Die Festo-Auszubildende Natalie Wilbrecht hat einen Trickfilm über ihren Auslandsaufenthalt in Budapest gedreht. Die Mühe, 1000 Fotos in Bewegung zu versetzen, wurde mit einem Preis belohnt.

Esslingen - Viel Fummelei, viel Geduld und am Ende viel Lob: in einem nicht einmal fünfminütigen Film kann eine ganze Menge drinstecken. Das hat Natalie Wilbrecht gemerkt, als sie zum ersten Mal in ihrem Leben einen Trickfilm gedreht und damit gleich auch noch einen Preis gewonnen hat.

 

Die 21-Jährige lässt sich gerade bei Festo in Esslingen zur Industriekauffrau ausbilden und hat vor genau einem Jahr vier Wochen ihrer Lehrzeit in Ungarns Hauptstadt Budapest verbracht. Nach ihrer Rückkehr hörte sie von einem Wettbewerb des Leonardo da Vinci-Programms: Auszubildende sollten einen fünfminütigen Film über ihren Auslandsaufenthalt drehen. Pech für Natalie Wilbrecht: Filmmaterial hatte sie nicht mitgebracht. „Ich habe erst an ein Videointerview gedacht“, erzählt sie, „aber das kam mir total langweilig vor.“ Eines Abends ereilte sie ein Geistesblitz. Ein Stop-Motion-Film mit Legomännchen sollte es werden.

Mehr als 1000 Einzelbilder hat sie für den Film gebraucht

Das Spielzeug arrangierte sie anhand eines groben Drehbuchs, machte von jeder Position der Arme, von jedem Schritt, von jeder Bewegung ein Foto und fügte dann die mehr als 1000 Einzelbilder zu einem bewegten Filmchen zusammen. Ein paar Fotos noch, Musik drunterlegen, einen Text dazu machen – fertig ist der Youtube-Clip, in dem Flieger abheben, Lego-Natalies auf blauer Folie Donaurundfahrten machen und Lego-Roboterarme in der Budapester Produktionshalle umherschwenken.

Leichter erklärt als getan ist das Ganze aber schon. Rund 30 Stunden, sagt Wilbrecht, hat sie insgesamt an dem Film gesessen. Samstags, außerhalb der Arbeitszeit, ist sie zu Festo gefahren und hat Lego gebaut. Als sie nach getaner Arbeit von Leonardo da Vinci als eine der drei Besten nach Leipzig zur „World Skills“-Messe eingeladen wurde und dort schließlich den Hauptpreis gewann, wusste sie, dass sich die Arbeit gelohnt hatte –ein Smartphone gab es für den Sieg.

Die Auszubildenden nehmen das Auslandsangebot gerne an

Gelohnt hat sich auch die ganze Reise, findet Natalie Wilbrecht. Sie hat Einblicke in Bereiche der Firma bekommen, mit denen sie hier nicht viel zu tun hat. Und natürlich konnte sie auch Budapest kennenlernen. Denn die Arbeitszeiten in Ungarn sind deutlich kürzer als die in Deutschland. „Ich darf eigentlich gar nicht erzählen, wie viel Freizeit ich da hatte“, sagt Wilbrecht.

Sonja Heldt, kaufmännische Ausbilderin bei Festo, sieht das nicht so eng. Die unterschiedlichen Arbeitszeiten gehörten zur Auslandserfahrung nun mal dazu, ebenso wie die Freizeit. Acht bis zehn Auszubildende und Dual-Studenten schickt Festo jährlich in Landesgesellschaften nach Ungarn, Österreich und in die Schweiz. „Ein Auslandsaufenthalt ist mittlerweile Teil der Erwartungshaltung der Azubis und Studenten“, sagt Sonja Heldt. Wer sich allerdings jetzt auf den Weg macht, nimmt gleich eine Videokamera mit.

Film und Förderung

Programm:
Leonardo da Vinci heißt nicht nur das italienische Universalgenie, sondern auch ein Programm der Europäischen Union. Es fördert Auszubildende, die während ihrer Lehre ins Ausland gehen. 1,725 Millionen Euro hat die EU in diesem Jahr dafür zur Verfügung gestellt.

Festo:
In den beiden deutschen Standorten von Festo, in Esslingen-Berkheim und im saarländischen St. Ingbert, werden zurzeit rund 300 junge Menschen ausgebildet, entweder in einer Lehre oder als Studenten an einer dualen Hochschule. Das Angebot, für vier Wochen ins Ausland zu gehen, wird laut Sonja Heldt gut angenommen.

Sieg:
Der Film von Natalie Wilbrecht ist im Ausbildungskanal von Festo auf der Videoplattform Youtube zu sehen. Knapp 300 Mal wurde er schon angeschaut.