Die neue Ausstellung im Städtischen Museum Esslingen zeigt außergewöhnliche Exponate und stellt jene Menschen vor, die sie mit viel Leidenschaft zusammentragen. Zu sehen sind unter anderem historische Trompeten, Skier, Bügeleisen und Mikroskope.

Esslingen - Hans Böhm bringt es auf den Punkt: „Ein jeder Mensch hat einen Vogel, beim Sammler sieht man ihn.“ Der Aichwalder sagt das mit einer gehörigen Portion Selbstironie, denn er gehört genau dieser Spezies an. Hans Böhm sammelt alte Bügeleisen, und er besitzt rund 900 Stück. Nur einen Bruchteil davon kann er in der neuen Ausstellung im Esslinger Stadtmuseum im Gelben Haus zeigen, denn neben ihm präsentieren weitere 15 Sammler aus Esslingen und Umgebung ihre Schätze.

 

Ihnen allen ist gemein, dass sie etwas sammeln: Nilpferde, Krippen, Fotoapparate, Trompeten, Puppen, Grafiken oder Plastiktüten. Doch ihre Ansätze des Suchens und Findens, der Erforschung und Aufbewahrung, des Behaltens und Weggebens sind unterschiedlich. Christian Rilling, der stellvertretende Leiter der Städtischen Museen und der Kurator der Ausstellung, will neben den zum Teil außergewöhnlichen Exponaten auch jene Menschen vorstellen, die sie zusammentragen.

Skier der Firma Schäfer und historische Mikroskope

Etwa Walter Kostelezky aus Ostfildern-Ruit, der stolz einen kleinen Teil seiner Skisammlung präsentiert. Für die Weihnachtsausstellung, die am Sonntag, 30. November, um 11 Uhr eröffnet wird, hat das Mitglied des Schneeschuhvereins Stuttgart einige jener Bretter zur Verfügung gestellt, die auch schon für Sportler früherer Generationen die Welt bedeutet haben. Für die Ausstellung hat er sich auf historische Latten der ehemaligen Firma Schäfer konzentriert, die von 1918 an Skier in Esslingen hergestellt hat. Darunter auch einen Klappski mit Scharnier, der eigens für das Militär als platzsparende, im Rucksack zu verstauende Variante produziert wurde. Für Walter Kostelezky sind Skier, Stöcke, Skischuhe und Abzeichen nicht allein Sammelobjekte, sondern auch Dokumente eines „Kulturguts, das sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt hat wie etwa das Auto“.

Horst Kuhn aus Aichtal sammelt historische Mikroskope, Sextanten, Zirkel, Fernrohre und medizinische Instrumente. Ein „teures und seltenes Hobby“, wie er bekennt. Seit 40 Jahren ist er „aus Liebe zur Wissenschaft und Natur“ auf der Jagd nach den messingglänzenden Besonderheiten. Ihn fasziniere die Entwicklungsgeschichte der sensiblen Gerätschaften und die mit ihrer Hilfe gewonnenen Erkenntnisse der Wissenschaft. Etwa ein Mikroskop, das im 18. Jahrhundert der Esslinger Hofopticus und Mechanicus Carl Oechsle hergestellt hatte. Früher sei es mühsam gewesen, an die Objekte heranzukommen, sagt Kuhn, doch seit der Nutzung des Internets hätten sich ganz neue Sammlerwelten aufgetan.

Australischer Bügeleisensammlerclub

Das bestätigt auch der Bügeleisenexperte Hans Böhm. Aufgrund seiner Kontaktaufnahme über das weltweite Netz war er zeitweise sogar Mitglied in einem australischen Bügeleisensammlerclub. Er zeigt im Städtischen Museum Glätteisen samt Zubehör aller Couleur. Etwa jenen Untersetzer, der laut einer Gravur einst „Der lieben Mutter zum Muttertag“ geschenkt wurde oder ein Bügeleisen, das aufgrund seiner Form zu Recht den Titel „Württemberger Ochsenzunge“ trägt.

Christian Rilling berichtet, es sei nicht schwierig gewesen, Sammler für die Ausstellung zu gewinnen. Und seine Befürchtung, dass sich „lauter Briefmarkensammler melden“, habe sich auch nicht bewahrheitet. Weitaus schwerer sei es den ausgewählten Ausstellern gefallen, „eine Auswahl ihrer Exponate zu treffen“. Schließlich steht jedem nur eine Vitrine zur Verfügung, in der er einen kleinen Ausschnitt seiner lieb gewonnenen Stücke zeigen kann. Aber jeder erhält mit einem Plakat die Gelegenheit, sich und seine ganz persönliche Sammelleidenschaft vorzustellen.