In der Saison 2016/2017 gibt es an der Württembergischen Landesbühne Esslingen gleich sechs Uraufführungen. Eine davon dreht sich um Faust II.

Esslingen - Im Jahr 1517 hat Martin Luther seine 95 Thesen an die Kirchentür in Wittenberg geschlagen. Knapp 500 Jahre später, am 15. Juni 2017, erlebt das Stück „Ich kann nicht anders“, in dem Jörg Ehni fantasievoll die wichtigsten Stationen des Mönchs und Theologieprofessoren nachzeichnet, seine Uraufführung als Freilichtproduktion der Württembergischen Landesbühne auf dem Esslinger Kesslerplatz.

 

Am Dienstag haben die Intendanten der drei Landesbühne ihre Pläne für die Spielzeit 2016/2017 Vertretern der potenziellen Gastspielorte vorgestellt. Die Esslinger Freiluft-Uraufführung passt sehr gut ins Gesamtkonzept von Friedrich Schirmers dritter Spielzeit als WLB-Intendant. Denn Schirmer verzichtet – mit einer Ausnahme – auf jeden Alibi-Klassiker und setzt statt dessen auf viele neue Theatererlebnisse. Insgesamt stehen, rechnet man Paul Maars Kinderstück „Der weiße Wolf“ dazu, sechs Uraufführungen und eine Deutsche Erstaufführung auf dem Programm.

Die Ausnahme bei den Klassikern ist „Faust“. Ihn gibt es gleich zwei Mal, allerdings in ungewöhnlichen Varianten. „Faust I – Reloaded“, mit der die WLB die Spielzeit eröffnet, ist eine schnelle, moderne Zwei-Personen-Fassung des Goethe-Klassikers. Mit „Doctor Faustus’ Magical Circus Part II“ wagen der Komponist Martin Lingnau und der Texter Wolfgang Adenberg einen musikalischen Par-Force-Ritt durch Teil zwei der Tragödie und liefern dabei – verspricht Schirmer – vom 23. September 2016 an „erhellende Einsichten“.

Für die WLB hat der österreichische Erfolgsautor Robert Seethaler eine Bühnenfassung seines Romans „Der Trafikant“ geschrieben, die im Oktober 2016 erstmals gespielt wird. Noch einmal kommt Jörg Ehni ins Spiel: Für die Uraufführung von „Fatal! Fatal! – Mord auf dem Schillerplatz“ hat er Eugène Labiches Stück „Die Affäre in der Rue de Lourcine“ ins Schwäbische übertragen. Der Reigen der Uraufführungen im Schauspielhaus endet mit „Also sprach Barbarossa“ des WLB-Schauspielers Lothar Bobbe, der eine Geschichte aus dem Herzen einer schwäbischen Kleinstadt erzählt, die damit liebäugelt als Touristenattraktion einen zwölfmonatigen Weihnachtsmarkt zu veranstalten.

Als gemeinsame Produktion mit der Jungen WLB ist „Das Tagebuch der Anne Frank“ geplant. Als Weihnachtsstück spielt die Landesbühne „Peter Pan“.

Der Überblick über die Spielzeit

Schauspielhaus
Martin Lingnau / Wolfgang Adenberg: „Doctor Faustus’ Magical Circus Part II“ (Uraufführung), Premiere (P): 23. September 2016.

Robert Seethaler: „Der Trafikant (Uraufführung)“, P: 20. Oktober 2016.

Kinderstück: James Matthew Barrie (ins Deutsche übersetzt von Erich Kästner): „Peter Pan“ (Alter 7+), P: 19. November 2016.

Joseph Roth (in einer Fassung von Koen Tachelet): „Hiob“, P: 3. Dezember 2016.

Christopher Sergel / Leonard Wibberley: „Die Maus, die brüllte“ (Deutschsprachige Erstaufführung), P: 13. Januar 2017.

Karl Wittlinger: „Seelenwanderung“, P: 3. Februar 2017.

Eugène Labiche – ins Schwäbische übertragen von Jörg Ehni: „Fatal! Fatal! – Mord auf dem Schillerplatz“ (Uraufführung), P: 17. März 2017.

Lothar Bobbe: „Also sprach Barbarossa!“ (Uraufführung), P: 6. April 2017.

Frances Goodrich / Albert Hackett: „Das Tagebuch der Anne Frank“, Gemeinschaftsproduktion mit der Jungen WLB, P: 30. Juni 2017.

Podium
Goethe: „Faust I – Reloaded“, P: 17. September 2016.

Franz Xaver Kroetz: „Oberösterreich“, P: 24. September 2016.

David Greig: „Eine Sommernacht“, P: 29. Januar 2017.

Freilichtbühne
Jörg Ehni: „Ich kann nicht anders – Der Anschlag von 1517“ (Uraufführung), P: 15. Juni 2017.

JUNGE WLB
Amos Oz: „Sumchi“ (Alter: 10+)ab September 2016.Theodor Storm: „Der kleine Häwelmann (A: 6+), ab Oktober 2016.

Tristan Vogt / Heidrun Warmuth: „Wie sieht’s denn hier aus?!“ (A: 4+) ab Oktober 2016.

Lot Vekemans: „Truckstop“ A: 14+, ab Januar / Februar 2017.

Paul Maar: „Der weiße Wolf“ (A: 8+) ab März 2017.