Wer sich für eine Beamtenlaufbahn im mittleren Dienst entscheidet, besitzt gute Zukunftschancen. Die Verwaltungsschule, in der die Anwärter aus dem Regierungsbezirk Stuttgart unterrichtet werden, ist dem Landratsamt Esslingen angegliedert.

Esslingen - Der mittlere Dienst liegt wieder absolut im Trend“, sagt Martina Brosi-Barth, die Leiterin der Verwaltungsschule im Landratsamt Esslingen. Sie muss es wissen, denn die Einrichtung unterrichtet die Auszubildenden aus den Behörden des gesamten Regierungsbezirks Stuttgart. Die Zahl junger Menschen, die sich für die mittlere Beamtenlaufbahn in Verwaltungen entscheiden, habe in den vergangenen Jahren stetig zugenommen, sagt Brosi-Barth. Im aktuellen Lehrgang legten dieser Tage 80 Schülerinnen und Schüler ihre mündlichen Prüfungen ab. Vor drei Jahren seien es noch 65 junge Menschen gewesen, die eine mittlere Beamtenlaufbahn in den verschiedenen Ämtern in den Verwaltungen eingeschlagen haben.

 

Dem Vorurteil, die Ausbildung zum mittleren, nichttechnischen Verwaltungsdienst – als solche wird sie im reinsten Bürokratendeutsch bezeichnet – sei staubtrocken, widerspricht die Schulleiterin entschieden. „Im Gegenteil“, sagt sie, es handle sich um eine sehr vielfältige Ausbildung, bei der „querbeet“ alle Fachgebiete und Ämter durchlaufen würden.

Kurze Ausbildung, gute Bezahlung

Weshalb diese Ausbildung für die jungen Leute so attraktiv ist, liegt für sie auf der Hand. Sie erlernten einen „abwechslungsreichen Beruf, der gute Zukunftschancen bietet“, ist sie überzeugt. Das liege mitunter auch an der Altersstruktur in vielen Verwaltungen. Wenn ältere Mitarbeiter in den Ruhestand gingen, würden sie eben durch Nachwuchskräfte ersetzt. Zudem werde die Zahl an Mitarbeitern im mittleren Dienst mit der Aufgabenzunahme in den Verwaltungen aufgestockt. Das Esslinger Landratsamt selbst bilde pro Jahr acht Beamte im mittleren Dienst aus.

Auch die Ausbildungsdauer und die Bezahlung seien ein gutes Argument, um sich für diese berufliche Karriere zu entscheiden. Schon nach zwei Jahren werde die Abschlussprüfung abgelegt, und bereits vom ersten Ausbildungsjahr an verdienten die künftigen Verwaltungswirtinnen und -wirte – so die offizielle Berufsbezeichnung – 1157 Euro monatlich. Um eine Ausbildungsstelle zu ergattern, werde ein guter Realschulabschluss vorausgesetzt.

In den Behörden sei in den vergangenen Jahren zudem erkannt worden, dass „der mittlere Dienst rechtlich gut ausgebildet ist“, erklärt Martina Brosi-Barth. Die Vermittlung von Staats-, Verwaltungs-, Kommunal-, Dienst-, Wirtschafts-, Polizei-, Ausländer-, Abgaben- und Personalvertretungsrecht nehme im Unterricht viel Raum ein. Außerdem komme auch während der Unterrichtszeit – die Auszubildenden besuchen die Verwaltungsschule im zweiten Jahr für sechs Monate – die Praxisnähe nicht zu kurz. Denn die Lehrbeauftragten der Verwaltungsschule arbeiten Martina Brosi-Barth zufolge hauptberuflich in den unterschiedlichen Behörden des Landes, wie zum Beispiel in Rathäusern, Landratsämtern, im Regierungspräsidium und in den diversen Ministerien.

Gute Aufstiegschancen

„Wir setzen verstärkt auf die Ausbildung im mittleren Dienst“, erklärt beispielsweise Bernd Vogel, der Abteilungsleiter für Personal und Organisation in der Stadtverwaltung Kirchheim, und bestätigt damit die Einschätzung von Martina Brosi-Barth. Der demografische Wandel wirke sich auch auf den Mitarbeiterstab der Verwaltung aus, junge Nachrücker würden für altershalber frei werdende Stellen benötigt, sagt Bernd Vogel. Sie bildeten den „Unterbau“ in den diversen Ämtern. Bei entsprechenden Weiterbildungen hätten sie gute Aufstiegschancen. Zudem hebt er deren fundierte Kenntnisse „in Sachen Recht“ hervor. „Verwaltungswirte sind durchaus nachgefragt“, lautet Vogels Fazit.

Wer Verwaltungswirt werden will, muss sich sputen

Stellen
Zu den Ausbildungsbehörden im mittleren Verwaltungsdienst zählen das Regierungspräsidium Stuttgart, die Landratsämter sowie die Städte und Gemeinden im Regierungsbezirk Stuttgart.

Ausbildung
Im ersten Ausbildungsjahr zum mittleren Dienst verbringen die Anwärter sieben Monate in ihren Ausbildungsbehörden. Fünf Monate besuchen sie im Blockunterricht eine Berufsschule. Im zweiten Jahr sind sechs Monate Theorie in der Verwaltungsschule in Esslingen angesagt und sechs Monate Praxis in den jeweiligen Ausbildungsbehörden.

Schulen
In Baden-Württemberg gibt es drei Verwaltungsschulen zur Ausbildung für den mittleren Dienst: in Balingen-Hechingen (Zollernalbkreis), in Karlsruhe und in Esslingen, wobei letztere die größte Einrichtung ist.

Bewerbung
Die Ausbildungen für die Verwaltungswirte beginnen jeweils am 1. September. Für die Stellen müssen sich die Interessenten direkt bei den jeweiligen Behörden bewerben. Die Bewerbungsfristen für das kommende Jahr laufen zurzeit. Zum Beispiel endet jene für das Landratsamt in Esslingen bereits am 1. Oktober.