Die Stadt Esslingen will die Konsequenzen aus einer Notfallpanne in der Römerstraße ziehen und die Hausnummern neu ordnen.  

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Es ist ein tragischer Unfall gewesen. Im vergangenen Sommer war an einem Sonntagmorgen auf der Tennisanlage des TC Esslingen ein Spieler mit einem Herzinfarkt zusammengebrochen. Zwar kümmerte sich sofort eine zufällig anwesende Ärztin um den Sportler, doch der herbeigerufene Notarztwagen irrte mehrere möglicherweise entscheidende Minuten vergeblich auf der Suche nach dem Unglücksort in der Römerstraße umher. Später ist der Mann an den Folgen des Infarkts gestorben.

 

Zwar ist nie endgültig geklärt worden, ob der Sportler hätte gerettet werden können, wenn schneller Hilfe gekommen wäre, aber diese Notversorgungspanne hat nun noch einmal den Sportausschuss des Gemeinderats beschäftigt. Der Vorfall werde Konsequenzen haben, versprach der Kultur-, Sport- und Sozialbürgermeister Markus Raab: "Wir machen aus der Schweiz da oben Deutschland."

Hausnummern sind nach Baujahren vergeben

Der Hintergrund dieser Bemerkung: die Römerstraße ist die einzige Straße in Esslingen, in der die Hausnummern entsprechend dem Baujahr der Häuser vergeben worden sind. Diese Methode stamme aus ländlichen Gebieten der Schweiz, in denen teilweise sogar ganz auf Straßennamen verzichtet werde und die Häuser einfach durchnummeriert seien, erklärte der stellvertretende Leiter des Stadtplanungsamts, Gerhard Haug.

In Esslingen bedeutet dies, dass das Jägerhaus als ältestes Gebäude an der Römerstraße die Hausnummer 1 hat. Der östliche direkte Nachbar, das Waldheim-Tageshotel, firmiert dagegen unter Römerstraße 10, der westliche Nachbar, der Reit- und Fahrverein, unter der Nummer 5. Der von dem Unglück betroffene Tennisclub wiederum, der auf der anderen Straßenseite schräg gegenüber des Jägerhauses beheimatet ist, hat die Anschrift Römerstraße 9.

Widerstand der Anwohner verhinderte den Plan schon einmal

Schon einmal habe die Stadt einen Vorstoß bei den Anwohnern unternommen, den Nummernsalat zu sortieren. Weil sich Widerstand regte, hat die Stadt damals Abstand von diesen Plänen genommen. Die Anwohner hätten hohe Kosten für die Umstellung und zudem ein postalisches Chaos befürchtet.

Diese Argumente bemühte in der Sportausschusssitzung auch der FDP-Stadtrat Ulrich Fehrlen, der gleichzeitig der Vorsitzende des Esslinger Stadtverbands für Leibesübungen und Vorstand der Turnerschaft Esslingen ist. Ihm wie auch der Mehrzahl der Ausschussmitglieder würde es genügen, wenn an der Kreuzung Neue Straße/Römerstraße ein Schilderbaum errichtet würde, der den Weg zu den einzelnen Sportstätten weisen würde. Fehrlen räumt aber ein, dass es wohl nicht alle der an der Römerstraße angesiedelten Sportvereine mit der Vorschrift, die Hausnummer gut sichtbar zur Straßenseite hin zu montieren, ganz genau genommen hätten. Diese Vorschrift gelte es nun durchzusetzen. Doch das ist Markus Raab nicht genug. Er will dafür sorgen, dass die Hausnummern an der Römerstraße möglichst bald neu geordnet werden. Ein Unglück wie im vergangenen Sommer dürfe sich nicht wiederholen.

Kommentar

Kommentar: Zwingend

Natürlich ist die Gewohnheit eine mächtige Kraft. Natürlich verursacht die Umstellung bei Hausnummern für den Einzelnen erhebliche Kosten. Und natürlich wird es einige Zeit dauern, bis sich alle Beteiligten an die neue Nummerierung der Vereinsgaststätten und Sportanlagen an der Esslinger Römerstraße gewöhnt haben.

Dennoch ist es vollkommen unverständlich, warum manche Stadträte noch immer am liebsten am verwirrenden Status quo festhalten würden. Dass das Schweizer Modell anfänglich ein probater Weg war, um der nicht absehbaren Entwicklung entlang der Straße Rechnung zu tragen und zumindest eine gewisse Zuordnung zu ermöglichen, ist verständlich. Nach dem Unglück im vergangenen Sommer ist die Neuordnung der Hausnummern aber zwingend. So ein Vorfall darf sich nicht noch einmal wiederholen. Dafür muss die Stadt Esslingen sorgen.