Die Kosten für die Sanierung des Sonderschulzentrums auf dem Zollberg waren einst mit 46,3 Millionen Euro veranschlagt. Im Laufe der achtjährigen Bauzeit sind sie auf jetzt 54,6 Millionen Euro gestiegen. Auch die Fertigstellung verzögert sich.

Esslingen - Es empfiehlt sich nicht, eine Baumaßnahme, so umfangreich sie auch sein mag, über einen Zeitraum von acht Jahren zu strecken. Um diese Erkenntnis ist der Landkreis Esslingen nach der voraussichtlich Mitte des Jahres 2019 abgeschlossenen Sanierung der Rohräckerschule reicher – und gleichzeitig um rund acht Millionen Euro ärmer.

 

Hatte das ursprünglich vorgesehene Baubudget für die Sanierung der energetisch und technisch in die Jahre gekommenen Rohräckerschule zum Projektstart noch insgesamt rund 46,3 Millionen Euro betragen, so dürften die Gesamtkosten nun, nach einer erneuten Anpassung, bei rund 54,6 Millionen Euro liegen. Das hat der Esslinger Landrat Heinz Eininger dem Kreistagsausschuss für Technik und Umwelt in dessen jüngster Sitzung mitgeteilt.

Die Fertigstellung verzögert sich

Im zwölften Projektkurzbericht zur Erweiterung und Generalsanierung der Rohräckerschule hat die Ratsrunde nicht nur die erneute Kostensteigerung, sondern auch eine Verzögerung im Sanierungsablauf schlucken müssen. Rund ein Jahr länger als vorgesehen werden die Bauarbeiter nun auf dem Schulgelände beschäftigt sein.

Anders als ursprünglich vorgesehen, konnten die Arbeiten an den Elektro- und Versorgungsleitungen im Gebäude der Sprachheilschule nicht im laufenden Unterrichtsbetrieb erfolgen. Weil die Reparatur en, die zudem in mehrere Teilabschnitte unterteilt werden mussten, den Schulunterricht stärker als geplant beeinflusst hätten, muss das Gebäude komplett geräumt werden. Unter anderem sind, so vermerkt es die Verwaltungsvorlage wörtlich, „die Heizleitungen der Fußbodenheizung in einem baulich abgängigen Zustand“.

Unterricht in Containern

Zumindest organisatorisch stellt der höhere Aufwand die baustellenerprobten Schüler und das Lehrpersonal des in fünf Bereiche unterteilten Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrums vor keine unlösbaren Probleme. Die mehrjährige Generalsanierung ist immer parallel zum laufenden Schulbetrieb durchgeführt worden. Wechselweise waren ganze Schulklassen in Containern unterrichtet worden.

Das wird dieses Mal auch deshalb nicht nötig sein, weil die zeitlich versetzte Sanierung der Sprachheilschule und den Schulkindergärten die Möglichkeit gibt, in das jeweils nicht von Bauarbeiten betroffene Gebäude auszuweichen.

Neben den laut Vorlage extrem gestiegenen Baupreisen hat die Kostenexplosion noch eine zweite Ursache. Weil der Bundesgerichtshof im Dezember 2014 höchstrichterlich festgelegt hat, dass die Architekten immer nach der aktuell für sie günstigsten Honorarordnung entlohnt werden müssen, muss der Landkreis erheblich tiefer in die Tasche greifen als er es ursprünglich vorhatte. Die gleich zweimal während der Bauzeit nach oben korrigierten Honorarsätze haben über das zu Baubeginn vereinbarte Honorar in Höhe von 900 000 Euro hinaus inzwischen Nachforderungen in Höhe von rund 2,4 Millionen zur Folge. Zwar prüft das Rechnungsprüfungsamt des Landkreises Esslingen im Landratsamt noch die Rechtmäßigkeit der Rechnung. Große Hoffnung aber macht sich im Landratsamt niemand. Die Fachleute gehen bereits davon aus, dass kein Weg an einem üppigen Nachschlag für die Architekten vorbeiführen wird.