Die Stadt Esslingen steht unter Druck. Bis zum Jahresende fehlen derzeit Wohnungen für circa 200 Geflüchtete, die eine Anschlussunterbringung benötigen. Die Stadt hofft, vom Landkreis vorläufige Unterbringungen zu erhalten, um diese in dauerhafte umzuwandeln.

Esslingen - Je näher das Jahresende rückt, desto größer wird der Druck im Esslinger Rathaus: zusätzlich zu den vielen Wohnungssuchenden muss die Stadt im Jahr 2017 laut dem Bürgermeister Markus Raab rund 650 geflüchteten Menschen eine Anschlussunterbringung ermöglichen. Gerne würde die Stadt eine der größeren vom Landkreis betriebenen Erstunterbringungen, wie beispielsweise die Einrichtung an der Kornhalde in Sulzgries, in eine Anschlussunterbringung umwandeln. Doch bislang erteilt der Landkreis der Stadt hier eine Absage.

 

„Der Landkreis hat nicht nur der Stadt Esslingen, sondern allen Kommunen im Kreis angeboten, über die Frage der Umwandlung von vorläufigen Unterbringungen in Anschlussunterbringungen zu sprechen“, erklärt Peter Keck. Laut dem Sprecher des Landratsamtes handle es sich in Esslingen um acht Objekte, die circa 150 Menschen Platz bieten. Schon im September sollen die ersten Wohnungen an die Stadt übergeben werden.

Bemühungen der Stadt reichen bislang nicht aus

Da es sich dabei um einzelne Wohnungen und kleinere Wohnhäuser handelt, die verteilt im Stadtgebiet liegen, kollidiert das Vorgehen nicht mit dem Esslinger Konzept, das einen dezentralen Ansatz bei der Unterbringung verfolgt. Doch die Plätze der Stadt reichen nicht aus, um ihrer für dieses Jahr auferlegten Verpflichtung nachzukommen, 650 Menschen ein Dach über dem Kopf zu geben.

So liebäugelt man im Rathaus damit, eine größere Einrichtung wie die Erstunterbringung in Sulzgries in eine Anschlussunterbringung umzuwandeln. „Die meisten vorläufigen Unterbringungen sind als dauerhafte geeignet“, teilt Raab mit. Diese würden dem Bürgermeister zufolge jedoch mit weniger Menschen belegt. Von Januar kommenden Jahres an gilt als Mindestwohnfläche pro Person ohnehin statt derzeit 4,5 Quadratmeter sieben Quadratmeter.

„Wir sind also schon lange dabei, Wohnungen von privaten Vermietern, wie der Baugenossenschaft oder der Esslinger Wohnungsbaugesellschaft für die Anschlussunterbringung anzumieten“, betont Raab. Zudem würden in diesem Jahr zwei Hoffnungshäuser (wir berichteten) mit rund 70 Plätzen eröffnet, das dritte sowie eine weitere Unterbringung mit insgesamt 135 Plätzen würden 2018 fertiggestellt. Doch laut Markus Raab reichen all diese Bemühungen nicht: „Aktuell fehlen uns Ende 2017 noch 200 Plätze.“

Im Herbst könnte eine Entscheidung fallen

Peter Keck teilt auf Nachfrage jedoch mit, dass man der Kommune die fünf großen Unterkünfte am Bernhard-Denzel-Weg, an der Schorndorfer Straße, der Klosterallee, der Rennstraße und der Kornhalde vorerst nicht überlassen könne, da unklar sei, wie viele Menschen auf der Flucht noch einträfen in Esslingen. „Ob und zu welchem Zeitpunkt eines oder mehrere dieser Objekte an die Stadt abgegeben werden können, hängt von der weiteren Entwicklung ab. Hierüber soll im Herbst entschieden werden“, so Keck. Aktuell rechne man mit 1000 Menschen, die der Landkreis in diesem Jahr aufnehmen müsse – 450 seien es im ersten Halbjahr gewesen. Die Stadt habe in diesem Jahr – einschließlich des anzurechnenden Familiennachzugs – bereits etwas mehr als 290 Geflüchteten eine Unterbringung verschafft. „Damit ist die Stadt die Kommune, die seit Januar die meisten Flüchtlinge in Kreis in der Anschlussunterbringung aufgenommen hat“, lobt Peter Keck.

Auf dem freien Wohnungsmarkt haben Asylsuchende, die auf Dauer bleibeberechtigt sind, Schwierigkeiten, selbst eine Wohnung zu finden. Scheitern sie bei der Suche, kommen sie in einer Anschlussunterbringung unter. Dafür sind die Kommunen zuständig. Der Kommune steht dabei frei, sowohl Wohnungen als auch Gemeinschaftsunterkünfte zu stellen.