Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Korrekt sein zu wollen, bedeutet nicht automatisch, richtig zu liegen – zumindest, wenn es am Ende immer noch um Verständigung und nicht um Verunklarung gehen soll. Eine Sprache, die den PC-Prinzipien genügt, dient nicht unbedingt den Grundsätzen der Kommunikation. LSBTTIQ* ist nur ein besonders augenfälliges Beispiel einer durch politische Korrektur erreichten Verschwurbelung. Es geht auch eine Nummer kleiner. So ist ein „Geflüchteter“ eben tatsächlich etwas anderes als ein Flüchtling, und ein Säugling nicht dasselbe wie ein „Gesäugter“ ist. Sprachkosmetik wird da zur schlichten Sprachmanipulation. Ob es der Emanzipation dient, wenn Radfahrer in der Straßenverkehrsordnung jetzt „Radfahrende“ heißen und Gehwege gendergerecht „Bürger*innensteige“ genannt werden sollten, darf bezweifelt werden. Auf diese Weise wird der vermeintliche Fortschritt zur Farce.

 

Wortverdreher im Geiste einer übertriebenen „Political Correctness“ liefern rechten Kritikern Totschlagargumente gegen einen sensiblen Sprachgebrauch. Wo die Liberalisierung selbst illiberale Züge annimmt, kann sich die Gegenaufklärung das Kostüm der Aufklärung überstülpen und im Namen der Meinungsfreiheit Propaganda betreiben. Wer erfahren will, was das bedeutet, muss einen Ausflug in die virtuelle Welt unternehmen, die als „politically incorrect“ ausgeschildert ist. Dort ist die französische Nationalistin Marine Le Pen regelmäßig zu Gast. Die Identitäre Bewegung mit ihren kulturrassistischen Konzepten hat Platz für Reklame. Man beklagt, unter dem „subtilen Diktat der politischen Korrektheit“ würden die Bürger „nur völlig unzureichend oder sogar verfälschend“ informiert. Da führen sich die Fürsprecher der Intoleranz auf wie Wegbereiter der Toleranz.