernen kann“. Pakistan, Thailand, Ukraine oder Kasachstan etwa waren dann Stationen. Ganz zu Beginn übrigens Stuttgart, wo er sich nicht zuletzt um die hier stationierten amerikanischen Soldaten zu kümmern hatte.

Logdson hat also ein bisschen was erlebt: „Ich habe bei Reagan angefangen, dann kam Bush, Clinton, Bush II, Obama. Und jetzt haben wir Mr. Trump“, stellte er trocken fest, von Hassan und Melissa zu seinem Weg befragt. Das war dann natürlich der Punkt, auf den angesichts der Turbulenzen der vergangenen Wochen alles hingefiebert hatte. Ein junger Mann sprach „Trumps Twitter-Attacken“ an, wollte wissen, was die Parole „Make America great again“ zu bedeuten oder wie man den „Muslim-Ban“ zu sehen habe. Der Diplomat meinte, man befinde sich in einer Phase des Übergangs, Donald Trump werde da auch „nicht richtig verstanden“. Logdsons Frau Michelle, als Kulturattachée tätig, räumte ein, dass Trump „es wie im Wahlkampf“ mache, mit den Leuten „direkt über Twitter spreche“. Aber dieses Twittern sei „noch keine Politik“.

Glattes Parkett

Diese Bemerkung zeitigte den spannendsten Moment der Begegnung, denn der junge Mann widersprach: „Doch, das ist Politik! Und ein Präsident hat eine Verantwortung für das, was er twittert oder sagt!“ Das ist ein hübscher Moment, wenn der Oberdiplomat eines Landes von einem Schüler an die Verantwortlichkeit von dessen präsidialem Dienstherrn erinnert wird! Da kann auch das diplomatische Parkett mal glatt werden, weshalb Logdson einräumte: „Es ist eine andere Art, wie Mr. Trump kommuniziert.“

Hinsichtlich „offener Fragen“ betonte er wiederholt, was zähle: Nicht nur die Beziehung der Regierungen, sondern auch die gewachsenen, auf allen anderen Ebenen: „Business, Studenten, Institutionen, Kultur. Es ist wichtig, dass Menschen sich persönlich treffen.“ Das deutsch-amerikanische Band sei stark.

Ein aparter Moment ganz zum Schluss, als der 14-jährige Sohn des Paares gefragt wurde, wie er damit klar komme, nie für lange Zeit an einem festen Ort zu sein. Der Teenager antwortete, dass er ganz froh sei, im Moment nicht in den USA zu sein: Das wäre im Moment „too much Trump“, zuviel Trump. Und durch das Reisen habe er etwas Wichtiges gelernt: „Ich bin gut darin, Freunde zu finden.“