Das Landesregierung will 107 Millionen Euro investieren und den Standort Flandernstraße durch einen Neubau in der Weststadt ersetzen. Grüne und SPD unterstützen den Vorstoß.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Noch fehlt die Zustimmung des Landtags. Aber seit gestern sind die Chancen gewaltig gestiegen, dass aus einer vor rund einem Jahr entstandenen Vision tatsächlich Realität wird. Bei einer Pressekonferenz im Stuttgarter Neuen Schloss haben der Staatssekretär im baden-württembergischen Finanz- und Wirtschaftsministerium, Ingo Rust, und der Esslinger Oberbürgermeister Jürgen Zieger erklärt, dass sich das Land und die Stadt auf die Verlegung der Hochschule von der Flandernhöhe in einen Neubau in der Neuen Weststadt verständigt haben.

 

Die Grundlage für die Entscheidung ist eine vom Land in Auftrag gegebene und nun vorliegende Machbarkeitsstudie. Diese favorisiert aus ökonomischen, aber auch aus praktischen Gründen ganz eindeutig den Umzug. Aus Sicht von Ingo Rust bietet sich für alle drei Beteiligten – das Land, die Stadt und die Hochschule – eine Win-Win-Win-Situation: „Durch die zentrale innerstädtische Lage und die hervorragende Verkehrsanbindung schaffen wir beste bauliche Voraussetzungen für eine zukunftsfähige Hochschule“, erklärt der Staatssekretär. Die Stadt gewinne Platz für ein großes Wohngebiet. Und der Hochschule bleibe eine voraussichtlich 14-jährige Sanierung des Standorts Flandernstraße bei laufendem Betrieb erspart. Zudem bringe der Neubau erhebliche Synergieeffekte für die Hochschule.

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Oberbürgermeister Jürgen Zieger begrüßte den von der Landesregierung eingeschlagenen Weg und betonte: „Eine Entscheidung dieser Dimension muss ökonomisch vernünftig begründet sein.“ Esslingen werde eine „Hochschule der kurzen Wege mit S-Bahn-Anschluss“ erhalten. Auch stärke der neue Campus das innovative Milieu der Neuen Weststadt.

Die Gespräche über die Realisierung sind offensichtlich schon sehr weit fortgeschritten. Ingo Rust nannte gestern viele Details des geplanten Umzugs. Für das 6,7 Hektar große Gelände an der Flandernstraße zahlt die Stadt dem Land 23 Millionen Euro. Im Gegenzug erwirbt das Land für sechs Millionen Euro 1,8 Hektar auf dem Gelände der Neuen Weststadt.

Zunächst braucht das Land aber nur zwei Drittel dieses Geländes für den Bau zweier Hochschulblöcke mit insgesamt 18 100 Quadratmetern Nutzfläche. Der Campus Flandernhöhe umfasst momentan 17 000 Quadratmeter Nutzfläche. Der westliche Rand der Neuen Weststadt bleibt zunächst unbebaut. Er könnte später der Hochschule als Erweiterungsfläche dienen. Dort könnte dann noch einmal ein Baukörper mit 9100 Quadratmetern Fläche entstehen.

Die Stadt verpflichtet sich, mögliche Altlasten in der Neuen Weststadt zu beseitigen. Zudem muss sie auf dem Gelände der Stadtwerke (SWE) ein Parkhaus mit 360 Stellplätzen errichten. Die Kosten dafür liegen bei fünf Millionen Euro. Von diesem Parkhaus sollen aber nicht nur die Studenten, sondern auch die SWE-Mitarbeiter profitieren. Der Neubau wird 107 Millionen Euro kosten. Eine Sanierung hätte zwar mit nur 74 Millionen Euro zu Buche geschlagen. Wenn man aber die Risikozuschläge, die Erlöse aus den Grundstücksgeschäften und die zukünftigen Betriebskosten in die Betrachtung einbeziehe, so Ingo Rust, lägen die Kosten für einen Neubau nur unwesentlich über denen einer umfänglichen Sanierung.

Die Landes-Grünen und die SPD haben gestern bereits ihre Zustimmung zu den Umzugsplänen signalisiert. Sowohl Wolfgang Drexler (SPD) als auch Andrea Lindlohr (Grüne) erklärten, ihre Fraktionen würden die Pläne der Landesregierung mittragen. Bereits im Doppelhaushalt 2015/2016 sollen zwei Millionen Euro als Planungsrate im Landeshaushalt für die nun notwendigen architektonischen Wettbewerbe eingestellt werden. Im den darauf folgenden zwei oder drei Haushalten sollen dann die Baukosten etatisiert werden. Im Jahr 2018 oder 2019 könnte, wenn alles glatt läuft, der Baustart erfolgen.

Die Fläche an der Flandernstraße kann die Stadt für eigene Wohnbaupläne nutzen. Die Bebauungsdichte, so der Esslinger Baubürgermeister Wilfried Wallbrecht, werde der im benachbarten Wohngebiet Flandernhöhe entsprechen. Geplant seien rund 450 Wohneinheiten für etwa 1000 Menschen.