Unter dem Titel „Essen 4.0 – wie essen wir in der Zukunft?“ hat die Umweltakademie zusammen mit Partnern aus Wissenschaft, Lebensmittelhandwerk und dem Obst- und Gartenbau eine Veranstaltungsreihen entwickelt.

Stuttgart - Der Mensch, ist was er isst. Sollte dieer Sinnspruch tatsächlich gelten, sieht es leider nicht besonders gut aus für die Menschheit. Laut Claus-Peter Hutter, dem Leiter der Landesakademie für Natur- und Umweltschutz, leidet man hierzulande unter einer Wissenserosion in Sachen Küche, Landschaft und Landwirtschaft.“ Eine Erosion mit Folgen: Wer nichts mehr von der Entstehung und Zubereitung der täglichen Nahrung wisse, der könne weder bewusst noch nachhaltig und umweltverträglich essen.

 

Fischstäbchen schwimmen nicht im Meer

Für Hutter ist es also ein wichtiges Ziel, über viele Generationen weitergegebenes Wissen über das Essen und die Natur nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. „Heute glauben doch viele Kinder, dass Fischstäbchen im Meer schwimmen und Kühe lila sind“, sagt Hutter. Auch dass nicht alles, was wir essen, „im Supermarkt wächst“, sei längst nicht mehr allen klar. Neben den vielen Unwissenden habe sich aber auch eine kleine Schicht etabliert, die sehr viel über Nahrung wisse und sich sehr bewusst und auch regional ernähre. Aber die Schere zwischen den Gruppen, habe sich in den vergangenen Jahren immer weiter geöffnet.

Eine Entwicklung, die es zu kontern gelte, wenn man sinnvolles Wissen bewahren und sich umweltverträglich ernähren möchte. Unter dem Titel „Essen 4.0 – wie essen wir in der Zukunft?“ hat die Umweltakademie zusammen mit Partnern aus Wissenschaft, Lebensmittelhandwerk und dem Obst- und Gartenbau eine Veranstaltungsreihe kreiert, mit der das ganze Jahr über die Auswirkungen des Essverhaltens auf die Umwelt beleuchtet werden soll.

Eine 132,6 Meter lange Brotschlange

Dabei steht auch zurück zum Bewährten auf dem Programm. Am Mittwoch wurde im Rahmen von Essen 4.0 im Haus der Wirtschaft ein Rekord aufgetischt – das längste Gsälzbrot der Welt. Zusammen mit den Landesinnungsverbänden der Bäcker und Experten für Obstbau, Garten und Landschaft sowie mit der Uni Hohenheim hat man das Brot präsentiert und hinterher an Gäste und Schulkinder verteilt.

90 Kastenbrote, beschmiert mit 10 Kilo Butter und 15 Kilo heimischen Zwetschgen-, Pfirsich-, Apfel- und Johannisbeer-Gsälz (für Nichtschwaben: Marmelade) reihten sich zu einer exakt 132,6 Meter langen Brotschlange. Sozusagen als Sinnbild für eine lebendige Esstradition, hergestellt aus regionalen Produkten. Das Gsälzbrot ist auch einfach zu machen und somit alltagstauglich. Laut Claus-Peter Hutter gebe es schließlich auch immer mehr Menschen, deren Kochkünste beim Bedienen der Mikrowelle enden. „Es gibt zwar viele Kochshows, aber die Leute werden mehr und mehr zu Kochanalphabeten.“

Und unsensibel, was sie wann auf den Teller legen. Deshalb soll die Reihe Essen 4.0 auch den Blick schärfen. Spargel im Februar aus Mexiko, dazu neue Kartoffeln aus Ägypten – das sollte eigentlich nicht sein. Das Gsälzbrot sei jedenfalls aus heimischen Lebensmitteln und auch eine Rarität, was das Brot betrifft. Zum Backen wurde auch Dinkelmehl verwendet. Früher war Dinkel das Getreide der Wahl, später dann vom Weizen verdrängt. Jetzt hat die Uni Hohenheim das alte Getreide an die neuen Bedingungen der Landwitzschaft angepasst. Und so kommt Tradition ins Brot.