Erstmals empfangen 13 Kinder und Jugendliche aus acht Familien gemeinsam das Sakrament der Taufe. Sie feiern dieses Fest am Samstag, 14. Oktober, in der Esslinger Frauenkirche.

Esslingen - Üblicherweise werden Taufen im engen Familienkreis gefeiert – klassisch im Rahmen des Sonntagsgottesdienstes, mit anschließendem Mittagessen und Kaffeetrinken mit Verwandten und Freunden. Die evangelische Stadtkirchengemeinde Esslingen bietet erstmals eine Alternative zur herkömmlichen Taufe an. Am Samstag, 14. Oktober, veranstaltet sie von 14 Uhr an ein Tauffest, bei dem 13 Täuflinge im Alter zwischen einem und zwölf Jahren in der Esslinger Frauenkirche das Sakrament empfangen.

 

Freilich habe er diese Form der Taufe nicht erfunden, gibt der Dekan Bernd Weißenborn zu. Tauffeste gebe es in der evangelischen Kirche schon seit rund zehn Jahren, hauptsächlich im Norden der Republik. Im Süden seien sie relativ selten, ihm seien Tauffeste in Karlsruhe mit 110 Täuflingen und vor einigen Jahren in Stuttgart-Zuffenhausen bekannt. Doch dieses Angebot an die Gemeindemitglieder sei durchaus sinnvoll. Oft könnten sich Familien die Ausrichtung einer Tauffeier mit Mittagessen und Kaffeetafel schlicht nicht leisten. Oder es sei der richtige Zeitpunkt verpasst worden, um die Kinder taufen zu lassen.

Angebot passt zu den Bedürfnissen der Menschen

Das neue Angebot passe zu den Bedürfnissen der Menschen, glaubt Bernd Weißenborn. Zumindest ist er mit der Resonanz auf die Aktion der Stadtkirchengemeinde nicht unzufrieden. Insgesamt seien 200 Familien, in denen ungetaufte Kinder leben, angeschrieben worden. Acht Familien hätten insgesamt 13 Täuflinge angemeldet.

Beim Vorbereitungsabend im Beblinger Gemeindehaus sei es recht „wuselig“ zugegangen, berichtet Bernd Weißenborn. Das bunte Treiben hat dem Dekan offenkundig gut gefallen, denn er blickt nun schon mit Spannung und Vorfreude dem Fest entgegen, bei dem er mit 100 bis 150 Besuchern rechnet. In der Frauenkirche werde es „sehr würdevoll“ begangen – mit einem Gottesdienst, einer Vorstellung der Täuflinge und mit Musik , die die ganze Familie anspricht. An drei verschiedenen Taufbecken würden die Kinder und Teenager dann von Bernd Weißenborn sowie der Pfarrerin Brigitte Müller und ihrem Kollegen Christoph Bäuerle getauft. Anschließend kommen die Täuflinge mit ihren Angehörigen im oder vor dem benachbarten Beblinger Gemeindehaus zusammen, um gemeinsam die Taufe bei Kaffee und Kuchen ausklingen zu lassen.

Tauffest soll sich etablieren

Der Pfarrer Matthias Weida, der das Fest organisiert, glaubt fest an eine von diesem ausgehende Signalwirkung. Die Menschen registrierten durch die Kontaktaufnahme, „dass es da eine Gemeinschaft gibt, die sich für die Kinder interessiert, sich ihrer annimmt“. Auch der Dekan Bernd Weißenborn ist überzeugt, dass das neue Angebot „der Kirche irgendwie ganz gut tut“. Matthias Weida kann sich vorstellen, alle zwei bis drei Jahre ein solches Tauffest anzubieten, wenn es sich denn etabliert.

Die „neue und spannende“ Form der Taufe sei nicht aus einer Not heraus ins Leben gerufen worden, beteuert Weißenborn. Die Zahl von jährlich 20 bis 30 Täuflingen in der Esslinger Stadtkirchengemeinde sei stabil. Aber ein solches Tauffest öffne die Kirche möglicherweise für Menschen, „die bisher nicht erreicht wurden“.