Braucht der Kulturrucksack eine halbe Stelle? Bevor der Kulturausschuss diese Frage beantwortet, will er ein gesamtstädtisches Konzept haben.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Esslingen - Die Diskussion über das Projekt Kulturrucksack in der jüngsten Sitzung des Esslinger Kulturausschusses geriet auch zur Diskussion über das gesamte Kulturkonzept der Stadt. Denn ein solches Konzept wäre eine Voraussetzung für eine neue Stelle, wie sie in der Sitzung gefordert wurde.

 

Seit drei Jahren gibt es das Konzept, das Fünftklässler in die Villa Merkel, in die Württembergische Landesbühne und zum Podium-Festival bringt, damit Schüler bereits in jungen Jahren mit einer Kultur in Kontakt kommen, die ihnen sonst vielleicht fremd bleibt. Was einfach klingt, hat jedoch einen großen organisatorischen Vorlauf. Am Ende eines Schuljahres müssen die Schulen und die Veranstalter die Planung des folgenden Jahres fertig haben und den Schülern vorstellen. Dazu steuert das städtische Kulturamt noch eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit bei, damit die etwa 1000 Schüler, die an zehn Schulen unterrichtet werden, sowie ihre Eltern auf den Geschmack kommen.

Doch nun fühlen sich die Lehrer überfordert. Sie wollen nicht noch mehr Aufgaben und noch mehr Verwaltungsarbeit, das ist ihr Argument. Aber nicht nur die Lehrer klagen, auch die Stadtverwaltung stellt fest, dass die Organisation des Kulturrucksacks etwa einen Stellenanteil von acht Prozent ausmache und diese acht Prozent zu Lasten der anderen Aufgaben gingen, die eine Verwaltung nun mal erfüllen müsse.

In der Sitzung machte sich vor allem Richard Kramartschik (SPD) für eine halbe Stelle stark, die am Kulturamt angesiedelt sein sollte. Der Stelleninhaber müsste nicht nur im Kulturamt helfen, sondern auch insgesamt für die Kulturpädagogik der Stadt da sein. Gerade in der Villa Merkel liege diese Arbeit „sträflich im Argen“. Laut Kramartschik, der selbst lange Jahre im Schuldienst war, sei eine ganze Stelle aufgrund der knappen Finanzmittel nicht realistisch.

Grundsätzlich rannte er mit dem Vorschlag bei den anderen Fraktionen offene Türen ein. Daniela Hemminger-Narr von den Freien Wählern spielte den Ball allerdings der Stadtverwaltung zu. „Wir wären längst weiter“, sagte sie, „wenn das Kulturamt endlich eine Kulturkonzeption vorlegen würde.“ Schließlich habe sich der Kulturausschuss darauf verständigt, dass erst dann über neue Stellen geredet werde, wenn es ein Konzept für die ganze Stadt gebe. Diese Bringschuld versprach der Kulturamtsleiter Benedikt Stegmayer zu erfüllen. Das Konzept habe deswegen länger gebraucht, weil es sich auf Fragebogen gründete, die ausgewertet werden müssten. Dennoch sei die Arbeit bald fertig. In der nächsten Sitzung des Kulturausschusses werde das Kulturkonzept vorgestellt, kündigte Stegmayer an. Warum die Freien Wähler beim Thema Kulturkonzept Dampf machen, lässt sich aus der Vorgeschichte erklären. Die beiden glücklosen Vorgängerinnen von Benedikt Stegmayer waren unter anderem an der Erstellung eines Kulturkonzepts gescheitert.