Noch wissen die Esslinger Stadtwerke und EnBW als potenzielle Bauherren noch nicht, ob sich die zehn geplanten Rotoren auf dem Schurwald lohnen.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Das Thema ist komplex. Und jeder Versuch, es in eine griffige, eindimensionale Formel – etwa die Stärke des über den Schurwaldhöhen blasenden Winds – packen zu wollen, ist zum Scheitern verurteilt. Das hat Jakob Huber, der Projektleiter bei der EnBW für den geplanten Windparks zwischen Esslingen, Plochingen und Aichwald gestern bei einem Pressetermin deutlich gemacht. Wie schon zuvor im Gespräch mit der Aichwalder Bürgerinitiative, die dem Projekt kritisch gegenübersteht, geht es der EnBW und ihrem gleichberechtigten Partner, den Stadtwerken Esslingen, darum, schon im Vorfeld durch einen breit angelegten öffentlichen Dialog Bedenken gegen den Windpark abzubauen.

 

Dabei ist, so betonen auch Manfred-Volker Haberzell, der Leiter der Geschäftsentwicklung der EnBW und der Esslinger Stadtwerke-Chef Thomas Isele, noch längst keine Entscheidung gefallen, ob der Windpark gebaut wird. Seit Mai dient ein 140 Meter hoher Mast als Messstation nicht nur für die Windgeschwindigkeiten in sechs verschiedenen Höhen. Spezialgeräte zeichnen auch Temperaturen, Turbulenzen und Niederschlagsmengen – und die Aktivitäten von Fledermäusen auf.

Horchboxen für Fledermäuse

Die zwei Horchboxen am Mast sind Teil des umfassenden ökologischen Gutachtens, mit dessen Hilfe unabhängige Fachleute prüfen werden, ob durch den Bau der maximal zehn Windräder Fledermäuse, Rotmilane oder Schwarzstorche gefährdet werden – und zu welchen Zeiten das passiert. Über einen Zeitraum von mehreren Monaten beobachteten die Wissenschaftler 400 Stunden lang das geplante Windpark-Gebiet und die dort stattfindenden Flugbewegungen. Denkbar sei es, so erläutert Jakob Huber, dass das Gutachten zu dem Ergebnis kommt, dass die Windräder aus ökologischen Gründen zumindest zeitweilig nicht betrieben werden dürften. Das wiederum schmälere den Erlös. Letztlich müsse das Landratsamt als Untere Naturschutzbehörde den Windpark genehmigen.

Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist momentan noch die Frage, ob die Flugsicherungsbehörde Bedenken gegen die – samt Rotoren – bis zu 200 Meter hohen Windräder anmeldet. Eine Antwort zu den vorläufig geplanten Standorten erwartet die EnBW in den nächsten Wochen. Aber auch hier werde es Mitte kommenden Jahres, wenn alle Fakten zusammengetragen sind und die Baugenehmigung beantragt werden könne, noch eine endgültige Abstimmung mit den Behörden geben.

Gebaut wird nur, wenn es wirtschaftlich ist.

Rund eine Million Euro investieren die EnBW und die Stadtwerke allein in die vorbereitenden Planungen. „Bauen werden wir aber wirklich nur dann, wenn sich der Windpark wirtschaftlich für uns lohnt“, betont Manfred-Volker Haberzell. Genau so wichtig für diese Abschätzung seien neben der durchschnittlichen Windgeschwindigkeit von 5,5 bis 6 Meter pro Sekunde alle anderen Faktoren, die die Betriebsdauer der Windräder einschränken könnten. Erst in einer abschließenden Gesamtschau werde man feststellen, ob sich das Projekt rechne. Tut es das, könnten die ersten Windräder dann wohl 2016 oder 2017 gebaut werden.