Mit einer Traktor-Demonstration protestieren Landwirte am 21. Oktober gegen den Flächennutzungsplan.

Esslingen - Auf Esslinger Markung sind 43 Prozent der Flächen überbaut. Sollte der Flächennutzungsplan so verabschiedet werden wie es der Vorentwurf vorsieht, befürchten örtliche Landwirte die Versiegelung von weiteren rund 30 Hektar bisher landwirtschaftlich genutzter Fläche. Dies wollen Bauern und Gärtner nicht hinnehmen und kündigen für Freitag, 21. Oktober, eine Traktor-Demo mit Abschlusskundgebung auf dem Esslinger Marktplatz an.

 

Industriepolitik drängt Landwirtschaft in die Enge

Unterstützt werden die Gärtner und Landwirte unter anderem vom Aktionsbündnis Lebenswertes Esslingen sowie den Umweltschutzorganisationen Bund und Nabu. Die Kundgebung auf dem Marktplatz beginnt um 16 Uhr. Der Agraringenieur Thomas Diehl zeigt in einem Vortrag die Folgen auf, die der von ihm befürchtete Ausverkauf der Esslinger Kulturlandschaft auf das Stadtklima und die regionale Nahrungsmittelproduktion hätte. Mit Blick auf die bereits einige Jahre währende öffentliche Diskussion über den Esslinger Flächennutzungsplan plädiert Matthias Strobl in seinem Vortrag für eine „zukunftsfeste Siedlungspolitik“. An dem Nachmittag werden zudem frische Milch aus Sulzgries, Apfelsaft und Äpfel von Esslinger Streuobstwiesen sowie Gemüse und Kräuter der Saison angeboten.

Diese Vielfalt ist laut Thomas Diehl bedroht. Der frühere RSKN-Bürgerausschuss-Vorsitzende kritisiert den Oberbürgermeister Jürgen Zieger, der sich bei SWR Pfännle zu regional erzeugten Lebensmitteln bekannt hatte. Dies sei offenbar ein Lippenbekenntnis. Diehl warnt vor dem Hintergrund weltweit knapp werdender Ackerflächen vor einem Verlust der Versorgungsautonomie mit Lebensmitteln. „Der Hunger kommt schneller als der Öltank leer ist“, sagt Diehl plakativ.

Landwirte schätzen fruchtbare Böden und mildes Klima

Konkret befürchten Gärtner und Landwirte Flächeneinbußen im Neckartal sowie im Esslinger Norden bei Sulzgries und Rüdern. Im Neckartal entzündet sich der Widerstand an einer möglichen Zufahrt zu einem verlängerten Industriegebiet Danfoss-Areal. Hinzu kommen Wohnbaupläne zwischen Weil und der Pliensauvorstadt. Auch im Norden soll im Gebiet Kastenäcker der Wohnungsbau fortschreiten.

Dieter Clauss schätzt den fruchtbaren Schwemmlandboden und das milde Klima im Neckartal. Sein Feingemüse – die ganze Bandbreite von Salaten, Radieschen, Rettich bis hin zu Lauch und Blumenkohl – gedeiht dort besonders gut. Ebenso wie sein Kollege Horst Binder, der sich auf die Produktion von Kräutern spezialisiert hat, fürchtet Dieter Clauss um die Zukunft seiner Branche. Die lokalen Erzeuger kritisieren eine kurzsichtige Politik und fordern Korrekturen im Flächennutzungsplan. Denn sind wertvolle Böden erst einmal versiegelt, so sind sie unwiederbringlich verloren, geben die Bauern zu bedenken.