400 Flüchtlinge sind am Mittwoch abend in Esslingen angekommen. Kinder, Jugendliche, junge Männer, völlig erschöpft wurden sie von den Helfern des roten Kreuzes in Empfang genommen.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

EsslingenN
och einmal sind am Mittwoch rund 400 Flüchtlinge in Esslingen angekommen, 300 von ihnen werden in der Schelztorhalle bleiben, bis sie am Sonntag in die Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes weitergeleitet werden. Um 20.53 Uhr hatte der aus München kommende Sonderzug gehalten. Schweigend überquerten die Menschen, die über die Balkanroute nach Deutschland geflohen waren, den Bahnhofsvorplatz. Meist junge Männer, viele Jugendliche und Familien mit kleinen Kindern, manche so erschöpft, dass sie sich kaum auf den Beinen halten konnten, ihre Stofftiere hatten sie umklammert. Manche Flüchtlinge hatten Tränen in den Augen, manche lächelten befreit und winkten, die meisten aber standen nur bedrückt da, als die Helfer sie in Empfang nahmen. Einige wussten nicht einmal, in welchem Land sie sich aufhielten, und fragten die Passanten danach.

 

Die Rot-Kreuz-Kreisverbände Nürtingen und Esslingen hatten 93 Helfer aufgeboten, um die Flüchtlinge zunächst mit Wasser zu versorgen oder medizinische Hilfe zu leisten. Die Familien durften nach vorne und wurden zuerst versorgt, darunter auch eine schwangere Frau, die im sechsten Monat schwanger war, und ein allein reisender Minderjähriger. Eskortiert wurden der Menschenstrom von der Polizei und Einsatzkräften der Esslinger Feuerwehr bis vor die Schelztorhalle, wo bereits die Notstromaggregate liefen und weitere Helfer des Roten Kreuzes warteten. Sie werden in den kommenden vier Tagen für die Flüchtlinge kochen. Vertreter der Stadtverwaltung halfen bei der Organisation und dienten Bürgern, die spontan helfen wollten, als Ansprechpartner.

Schon am Dienstag war ein Sonderzug über München in Esslingen angekommen, etwa 500 Menschen waren ausgestiegen. Sie konnten noch mit Bussen in die Erstaufnahmestellen des Landesgebracht werden, aber nun sind diese Kapazitäten erschöpft, und die meisten Flüchtlinge bleiben vorübergehend in Esslingen. „Wir wollen schnell und unbürokratisch humanitäre Hilfe leisten“, hatte der Rathauspressesprecher Roland Karpentier noch am frühen Abend gesagt. 50 der Flüchtlinge kämen ins Saarland, weitere 50 nach Wertheim, berichtete der Landrat Heinz Einiger, der die Helfer zu unterstützen. Die Flüchtlinge sollten eigentlich nach Stuttgart kommen, wegen der S-21-Baustelle hatte die Bahn jedoch vorgeschlagen, den Weitertransport der Menschen von Esslingen aus zu organisieren.

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