Die Messungen der Windstärke auf dem Schurwald werden fortgesetzt. Ende des Jahres sollen die Ergebnisse vorliegen. Erst dann soll entschieden werden, ob Windräder gebaut werden.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Für uns ist das Kapitel Windkraft auf dem Schurwald noch nicht abgeschlossen.“ Mit deutlichen Worten für die Gegner eines Windparks und scharfer Kritik am Vorgehen der Deutschen Flugsicherung (DFS) hat sich der Esslinger Oberbürgermeister Jürgen Zieger in seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke Esslingen (SWE) in die Diskussion über einen Windpark zwischen Esslingen und Aichwald eingeschaltet.

 

„Aus Gründen, die für uns nicht nachvollziehbar sind“, so Zieger, habe die DFS ihre Meinung geändert. Am 4. Mai 2012 hatte die Stadt bei der DFS angefragt, ob auf dem Schurwald Windräder mit einer maximalen Höhe von 656 Metern über dem Meeresspiegel möglich seien. Das entspräche Anlagen mit einer Gesamthöhe von 200 Metern und einer Nabenhöhe von 140 Metern. Damals habe die Flugsicherung mitgeteilt, dass gegen eine solche Höhe nichts einzuwenden sei. Allerdings müsse man dann bei einer Konkretisierung der Pläne jeden Einzelfall prüfen.

110 000 Euro für den Windmessmasten

Am 22. Dezember sei nun bei der Stadt ein Brief der DFS angekommen, in dem die Flugsicherungsbehörde mitteilt, dass in diesem Bereich des Schurwald bestenfalls zwei Windräder gebaut werden könnten. Der Grund: durch die anderen Windräder könnte das Anflugverfahren gestört werden. Zieger: „Das ist ein klarer Widerspruch zur ursprünglichen Aussage der DFS.“ Mit dem baden-württembergischen Ministerium für Verkehr und Infrastruktur werde die Stadt nun das Gespräch mit der DFS suchen und verhandeln.

Aufgrund des ersten grundsätzlich positiven Briefes der DFS hatten die Stadtwerke Esslingen und die EnBW gemeinsam die „Projektentwicklungsgesellschaft Windpark Schurwald“ gegründet und im vergangenen Mai für 110 000 Euro einen rund 200 Meter hohen Windmessmast errichtet. In einem einjährigen Versuch soll ermittelt werden, ob sich Windkraftanlagen auf dem Schurwald überhaupt wirtschaftlich betreiben lassen. „Diese Messung werden wir in jedem Fall weiterführen“, betont Zieger. „Denn eine qualifizierte Aussage über die Windstärke kann nicht prognostiziert, sondern muss gemessen werden.“

Wirtschaftlichkeit ist das oberste Kriterium

Spätestens Ende des Jahres werde man dann alle Ergebnisse zusammengetragen haben. Aufgrund dieser Erkenntnisse werde man über weitere Schritte nachdenken. Noch einmal versicherte Zieger, dass die Wirtschaftlichkeit das oberste Kritierium für die Verwirklichung des Windparks auf dem Schurwald sei. Wenn die Gegner auf dem Schurwald jetzt behaupteten, es gebe ohnehin zu wenig Wind und das wirtschaftliche Ergebnisse würden von den Stadtwerken und der EnBW geschönt, so entbehre das jeder Grundlage. Zieger: „Ich begebe mich nicht auf ein solches Diskussionsniveau.“ Mit der Gemeinde Aichwald habe man vereinbart, zum gegebenen Zeitpunkt einen Gutachter zu beauftragen, der die Wirtschaftlichkeit der dann genehmigungsfähigen Anlagen überprüfen werde.

Auch für den Esslinger CDU-Landtagsabgeordneten Andreas Deuschle, der vorgeschlagen hatte, die Windkrafträder weiter von Aichwald wegzurücken, hat Zieger wenig Verständnis: „Wir leben hier in einem Rechtsstaat. Auch der Volljurist Deuschle sollte wissen, dass in Deutschland das Recht gilt. Die Meinung hat der Stammtisch.“ Er, Zieger, werde beim Thema Windenergie Recht und Gesetz anwenden.

Sollten sich die Pläne konkretisieren, werde er sich dem Gespräch mit den Gegnern der Windkraft nicht verweigern. Allerdings, davon ist Zieger überzeugt: „Die Energiewende muss auch vor Ort stattfinden.“ Die Bürger könnten nicht die Energiewende fordern und dann gegen Anlagen ohne CO-2-Ausstoß und ohne Nuklearrisiken Sturm laufen. In einem Verdichtungsraum wie der Region Stuttgart gehe es darum, gemeinsam Lasten zu tragen. Dazu zähle die Energieproduktion. Jürgen Zieger: „Auch Aichwald braucht Strom.“