Der Sozialausschuss ringt lange um Formulierungen im Grundsatzbeschluss zur künftigen Schullandschaft

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Esslingen - Bis zum Einbruch der Dunkelheit haben die Mitglieder des Esslinger Sozialausschusses am Mittwoch um Formulierungen gerungen. Kein Wunder, denn es ging um das neue Gesicht der Esslinger Schullandschaft und damit um 48 bis 70 Millionen Euro Investitionen. Eigentlich war an diesem Abend ein Beschluss vorgesehen, aber auf Antrag der SPD wurde das Thema zur Entscheidung an den Gemeinderat weitergereicht. Dieser soll die Frage am 17. Oktober abschließend behandeln. Allerdings zeichnete sich in der Ausschusssitzung ab, dass das Konzept eine Mehrheit finden wird.

 

Nach dem neuen Schulkonzept sollen die Werkrealschulen langsam auslaufen. Die Schüler sollen in Gemeinschaftsschulen unterkommen, die zusammen mit den Gymnasien der Stadt die zweite Säule der weiterführenden Schulen bilden. Gleichzeitig werden aber verschiedene Realschulen im Stadtgebiet erhalten.

Nachdem die damals grün-rote Landesregierung die verbindliche Grundschulempfehlung abgeschafft hatte, merkte die Stadt Esslingen schnell, dass die vorher mit viel Engagement und Geld aufgebauten Werkrealschulen keine Zukunft mehr hatten. Der renommierte Tübinger Pädagoge Thorsten Bohl hatte für Esslingen ein Konzept erarbeitet, das die Stadt in vier Bezirke aufteilte, mit je einem Gymnasium und einer Gemeinschaftsschule. Das hatte zu Protesten von Eltern geführt, aber auch die CDU wollte nicht einfach die gut funktionierenden Realschulen der Stadt zu Gunsten der Gemeinschaftsschulen opfern, Zudem waren nach dem Bohlschen Konzept die Gemeinschaftsschulen Ganztagsschulen, und nicht alle Eltern wollten, dass ihre Kinder den ganzen Tag in der Schule sind. Nach langer Debatte wurde im Gemeinderat ein Arbeitskreis für Schulentwicklung eingesetzt, der das nun vorliegende Konzept (siehe Kasten) erarbeitet hat.

Am Mittwochabend wurden vor allem drei Punkte angesprochen. So wurde kritisiert, dass die letzten Werkrealschüler in der Adalbert-Stifter-Schule in der Pliensauvorstadt untergebracht würden. Es war von einer „Ghettoisierung“ die Rede, eine Formulierung, die etlichen Gemeinderäten ziemlich sauer aufstieß. „Uns sind alle Schüler gleich lieb“, betonte Annette Silberhorn-Hemminger von den Freien Wählern daher.

Der Esslinger Kultur- und Sozialbürgermeister Markus Raab hatte den Arbeitskreis geleitet, der vom Büro Schneidermeyer unterstützt worden war. Zur Zukunft der Adalbert-Stifter-Schule sagte er, die Stadt werde ein Gremium aus bundesweit führenden Experten einberufen, und sie ein Konzept ausarbeiten lassen. „Welche Schule hat denn so eine Chance?“, frage er rhetorisch. Anstoß erregte bei der SPD die Formulierung, man habe das Konzept im Ausschuss „einstimmig beschlossen“, die Formulierung wurde in „einvernehmlich getroffen“ abgewandelt. Die SPD ging jedoch immer noch nicht mit, weil sie sich an einer weiteren Formulierung störte, nämlich daran, dass die Schillerschule die Federführung haben solle, wenn sie mit der Katharinenschule fusioniere. Daraufhin erklärten die anderen Fraktionen, dass man sich im Arbeitskreis auf diese Formulierung einvernehmlich geeinigt habe.

Auf eines konnte sich der Ausschuss leichter einigen: Bernd Berroth, der Leiter des Esslinger Amtes für Erziehung und Bildung, bekam einen lang anhaltenden Applaus, als ihm Rena Farquhar (FDP) bescheinigte, bei der Schulentwicklung sehr gute Arbeit geleistet zu haben,