Der Kultur- und Schulausschuss des Esslinger Kreistags hat die Pläne, im Freilichtmuseum Beuren ein Erlebnis- und Genusszentrum einzurichten, für gut geheißen. Über die Kosten ist nicht gesprochen worden.

Beuren - Mehr als 600 Obstbäume, Äcker mit alten, wiederbelebten Getreidesorten, Bauerngärten mit Omas Gemüse, Schneckengarten, Mosttage, eine ambitionierte Museumsgastronomie – der Tisch im Freilichtmuseum Beuren ist schon lange gerichtet. Jetzt soll über diesem Tisch ein Dach gezimmert werden. „Erlebnis- und Genusszentrum für traditionsreiche regionale Sorten und Lebensmittel“ heißt das Konstrukt, an dem die Museumsleitung mit inzwischen knapp 30 Partnern arbeitet.

 

Zentrales Element des von der Agentur Kohl & Partner moderierten Prozesses ist ein „Haus der Sortenvielfalt“. Das verfügt mindestens über eine Schauküche und einen Raum für die Dauerpräsentation alter regionale Getreide-und Obstsorten. Was dort ausgestellt und produziert wird, darf von den Museumsbesuchern auch geschmeckt werden – Querbezüge zu Äckern, Gärten und der Gastwirtschaft inklusive. Veranstaltungen, Märkte, Seminare, Führungen und der Produktverkauf sollen über die Grenzen des Museumsdorfs hinaus eine Strahlkraft in die Region Stuttgart hinein entwickeln.

Die erste Hürde ist übersprungen

So weit die Theorie. In der Praxis haben die entsprechenden Pläne immerhin eine erste, wenn auch vergleichsweise niedrige Hürde übersprungen. In seiner jüngsten Sitzung hat der Kultur- und Schulausschuss des Kreistags das Konzept, das von der Museumsleitung und ihren inzwischen 30 Partner erarbeitet worden waren, jetzt zustimmend zur Kenntnis genommen. Die Zustimmung ist der Ratsrunde umso leichter gefallen, als dass die mit „Handlungsempfehlungen“ überschriebene Verwaltungsvorlage das Thema Finanzen noch ausgeklammert hat.

Bisher hat der Landkreis als Träger des Freilichtmuseums lediglich die 30 000 Euro in die Hand genommen, die für die im Ausschuss vorgestellte Machbarkeitsstudie vorgesehen war. Im noch nicht abschließend verhandelten Haushaltsplan für das kommenden Jahr sind für die „Umsetzung von Maßnahmen“ 150 000 Euro eingestellt. „Das Konzept des Erlebnis- und Genusszentrums mit der Konzentration auf traditionsreiche regionale Sorten und Lebensmittel ist zukunftsweisend, noch dazu in einer idealen Umgebung am Albtrauf“, fasste Ilona Koch (CDU) die Einschätzung des Ausschusses zusammen. Für den Landkreis, und auch für die vielen Kooperationspartner des Museums, werde es aber erst richtig spannend, wenn es ums Geld gehe, sagte sie unter beifälligem Kopfnicken ihrer Ratskollegen.

Finanzierung am Kreishaushalt vorbei ist möglich

Die Spannung dürfte sich nach der Einschätzung des Esslinger Landrats Heinz Eininger, in Grenzen halten. Der überwiegende Teil der Kosten müsse „von außen“ zu stemmen sein, sagte er. „Wir setzen darauf, dass wir für das Projekt Drittmittel einwerben können“, so der Kreischef. Zudem müsse sich der Förderverein des Museum „in hohem Maße“ einbringen. „Ich bin zuversichtlich, dass wir die Finanzierung weit gehend außerhalb des Kreishaushalts hinkriegen können“, sagte Eininger.

Der Boden, auf dem das Erlebnis- und Genusszentrum wachsen soll, ist zumindest gut gedüngt. Unmittelbar vor der Diskussion um die Zukunftsvision hatte die Museumsleiterin Steffi Cornelius die Bilanz des am 1. November ausgelaufenen Museumsjahrs vorgelegt. Demnach haben zwischen April und November 78 008 Besucher die Museumstore passiert – trotz des verregneten Frühsommers sind das 3000 mehr als kalkuliert. Tragende Säulen der Museumsarbeit waren die museumspädagogischen Aktionen und Führungen. 800 Gruppen sind 2017 durch das Museumsgelände geführt worden, zehn Prozent mehr als im vergangenen Jahr.