Benedikt Stegmayer kümmert sich seit Anfang November um die Esslinger Kultur. Der 34-Jährige hat viele Ideen und setzt auf sein hoch motiviertes Mitarbeiterteam.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Solche Töne hat man lange nicht mehr aus dem Esslinger Kulturamt gehört: „Ich bin froh, dass ich ein so hoch kompetentes und engagiertes Team getroffen habe, das sich weit über den normalen Büroschluss hinaus für die Esslinger Kultur engagiert“, sagt Benedikt Stegmayer. Seit dem 1. November ist der 34-Jährige der neue Leiter des Kulturamts.

 

Zur Erinnerung: Stegmayers Vorgängerin Christine Mast, die nach rund einem Jahr ihren Stuhl in Esslingen räumen musste, war einst beim Esslinger Oberbürgermeister vorstellig geworden und hatte die Entlassung eben genau jener nun hoch gelobter Mitarbeiter des Kulturamts gefordert. Doch nicht nur klimatisch scheint sich die Situation im Kulturamt deutlich verbessert zu haben. In der Stadtverwaltung genießt Stegmayer mit seiner ruhigen, die Mitarbeiter in die Diskussionen einbeziehenden Art bereits jetzt eine hohe Wertschätzung. Die Hoffnung wächst, dass man nach zwei misslungenen Anläufen nun einen Intellektuellen gefunden hat, der langfristig in die großen Fußstapfen des gestorbenen Kulturreferenten Peter Kastner treten kann.

Eine Kulturkonzeption muss her

Benedikt Stegmayer wirkt undogmatisch und pragmatisch. Die Frage, ob sich ein Kulturamt mit eigenen Veranstaltungen ins Kulturleben der Stadt einbringen sollte, oder ob man sich als städtischer Vertreter als Dienstleister der freien Szene sehen sollte, findet er befremdlich: „Es ist vollkommen egal, wer gute Arbeit macht. Es gibt hervorragende private und städtische Initiativen hier in Esslingen. Was wer sinnvollerweise macht, muss man deshalb ganz einfach von Fall zu Fall entscheiden.“

Eine Aufgabe, die ihm niemand abnehmen wird, steht ganz vorne auf seiner To-Do-Liste. Stegmayer soll im kommenden Jahr für Esslingen eine neue Kulturkonzeption erarbeiten, die als Grundlage für das städtische Handeln in der Kulturpolitik in den nächsten zehn Jahren dienen soll.

Dabei geht es darum, kurzfristige, mittelfristige und langfristige Ziele zu definieren. Allerdings, da gibt Stegmayer wieder den Motivator, werde diese Kulturkonzeption gewiss nicht in einem stillen Kämmerlein irgendwo im Esslinger Kulturamt entstehen. Vielmehr wolle er wirklich alle Beteiligten – die städtischen Mitarbeiter, etablierte und neue Künstler, aber auch den Kulturausschuss des Esslinger Gemeinderats mit ins Boot holen, um ein sinnvolles und schlüssiges Papier zu erarbeiten.

Stegmayer kommt aus einer Künstlerfamilie

Zugute kommt Stegmayer, das er kulturell äußerst breit aufgestellt ist. Er kommt aus einer Künstlerfamilie – der Vater ist Bildhauer und Videokünstler, eine Tante singt an der Oper in Augsburg – hat unter anderem Philosophie und Kunstgeschichte studiert, spielt Schlagzeug und Klavier, hat selbst Bücher geschrieben, leitet einen kleinen Verlag und war seit 2011 der Kunstbeauftragte der Stadt Mannheim. Im Rahmen dieser Aufgabe hat er als Chef der neu gegründeten Stadtgalerie weitere wichtige Erfahrungen gesammelt. Esslingen kannte er bisher vor allem wegen des guten Rufs, den die Villa Merkel in der Kunstszene nach wie vor genießt. Von der Stadt ist er aber schon jetzt fasziniert: „Esslingen mit seiner historischen Architektur und den Weinbergen strahlt ein unglaublich positives Lebensgefühl aus.“