Die Italienerin Elena Giuseppino verteilt Glückskekse in der Stadt. Ihr Anliegen: Den Menschen eine Freude machen. Jeden Tag legt sie die süße Überraschung an einem anderen Ort in Esslingen aus.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Esslingen - Ihr Mann war dagegen – der ist ja auch Deutscher. Die Italienerin Elena Giuseppino aber hatte beschlossen, den Menschen in Esslingen eine Freude zu machen: Deswegen legt sie täglich einen Glückskeks in der Stadt aus. Die Kekse sind in Plastik eingeschweißt und an eine ebenfalls in Plastik eingeschweißte Karte mit einem QR-Code und der Adresse ihres Blogs geheftet. Auf die Karte hat sie in freundlich-bunter Handschrift folgenden Satz gemalt: „Heute gibt es eine kleine Portion Glück.“ In den Keksen befinden sich Spruchbänder mit Lebensweisheiten, die Elena Giuseppino aus dem Internet oder aus Büchern abgeschrieben hat.

 

Wer aufmerksam durch Esslingen geht, wird die Plätzchen auf den Plätzen und Straßen entdecken. Wer nicht genau hinsieht, hält die Glückspost wohl für Werbung. Daher rühren auch die Bedenken von Elenas Mann Michael, der fürchtet, dass sich die Leute über die vermeintliche Werbung beschweren würden.

Elena Giuseppino hat normalerweise einen Kochblog, in dem sie Rezepte nicht nur aus Mamas Küche veröffentlicht. Es empfiehlt sich, ihren Blog nicht gerade vor der Mittagspause anzugucken, sonst besteht die Gefahr, angesichts des bevorstehenden Kantinenessens in Tränen auszubrechen. Die angehende Lehrerin ist 26 Jahre alt und will Chemie und Biologie unterrichten. Sie empfindet sich als positiver Mensch und will die Esslinger an dieser Einstellung teilhaben lassen. Elenas Lieblingsspeisen sind übrigens Risotto und Schokoladenkuchen.

In einer Zeitschrift las sie von der Idee, Glückskekse selbst zu backen und zu verteilen – und war begeistert. Zunächst übte sie sich im Kekse-Backen, was anscheinend nicht ganz einfach ist, denn erst nach ein paar Versuchen fand sie ein passendes Rezept. Immer zehn Kekse backt sie auf einmal. Wenn die Plätzchen direkt aus dem Ofen kommen und noch ganz heiß sind, kann man sie falten und biegen, damit sie die muschelförmige Gestalt annehmen mit der Höhlung für den Spruch. Sind sie erkaltet, werden sie spröde und behalten ihre Form.

Eine kleine Freunde an einem tristen Tag, wer könnte da etwas dagegen haben? Auf ihrer Homepage finden sich viele Kommentare, die Elena Giuseppino zu der Idee gratulieren oder ein Foto schicken. „Simon, das Glückskeksmonster“ schrieb beispielsweise: „Heute morgen war ich in der städtischen Bibliothek in Esslingen und musste noch Mahngebühren begleichen, da ist ein Schwabe für gewöhnlich nicht so heiter gestimmt. Dann habe ich diesen Keks entdeckt und ihn sofort gefressen. Er hatte keine Chance! Nach diesem lüsternen Akt ging es mir etwas besser, und die Gebühren waren kein Thema mehr.“

Solche Sätze bestätigen Elena Giuseppino darin, die Welt schöner zu machen, indem sie anderen eine Freude bereitet. Damit die Aktion nicht nur einen Anfang, sondern auch ein Ende hat, beschloss sie, jeden Tag nur einen Keks zu deponieren und am 31. Dezember damit aufzuhören. Wer diesen Keks findet, der wird garantiert ein glückliches neues Jahr vor sich haben.