Die SPD kämpft in Esslingen bis zuletzt für den Erhalt der Katharinenschule, findet aber keine Mehrheit.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Esslingen - Dass die SPD die Esslinger Katharinenschule auch in der Gemeinderatssitzung am Montag nicht kampflos aufgeben würde, war vorherzusehen. Schon in der vorangegangenen Sitzung des Sozialausschusses hatte die Fraktion heftig für den Erhalt der Gemeinschaftsschule gekämpft. Folgerichtig schickte die Fraktion am Montag einen entsprechenden Antrag ins Rennen, wiewohl genauso klar war, dass er keine Chance haben würde. Lediglich die Linken und die FÜR waren auf der Seite der SPD. Das reichte nicht zur Mehrheit. Die Abstimmung ging mit 21 zu 13 Stimmen für die Fusion der beiden Schulen aus.

 

Mit dem Beschluss des Gemeinderats wird die Schulentwicklung in der Esslinger Innenstadt demnach so aussehen: Die Schule am Schillerpark und die Katharinenschule werden fusioniert zu einer sechszügigen Gemeinschaftsschule. Außer dieser neuen großen Schule wird es noch eine dreizügige Ganztagsschule am Standort Klara-Anlage geben. Andreas Koch, der Fraktionssprecher der SPD, bezeichnet die Position seiner Fraktion als Resultat eines „harten Ringens“. Doch nach der Auswertung von Schreiben, nach der Analyse von Gesprächen und nach einer Anhörung der Schulen und der Eltern, habe sich die SPD entschlossen, sich für den Erhalt der Katharinenschule einzusetzen. Damit weiche sie zwar von dem Ergebnis des Arbeitskreises Schulentwicklung ab, doch stellte Koch klar: „Die SPD tritt ihre Entscheidungsbefugnis nicht an andere Instanzen ab.“

Das Hauptargument für den Erhalt der Katharinenschule ist für die SPD die Schülerstruktur der Innenstadt, die ein erfahrenes und eingespieltes Lehrerteam brauche und in einer Fusion auf der Strecke bleiben könnte. Eine kleinere dreizügige Schule würde außerdem mehr individuelles Lernen ermöglichen. Außerdem hätten die Schüler mit zwei Schulen eine echte Wahlmöglichkeit, auch mit zwei unterschiedlichen Ganztagsmodellen.

Wie einig sich die meisten Fraktionen gegen den SPD-Antrag waren, zeigte sich schon darin, dass Annette Silberhorn-Hemminger nicht nur für ihre eigene Fraktion der Freien Wähler sprach, sondern auch für die Grünen, die CDU und FDP. Sie sah in der neuen Gemeinschaftsschule Innenstadt eine starke Schule, die „die Kompetenzen und das Wissen beider Schulen bündelt und stärkt“. Die Fusion der beiden Schule sei ein Puzzleteil im gesamten Schulentwicklungsplan von Esslingen, das man nicht einfach aus dem Plan herausnehmen könne. Bernd Berroth, der Leiter des Amts für Bildung und Erziehung, machte darüber hinaus deutlich, dass zwei benachbarte Schulen eine „ungute Konkurrenzsituation“ ergäben.

Unstrittig waren die weiteren Punkte der Schulentwicklung. In der Pliensauvorstadt wird die Adalbert-Stifter-Schule erhalten und zu einer dreizügigen weiterführenden Schule ausgebaut. Die Realschule Oberesslingen wird auf sechs Züge ausgebaut, und die Lerchenäckerschule wird als eine eigenständige Ganztagsgrundschule fortgeführt.

Auch im Esslinger Norden stehen große Veränderungen bevor: Die Seewiesenschule bekommt eine Mensa, und auch das Hauptgebäude soll umgebaut werden. Auch hier plant die Stadt einen Ausbau auf drei Züge. Die Werkrealschulen, denen nach dem Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung die Schüler ausgehen, sollen langsam auslaufen. Die Klassen, die es noch gibt, sollen in der Lerchenäckerschule und der Adalbert-Stifter-Schule weiter unterrichtet werden.

An den Gymnasien der Stadt wird wenig verändert: Am Schelztor-Gymnasium schiebt die Stadt ein Projekt für Digitalisierung an. Wenn es erfolgreich wird, könnte es auch auf das Theodor-Heuss-Gymnasium ausgeweitet werden. Ein weiteres Pilotprojekt steht für das Georgii-Gymnasium an: Hier soll es erstmals einen Ganztagsbetrieb geben.