Der Intendant der Württembergischen Landesbühne, Friedrich Schirmer, hat seinen Spielplan für die Saison 2016/2017 vorgestellt. Insgesamt neun Uraufführungen stehen auf dem Programm, für das sich immer mehr Zuschauer interessieren.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Da ist natürlich der „Sheriff von Linsenbach“. Nicht nur, aber auch wegen des Auftritts des bekannten TV-Moderators Wieland Backes ist die Komödie von Oliver Storz in der aktuellen Spielzeit der absolute Publikumsmagnet an der Württembergischen Landesbühne Esslingen (WLB). Fast alle der mittlerweile elf Aufführungen waren nahezu ausverkauft.

 

Aber auch ohne den „Sheriff von Linsenbach“ erlebt die WLB seit September 2014, also seit der Rückkehr von Friedrich Schirmer auf den Intendantenposten, einen wahren Theaterboom. In Schirmers erster Spielzeit 2014/2015 zählte das Haus 109 000 Besucher. Das sind 16 Prozent mehr als in der ebenfalls gut besuchten letzten Spielzeit von Manuel Soubeyrand.

In Esslingen selber lag das Plus sogar bei 22 Prozent, in den Abstecherorten immerhin bei neun Prozent. Und in der laufenden Spielzeit, so berichtete die Verwaltungsdirektorin Vera Antes bei der Spielplanpräsentation am Freitag, habe sich die positive Entwicklung fortgesetzt. Allein ein verregneter Sommer könnte die positive Bilanz der zweiten, in Theaterkreisen stets als kritisch betrachteten Spielzeit des alten und neuen Intendanten noch belasten.

Los geht es mit einem Musical

Schirmer selber schaut nach eigenem Bekunden deshalb „glücklich“ in seine dritte Esslinger Spielzeit 2016/2017. Insgesamt neun Uraufführungen und zwei deutschsprachige Erstaufführungen stehen auf dem Programm der Landesbühne und der Jungen WLB, dem Kinder- und Jugendtheaterensemble. Im Erwachsenenprogramm liegt einmal mehr der Schwerpunkt auf der theatralischen Aufarbeitung des zurückliegenden 20. Jahrhunderts.

Los geht es aber am 23. September mit einem Musical. „Doctor Faustus’ Magical Circus Part II“ hätte eigentlich seine Uraufführung 2011 am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg feiern sollen. Doch da Friedrich Schirmer damals im Streit um Zuschüsse seine Intendanz kündigte, kommt Esslingen nun fünf Jahre später in den Genuss der schrägen Mischung aus, so Schirmer, „Monty Python, Beatles und Weimarer Klassik nach dem Motto ,Alles, was Sie schon immer mal über den Faust wissen wollten‘“. Geschrieben hat das Stück Wolfgang Adenberg. Die Musik steuert Martin Lingnau bei, der die Musik zum „Schuh des Manitu“ und für „Das Wunder von Bern“ komponiert hat.

Ebenfalls eine Uraufführung ist am 20. Oktober die Bühnenfassung von „Der Trafikant“. Der Autor Robert Seethaler erzählt in seinem Erfolgsroman vom 17-jährigen Franz Huchel, den es 1937 für seine Trafikantenlehre nach Wien verschlägt, wo er in den Wirren der damaligen Zeit die Liebe und Sigmund Freud kennenlernt. Die Regie übernimmt Hans Ulrich Becker, dem Stuttgarter Publikum aus Schirmers Zeit in der Landeshauptstadt bestens bekannt.

Martin Luther unter freiem Himmel

Jörg Ehni wird gleich zwei Stücke beisteuern – zunächst eine ins Schwäbische übertragene Komödie von Eugène Labiche unter dem Titel „Fatal! Fatal! – Mord auf dem Schillerplatz“, dann die Freiluftproduktion „Ich kann nicht anders!“, die Martin Luther in den Mittelpunkt rückt.

Auch die Junge WLB beteiligt sich am Uraufführungsreigen unter anderem mit dem Jugendstück „Sumchi“ von Amos Oz und mit Paul Maars „Der weiße Wolf“. Als Weihnachtsmärchen gibt es „Peter Pan“ und als gemeinsame Produktion von WLB und Junger WLB „Das Tagebuch der Anne Frank“. Insgesamt stehen neben zahlreichen Wiederaufnahmen 24 neue Stücke auf dem Programm der Spielzeit 2016/17.