Bis 2021 ist die Kulturkneipe Vier Peh gerettet. Dann allerdings wird sie abgerissen.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Esslingen - Der Oberbürgermeister Jürgen Zieger brachte es auf den Punkt: „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“. Der Weg für das Vier Peh lautet jetzt, dass die Kult- und Kulturkneipe im Esslinger Norden bis 2021 gute vier weitere Jahre geöffnet bleiben kann. Dann nämlich wird auch die ehemalige Fachhochschule in der Nachbarschaft geschlossen, dessen Mensa das Vier Peh einst war. Das ganze Gelände wird dann neu überplant.

 

Um diese Verlängerung zustande zu bringen, mussten alle Beteiligte an einen Tisch, und alle ein wenig über ihre Schatten springen. Denn die Verhältnisse entlang der Flandernstraße waren kompliziert. Das Vier Peh liegt auf einer Fläche, die zum Teil dem Land und zum Teil der Stadt gehört. Das Gebäude jedoch ist im Besitz der Dinkelacker AG in Stuttgart. Nachdem der Pachtvertrag für das Vier Peh in diesem Jahr ausgelaufen wäre, wäre die Brauerei verpflichtet gewesen, das Gebäude abzureißen und das Grundstück an die Stadt zu übergeben. Würde das Vier Peh weiter existieren, dann hätte die Stadt zunächst einmal riskiert, auf den Abbruchkosten sitzen zu bleiben.

Auch die Betreiberin Uli Kopp hatte ein Problem. Weil das Gebäude ziemlich in die Jahre gekommen ist, müsste für einen Weiterbetrieb investiert werden, und das würde sich auf fünf Jahre wenig lohnen. Auch die Dinkelacker AG wäre wiederum mit einem sofortigen Abbruch auf der sicheren Seite gewesen. Weil aber auch die Dinkelacker-Brauerei weiter im Geschäft bleiben wollte, um dort Getränke zu verkaufen, und weil die Stadt die einzige soziokulturelle Anlaufstelle im Esslinger Norden nicht sang- und klanglos schließen wollte, und weil die Pächterin Uli Kopp sich auch noch zu jung für die Rente fühlte, kam man auf folgende Lösung: Zwei Gutachter hatten die Abrisskosten auf etwa 48 000 Euro geschätzt. Dieses Geld zahlt die Brauerei jetzt auf ein Treuhandkonto ein, damit die Stadt im Jahr 2021 darüber verfügen kann, wenn abgerissen wird. Im Gegenzug verzichtet die Stadt auf die vollen Pachteinnahmen, damit der Betreiberin Uli Kopp ein finanzieller Spielraum bleibt, um in die Technik und in den Schallschutz zu investieren.

„Viele Esslinger haben ihr Herz für das Vier Peh entdeckt“, sagte der Esslinger Pressesprecher Roland Karpentier, als unsere Zeitung die Nachricht von der drohenden Schließung verbreitete. Das Vier Peh hatte einst den einzigen Biergarten in der Gegend und war in den 70er- und 80er- Jahren als kultige Jazzkneipe bekannt geworden. Schon einmal wäre das Vier Peh fast geschlossen worden, als sich nach einem Pächterwechsel kein Nachfolger mehr fand. Damals wie auch jetzt hatte sich der Landtagsvizepräsident Wolfgang Drexler (SPD) für den Erhalt der Kultkneipe eingesetzt. Er war es auch, der die Gründung eines Fördervereins anregte, der in Zukunft die Pächterin Uli Kopp bei möglichen Investitionen unterstützen will.