Mit einem Spatenstich haben die Bauarbeiten zur Umgestaltung der Kreuzungen auf der Landesstraße zwischen der Autobahn und der Bundesstraße 10 in Esslingen begonnen.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Denkendorf - Wer den Weltmarkt bedienen will, sollte nicht gleich direkt vor der Haustür im Stau stehen.“ Es hat ein wenig länger gedauert, bis der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann zu dieser Erkenntnis gekommen ist. Denn anfangs stand er den Forderungen aus Esslingen äußerst skeptisch gegenüber, wegen der Erweiterungspläne der Firma Festo an der Aufstiegsstraße zwischen den Esslinger Stadtteilen Zollberg und Berkheim die ohnehin schon überlasteteten sieben Kreuzungen der Landesstraße zwischen der Bundesstraße 10 in Esslingen und der Auffahrt Neuhausen an der Autobahn 8 auszubauen.

 

Doch dann hatte der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann das Thema zur Chefsache erklärt. Am Donnerstag haben nun beide, Kretschmann und Hermann, zum Spatenstich für den Ausbau der ersten Kreuzung an der Landesstraße geladen. In den kommenden Monaten wird der sogenannte Drechsler-Knoten für 1,1 Millionen Euro ertüchtigt. An der nach dem benachbarten Autohaus benannten Kreuzung treffen momentan jene 25 000 Fahrzeuge, die zwischen Autobahn und B 10 verkehren auf die 12 000 Fahrzeuge, die auf der Strecke zwischen Denkendorf und Nellingen unterwegs sind. In jeder Stunde, so machte Hermann deutlich, treffen in diesem Bereich bis zu 4000 Fahrzeuge aufeinander. In zehn Jahren sollen es sogar 5000 Autos pro Stunde sein.

Gute Rahmenbedingungen für die Wirtschaft

„Es ist unzumutbar, was auf dieser Straße abgeht“, stellte der Stuttgarter Regierungspräsident Johannes Schmalzl bei der Begrüßung fest. Es sei aber erfreulich, dass nicht nur die Finanzierung des ersten Umbaus gesichert sei, sondern dass die Landesregierung alle sieben Kreuzungen im Blick habe. 8,2 Millionen Euro soll das Gesamtprojekt kosten, das Land übernimmt davon 4,4 Millionen Euro. Am Ende werden, so Schmalzl, die Menschen im Landkreis davon profitieren: „Das heute hier ist kein Spatenstich ohne Happy End.“

Winfried Kretschmann betonte, dass er es als seine Aufgabe ansehe, für gute Rahmenbedingungen für die Wirtschaft zu sorgen. Allerdings sei die Entscheidung, gerade diese Kreuzungen in der Planung und im Ausbau nach vorne zu ziehen, angesichts knapper Kassen keine Selbstverständlichkeit gewesen. Aber er schätze die Innovationskraft von Festo außerordentlich und sehe in der Ankündigung des „Global Players Festo“, so Kretschmann, den Stammsitz in Berkheim auszubauen, ein „klares Bekenntnis zur Region“. Deshalb sei die Entscheidung, die Kreuzungen zu ertüchtigen, ein „exemplarischer Fall“: Die Regierung helfe einerseits den Menschen, die bisher oft viele Stunden im Stau gestanden hätten, und sorge andererseits dafür, dass, so Kretschmann, „unsere mittelständischen Unternehmen gute Bedingungen haben. Wir stärken damit auch den Wirtschaftsstandort Esslingen und bereiten – wörtlich genommen – den Weg für weitere Investitionen von Unternehmen in der Region“.

2500 Arbeitsplätze entstehen bei Festo

Momentan wächst gerade der 16-stöckige Festo-Verwaltungsturm an der Esslinger Aufstiegsstraße in die Höhe. Rund 700 Mitarbeiter werden darin Platz finden. Im kommenden Jahr soll er eingeweiht werden. In der Folge plant Festo den Bau eines architektonisch spektakulären Hochtechnologiezentrums in der unmittelbaren Nachbarschaft samt Tiefgarage für rund 2000 Fahrzeuge. Insgesamt 2500 zusätzliche Arbeitsplätze sollen so in Esslingen entstehen. Ein genauer Baubeginn steht bei festo zwar noch nicht fest. Allerdings hat sich die Landesregierung bereit erklärt, bis zur voraussichtlichen Eröffnung des Technologiezentrums im Jahr 2018 sämtliche sieben Kreuzungen zu ertüchtigen.

Noch in diesem Jahr soll die Kreuzung 6 (siehe Grafik) an der Aufstiegsstraße an die Reihe kommen. Im kommenden Jahr sind dann die Knoten 4 und 5, der so genannteFesto-Knoten dran. Die Kosten für die Umgestaltung der benachbarten Kreuzung 5a teilen sich der Landkreis und die Stadt Ostfildern. Deren Oberbürgermeister Christof Bolay sorgte beim Spatenstich für ein paar kritische Töne. Das geplante Baustellenmanagement (siehe Kommentar: „Auf den Fildern droht ein Chaos“) lasse befürchten, dass der Verkehr während der Bauphase teilweise zum Erliegen komme werde. Auch der Denkendorfer Bürgermeister Peter Jahn mahnte an, die beiden Großbaustellen – zum Bau der ICE-Trasse und der Autobahnzufahrt – aufeinander abzustimmen. Esslingens Oberbürgermeister Jürgen Zieger erklärte in einer Pressemitteilung, die Stadt begrüße den Beginn der Straßenbauarbeiten an der Landesstraße. Sie seien „ein wichtiger Schritt zur nachhaltigen Verbesserung der Verkehrsanbindung des Neckartals an die Filder“.