Weht auf dem Schurwald genug Wind, dass sich Windräder lohnen? Das wollen die Stadtwerke Esslingen und die EnBW in Karlsruhe herausfinden. In wenigen Wochen wird ein Windmessmast gebaut.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Esslingen - Ob der Wind auf dem Schurwald so stark bläst, dass es sich lohnt, Windräder zu bauen, ist eine spannende Frage: Ein Messmast soll dazu Auskunft geben. Wie die Stadt mitteilt, steht der Bau des Mastes unmittelbar vor der Genehmigung. Ein Bescheid vom Landratsamt ist schon bei der Stadtverwaltung. Darin steht, dass es nur noch an der Ausgleichsfläche hängt, die die EnBW für das Gelände bereitstellen muss, auf dem der Mast errichtet wird. Im Esslinger Rathaus ist man optimistisch, dass die EnBW bald die geforderte Ausgleichsfläche anschafft. Das Baurechtsamt will den roten Punkt im Frühjahr ausstellen und im Frühsommer kann dann gebaut werden.

 

Das etwa 140 Meter hohe Bauwerk soll an der südlichen Schurwaldkante stehen, zwischen dem Weißen Stein und der Eisernen Hand. Der Betreiber ist eine Tochtergesellschaft der beiden Mütter, der EnBW und der Stadtwerken Esslingen.

Kompliziertes Genehmigungsverfahren

Das Genehmigungsverfahren für den Masten sei überaus kompliziert gewesen, klagt Roland Karpentier, der Pressesprecher der Stadt Esslingen. Erstmals habe man auch die Flugsicherung des Stuttgarter Flughafens mit im Boot gehabt, die sich bisher aus der Diskussion um die Windräder auf dem Schurwald herausgehalten hatte, mit dem Argument: Man werde erst eine Stellungnahme abgeben, wenn ein konkreter Bauantrag vorliege.

Das ist nun der Fall und Roland Karpentier spricht von „positiven Signalen der Flugsicherung“, wobei nicht nur die zivile Luftfahrt ein Wörtchen bei der Windkraft mitredet, sondern auch die militärische Flugsicherung. Denn der Stuttgarter Flughafen dient für die amerikanischen Streitkräfte als Operationsbasis. „Bei dem Genehmigungsverfahren waren manchmal bis zu 15 Leute anwesend“, sagt Karpentier. Er wiederholt die Kritik, die auch der Esslinger Oberbürgermeister des öfteren geäußert hat: „Wenn das Land und der Bund die Energiewende wollen, dann müssen sie uns auch das politische Rüstzeug für den Bau von Windrädern liefern.“

Der Messmast an der Schurwaldkante soll ein Jahr lang stehen. Die Messungen würden wissenschaftlich begleitet, sagt der Esslinger Stadtwerke-Direktor Werner Lotz. Denn man müsse ja einschätzen, ob 2014 ein windreiches oder ein windarmes Jahr gewesen sei, um weitere Prognosen zu stellen.

Weniger erbaut über den Messmasten als Vorläufer für die großen Windräder ist die Bürgerinitiative „Mensch und Natur“. Die Initiative sieht den Bau von Windkraftanlagen in den Naturräumen als einen Prozess der Industrialisierung mit weitreichenden negativen Folgen für Mensch und Natur.

Verhängnisvoller Irrweg, findet die Initiative Mensch und Natur

Gerti Stiefel, die Vorsitzende der Initiative, findet, dass es keine grüne oder saubere Energie gebe. Jede Form der Energieerzeugung berge ökologische Probleme. Daraus schließt die Bürgerinitiative, dass die einzig wirklich umweltfreundliche Energie diejenige Energie sei, die eingespart werde. Im windschwächsten Bundesland Baden-Württemberg befinde man sich auf „einem verhängnisvollen Irrweg“, sagt die Initiative weiter. Durch den Bau von Windkraftanlagen blieben die beiden Schutzgüter „Mensch“ und „Natur“ weitgehend auf der Strecke.