Der Chorverband Karl Pfaff hat zum Jubiläum seine Geschichte aufgeschrieben.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Esslingen - Wichtig für die Feiern zum 125-jährigen Bestehen waren die vier Festvorträge und Konzerte, die der Chorverband Karl Pfaff schon bestritten hat. Das letzte war am vergangenen 1. Mai. Für das Jubiläum mindestens genauso wichtig ist jedoch auch die kleine Festschrift, die jetzt erschienen ist. Sie zeigt den letztlich kuriosen Weg der Sängerbünde auf, die zusammen mit den Turnerbewegungen und den Studentenverbindungen die Keimzellen der deutschen Demokratie bildeten, als sie zu Beginn des 19. Jahrhunderts gegenüber dem Adel und den Kirchen für Bürgerrechte eintraten.

 

Karl Pfaff war ein herausragender Kopf in dieser Gemengelage und ist nicht umsonst der Namensgeber des Chorverbands, in dem zur Zeit 75 Vereine und rund 9000 aktive Sänger im Kreis Esslingen und im Kreis Göppingen organisiert sind.

Sein Grabmal ziert den Ebershaldenfriedhof in Esslingen und sein Denkmal steht auf der Esslinger Maille. Karl Pfaff hat im Jahr 1827 den Esslinger Liederkranz gegründet und im Jahr 1849 den Schwäbischen Sängerbund. Er hatte entscheidenden Anteil an der Etablierung der Realschulen in ganz Deutschland, als er für die damals revolutionäre Schulart Unterrichtsmaterialien schrieb.

Unschätzbare wissenschaftliche Leistungen

Karl Pfaffs wissenschaftliche Leistungen sind ebenso unschätzbar. Mit seiner „Geschichte der Stadt Stuttgart“ und der „Geschichte der Stadt Esslingen“ hat er Quellen geschaffen, an denen kein ernsthafter Forscher vorbeikommt, der sich mit der baden-württembergischer Geschichte befasst. Der Chorverband, der sich 1891 gründete, hätte also keinen besseren Namenspaten für sich finden können. Aufgrund ihrer langen Geschichte blieben die schwäbischen Chöre jedoch beinahe zu lange in der Tradition verhaftet.

Sehr lange gab es reine Männerchöre, was zur Folge hatte, dass sie vor allem wegen des Männer-Mangels immer weniger wurden. Die Zeiten, bei dem die sangeslustigen Mitglieder des Chorverbands ausschließlich das „Ännchen von Tharau“ oder die „Loreley“ schmetterten, sind längst passé. Seit den 90er-Jahren haben sich Rock, Pop, Gospel, Jazz, Schlager, sowie deutsche und französische Chansons in der Chorliteratur etabliert.

Meist hing das vom Engagement der Chorleiter ab, erklärt Martin Emberger, von der Geschäftsstelle des Chorverbands in Ebersbach (Kreis Göppingen). Denn oft mussten die Chorleiter die Partituren von Hand schreiben, weil es keine gedruckten Noten für Pop-Songs gab. Zwar dürfte es noch ein weiter Weg sein, bis die Liederkränze zu rappen anfangen, aber zumindest ist der Anfang gemacht.