80 Prozent der Teilnehmer haben die Prüfung bestanden, die zum Anschluss der Intensiv-Sprachkurse für Flüchtlinge anstand. Das vom Landkreis aufgelegte Programm geht jetzt in die nächste Runde.

Esslingen - Mehr als 80 Prozent der Flüchtlinge, die im Rahmen eines vom Landkreis organisierten Sprachförderprogramms im vergangenen Jahr die Schulbank gedrückt haben, haben ihren jeweiligen Kurs erfolgreich abgeschlossen. „Bei täglich bis zu sechs Stunden Unterricht, die Zeiten für An-und Abreise noch gar nicht mitgerechnet, zeugt das von der hohen Motivation der Teilnehmer“, sagt Markus Grupp, der Wirtschaftsförderer des Landkreises Esslingen.

 

Vorbehaltlich der als sicher geltenden Finanzierungszustimmung des Sozialausschusses des Esslinger Kreistags geht das Programm jetzt in die zweite Runde. Rund 150 000 Euro lässt sich der Landkreis die Ausbildungsoffensive kosten, weitere 224 000 Euro fließen aus der Landeskasse. Kursanbieter sind die Volkshochschulen der Großen Kreisstädte und die Deutsche Angestellten Akademie (DAA) die auch festlegt, wer an den Kursen teilnehmen darf. „270 Teilnehmer sind nicht viel angesichts der 5000 Flüchtlinge, die derzeit im Landkreis untergebracht sind. Allerdings ist unser Programm ,Wege in Ausbildung und Arbeit’ nur ein Baustein in einem ganzen Bündel von Angeboten“, sagt Grupp.

Erfolgreicher Abschluss ist Voraussetzung für eine Ausbildung

Ziel des in Grund-und Aufbaukurs unterteilten Unterrichts ist es, die Teilnehmer berufsschulfähig und damit letztlich auch ausbildungsreif zu machen. „Viele Flüchtlinge haben ein hohes praktisches Geschick, nur bei der Sprache hapert es eben“, sagt Grupp. Die B2-Prüfung zum Abschluss des Aufbaukurses gilt dabei als Schlüssel und als Zugangsvoraussetzung in die Ausbildung. „B2 setzt ein Textverständnis und die Fähigkeit zur freie Unterhaltung voraus“, sagt Grupp. Die Kategorie kennzeichne damit ein Sprachniveau, das irgendwo zwischen der Kenntnis der deutschen Begrüßungsformeln (A1) und den C1- Anforderungen liege, die als sprachliche Voraussetzung für eine künftige Tätigkeit als Arzt definiert worden sind.

Mit einem erfolgreich abgeschlossener Aufbaukurs haben die jungen Männer laut Grupp bei den Unternehmen zumindest einen Fuß in der Türe. „Uns sind mindestens 30 Flüchtlinge bekannt, die inzwischen eine Ausbildung in einem Betrieb oder Unternehmen des Landkreises begonnen haben“, sagt Grupp. Der Branchenmix reiche von Metall- und Pflegeberufen über das traditionelle Handwerk bis hin zu den Informationstechnologien. Parallel dazu hätten viele Absolventen die Möglichkeit genutzt, sich im Rahmen von Praktika und anderen Arbeitsgelegenheiten auf das nächste Niveau zu heben.

Kümmerin hält den Kontakt zu den Betrieben

Damit es am Scharnier zwischen Schulbank und Ausbildungsplatz wie geschmiert läuft, hat der Landkreis mit Nesrin Abdullah seit März eine „Kümmerin“ am Start. Deren Stelle wird zu 80 Prozent aus Landesmitteln gefördert. „Nesrin Abdullahs hält Kontakt zu den Betrieben. Ihre Aufgabe ist es, die jungen Menschen in die Ausbildung zu bringen“, sagt Grupp. Dabei komme der seit 20 Jahren in Deutschland lebenden gebürtigen Syrerin entgegen, dass sie fließend arabisch spreche. „Zu ihrer Vermittlerrolle gehört auch, dass sie den Ausbildern mit Rat und Tat beiseite steht“, sagt Grupp. Um die Wege möglichst kurz zu halten, steht der Schreibtisch von Nesrin Abdullah im Ausbildungsreferat in der Esslinger IHK-Kreiszentrale.