Die Zahl der Einwohner Esslingens wird einer Prognose zufolge bis zum Jahr 2025 um rund 5000 auf dann 96 000 anwachsen. Eine geordnete Entwicklung soll trotzdem ohne neuen Flächennutzungsplan möglich sein. Den aufzustellen, hat sich die Stadt bisher ohnehin schwer getan.

Esslingen - Das statistische Landesamt geht aktuell davon aus, dass die Zahl der Einwohner in Esslingen durch Zuzüge bis zum Jahr 2025 auf knapp 96 000 steigen könnte. Diese Trendumkehr – bisher waren Verwaltung und Gemeinderat von einer Schrumpfung der derzeit rund 91 000 Einwohner zählenden Stadtbevölkerung ausgegangen – setzt die Planer unter Zugzwang.

 

Gute Nachricht aus Stuttgart

Um die Ziele zur Stadtentwicklung zur erreichen, werkeln die Akteure an einem neuen Flächennutzungsplan – bisher allerdings ohne durchschlagenden Erfolg. Ein erster Entwurf war vor drei Jahren am Bürgerprotest gescheitert. Möglicherweise hat sich das Thema nun von selbst erledigt. Zur Freude aller Akteure hat das Regierungspräsidium Stuttgart verlauten lassen, dass ein neuer Flächennutzungsplan nicht mehr zwingend notwendig sei. Auf der Basis der bereits vorliegenden umfangreichen planerischen Voruntersuchungen soll einer geordneten Stadtentwicklung auch mit einer Teiländerung des rechtswirksamen Flächennutzungsplans aus dem Jahr 1984 Genüge getan werden. Dieser alternative Weg war der Stadt Esslingen bisher völlig verwehrt gewesen.

Die gute Nachricht hat die Stadtverwaltung dem Gemeinderat am Samstag auf dessen Klausurtagung in Bad Boll überbracht. Unabhängig davon, ob doch noch ein neuer Flächennutzungsplan verabschiedet oder der bestehende nur fortgeschrieben wird, versichern Verwaltung und Gemeinderat in einer gemeinsamen Pressemitteilung, dass die Ergebnisse des Bürgerdialogs „inhaltliche Ausgangsbasis und Geschäftsgrundlage zukünftiger Entwicklungen etwa zur Schaffung neuen Wohnraums und für die Sicherung ausreichender Gewerbeflächen bleiben“. Welchen strategischen Weg die Stadt in Zukunft einschlagen werde, soll noch vor der Sommerpause entschieden werden.

In der Anschlussunterbringung fehlen in diesem Jahr noch mehr als 200 Plätze

Ein Grund für die steigenden Einwohnerzahlen ist der Zuwachs, den Esslingen in der Folge der Flüchtlingsbewegung erwartet. Für das laufende Jahr geht der Landkreis Esslingen von rund 520 anerkannten Asylbewerbern aus, die von der vorläufigen Unterbringung in die Obhut der Stadt wechseln werden. Um sie aufzunehmen, fehlen nach Einschätzung des Sozialamts bisher noch rund 200 Unterbringungsmöglichkeiten. In der Praxis dürften es weit mehr sein. Auch ein Teil der derzeit in der Stadt untergebrachten rund 80 unbegleiteten Jugendlichen wird, sofern er im Laufe des Jahres das 18 Lebensjahr vollendet hat, zu Bürgern und Bürgerinnen der Stadt Esslingen. Obendrauf kommt noch ein geschätztes Plus von 25 Prozent in Folge des Familiennachzugs. Um der Herausforderung Herr zu werden, hat die Verwaltung ein Strategiepapier vorgelegt, das jetzt in die Fachausschüsse des Gemeinderats geht. Am 2. Mai will der Rat über die darin erarbeiteten Schwerpunkte bei der Anschlussunterbringung und den Strategien zur Integration und Teilhabe entscheiden.

Weitgehend entspannt hat sich dagegen die Lage bei der vorläufigen Unterbringung der im Landkreis gestrandeten Flüchtlinge. Einer Mitteilung der Stadt zufolge leben derzeit rund 900 Menschen in Wohnungen sowie in Gemeinschafts-und Notunterkünften im Stadtgebiet. Bis zum Jahresende muss Esslingen 1750 Plätze zur Verfügung stellen. „Diese Quote wird die Stadt mehr als deutlich erfüllen können“, heißt es in der Mitteilung.