Am 20. September findet in Eschenbach der erste Bürgerentscheid der Gemeindegeschichte statt. Es geht um den Bau einer Mehrzweckhalle. Die Bevölkerung kann das geplante Projekt stoppen – oder auf den Weg bringen.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Eschenbach - Die Fragestellung liest sich reichlich sperrig: „Sind Sie für die Aufhebung des Grundsatzbeschlusses des Gemeinderats vom 30. Juni 2015 zum Bau einer Mehrzweckhalle in Eschenbach?“ – Aus der Behördensprache übersetzt bedeutet dies, nachdem das Kommunalparlament dem Bau der Halle mit klarer Mehrheit zugestimmt hat, dass all jene, die das Projekt ebenfalls befürworten, beim Bürgerentscheid am 20. September mit „Nein“ stimmen müssen. Umgekehrt wiederum müssen die Gegner „Ja“ sagen. Tun dies 25 Prozent der Wahlberechtigten, wird das Vorhaben gekippt.

 

Notwendig ist der Urnengang wegen eines Bürgerbegehrens, für das ein Bündnis, das den Namen „Zukunft für Eschenbach“ trägt, wie berichtet, 270 gültige Unterschriften gesammelt hat. Am 7. August wurden die Listen im Rathaus abgegeben, wo man sich dann umgehend an die Arbeit machte, damit die Abstimmung so rasch wie möglich durchgeführt werden kann. Den Grund für die Eile nennt Bürgermeister Thomas Schubert, der sich in seiner bisher gut 20-jährigen Amtszeit schon mehrfach mit dem Hallen-Thema beschäftigt hat: „Wir wollen die Entwurfsplanung bis zum Jahresende stehen haben, damit wir noch die entsprechenden Zuschussanträge stellen können.“

Schubert: Infrastruktur spielt eine wichtige Rolle

Rund ein Viertel der Gesamtkosten, die sich auf rund vier Millionen Euro belaufen, sollen aus verschiedenen Fördertöpfen fließen. „Das sind aktuell belastbare Zahlen, allerdings vermag niemand zu sagen, ob das im nächsten Jahr auch noch der Fall ist“, erklärt der Schultes. Hinzu kämen im Fall des Falles weitere 800 000 Euro vom Gemeindeverwaltungsverbandspartner Heiningen, der sich damit rund 30 Prozent der Hallenstunden „einkauft“. Inklusive des bereits getätigten Grunderwerbs und der Erschließung blieben damit etwa 2,2 Millionen Euro an Eschenbach hängen.

Schubert räumt ein, „dass das für uns viel Geld ist“. Die beengte Situation in den bisher genutzten Räumen, die Diskussionen in der Vergangenheit sowie eine durchgeführte Bedarfsermittlung würden aber klar zeigen, dass eine solche Einrichtung notwendig sei. „Die Zahlen, die wir erhoben haben, sind keine Fantastereien und wurden sogar schon abgespeckt“, betont der Rathauschef. Außerdem sei der Bedarf, den die Grundschule und der Kindergarten bei einem zunehmendem Ganztagesbetrieb hätten, noch gar nicht eingerechnet, ergänzt er.

Das Bündnis „Zukunft für Eschenbach“ (BZE) zweifelt dennoch am Sinn des Vorhabens und verweist dabei unter anderem auf den demografischen Wandel. Für Thomas Schubert wiederum spricht gerade dieser Punkt für den Bau der 600 Quadratmeter großen Mehrzweckhalle: „Für junge Familien, die bei uns bauen wollen, spielt die vorhandene Infrastruktur eine wichtige Rolle. Dazu trägt auch eine solche Halle bei, die das Sporttreiben für Kinder und Erwachsene im Ort möglich macht und das kulturelle Leben bereichert“, erklärt er.

Und noch eine Bürgerversammlung

Dass die Gegner ihm und dem Gemeinderat vorwerfen, das Projekt hinter verschlossenen Türen ausgekartelt zu haben, lässt der Bürgermeister ebenfalls nicht gelten: „Wir hatten drei Bürgerversammlungen, bei denen das Thema besprochen wurde, und wir machen vor dem 20. September noch eine weitere.“ Zudem habe es mehrere runde Tisch sowie zig Veröffentlichungen im Gemeindeblättle und auf der Homepage gegeben. Für Dieter Zimmermann vom BZE steht dennoch fest, „dass die Bevölkerung nicht mitgenommen wurde, weil nur die Vertreter der Vereine mit an diesem Tisch saßen“.

Er erläutert auch, warum das Bürgerbegehren vom Bündnis erst so spät auf den Weg gebracht worden ist. „Wir haben unser Tun bei der Bürgerversammlung im Mai angekündigt, aber erst nach dem Gemeinderatsbeschluss gehandelt.“ Schließlich mache sich ja niemand gerne unnötige Arbeit, fügt er hinzu. Dass es nun zu einem Bürgerentscheid kommt, ist für den Schultes indes kein Problem. Er setze auf eine gute Beteiligung und darauf, dass gerade auch die Befürworter abstimmten. Schuberts Motto lautet: „Man muss im Leben auch mal nein sagen, um weiter zu kommen.“