Durch den Bau von etwa 550 Wohnungen wird die Pliensauvorstadt bald derjenige Stadtteil von Esslingen sein, in dem am meisten Kinder leben. Eine Bürgerinitiative fordert jetzt von der Verwaltung einen Plan zur Stadtteil-Entwicklung.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Esslingen - Die Zahlen, mit denen die Pliensauvorstadt wuchert, sind eindrucksvoll: In der nächsten Zeit, so rechnet Andreas Jacobson von der Bürgerinitiative Pliensauvorstadt vor, werden dort rund 550 neue Wohnungen entstehen.

 

Doch ist diese Entwicklung nicht das Problem der Bürger auf der anderen Neckarseite von Esslingen. Sie vermissen einen Stadtteil-Entwicklungsplan. Sie halten das Vorgehen der Stadtverwaltung für Stückwerk und haben diese Kritik in einer Pressekonferenz am Freitagabend an zwei konkreten Bauvorhaben festgemacht.

Da ist zum einen das Danfoss-Areal. Nach den Recherchen von Andreas Jacobson hätte es in der Vorstadt durchaus kleinere Betriebe gegeben, die gerne ausgesiedelt wären. Doch habe sich die Stadt für einen Großinvestor entschieden, der das Gebiet, auf dem die Firma Danfoss-Bauer Getriebemotoren produzierte, entwickeln sollte. Zunächst war dort die Entstehung eines Logistikzentrums für Daimler vorgesehen. Nachdem das Daimler Logistik Zentrum vom Tisch war, was zum Teil auch an der Arbeit der Bürgerinitiative lag, werden dort statt einem nun drei, vielleicht sogar vier Betriebe angesiedelt. Das sind das Autohaus Hahn, die Wurzel-Gruppe aus Waiblingen und die Herzog-Plastic. Damit werden die Pliensauvorstädter zwar nicht mehr von Logistik-Lastwagen überrollt, der Verkehr wird aber trotzdem zunehmen. Nicht nur durch die Firmen, sondern vor allem durch die Wohnbebauung.

Für Andreas Jacobson hat das Gebiet am Westrand von Esslingen „einen Geburtsfehler“, weil es keine eigene Erschließungsstraße habe. Die Zufahrt erfolgt über die Vorstadt, meist an Wohnbebauung vorbei. Diesen Mangel hat die Stadtverwaltung auch gesehen und eine mögliche Erschließungsstraße quer durch die Felder als Option zumindest offengehalten. Hier hat die Bürgerinitiative aber einen anderen Vorschlag. Sie findet es besser, wenn die Zufahrt parallel zur B 10 erfolgen würde. Zwar hat das Regierungspräsidium keine eigene Ausfahrt von der B 10 ins Gewerbegebiet genehmigt, aber die Initiative meint, dass man die Straße von der bestehenden Ausfahrt Mettingen/Weil abzweigen lassen könnte. Ein Konzept vermisst die Bürgerinitiative auch beim Gelände des ehemaligen VFL Post. Auch wenn der Verein nun mit dem SV 1845 Esslingen fusioniert ist, wurden seine Vereinsflächen gern genutzt. Und zwar von den Jugendlichen des Stadtteils, die darauf Fußball spielten. Die Stadt plant, hier 200 Wohnungen zu bauen.

Die Bürger hatten vorgeschlagen, wenigstens einen der drei Sportplätze frei zu lassen, damit die Kinder sich dort austoben könnten. Nun werde es in dem Gebiet lediglich eine Grünanlage geben, berichtet Jacobson, die den Nachteil habe, dass sie direkt an der Parkstraße liege. Dabei begrüße die Bürgerinitiative ausdrücklich, dass neue Wohnungen gebaut würden. Aber: „Wir werden bald der Esslinger Stadtteil sein, in dem es am meisten Kinder und Jugendliche gibt“, sagt Andreas Jacobson. „Für sie brauchen wir Freizeit- und Bewegungsmöglichkeiten“, und das müsse die Stadt in einem Stadtteil-Entwicklungsplan festschreiben.