Statt 7,5 Millionen Euro fließen von der EU künftig nur noch 4,7 Millionen für Schulobst ins Land. Das hat Folgen. Noch weniger Kinder werden von den Programmen profitieren.

Stuttgart - Wie sie sich gesund und lecker ernähren können, sollen Kinder auch im Kindergarten und in der Schule erlernen. 390 000 Kinder – etwa ein Drittel der Grundschüler und Kindergartenkinder im Südwesten – bekommen in diesem Schuljahr zwei bis dreimal wöchentlich kostenlos frisches Obst und Gemüse in ihrer Einrichtung. Jedes neunte Kind – insgesamt 86 000 – profitiert vom Schulmilchprogramm. Den größeren Teil der Kosten finanziert die Europäische Union, ein Viertel müssen Sponsoren aufbringen.

 

Im nächsten Schuljahr werden deutlich weniger Kinder in den Genuss dieser Angebote kommen. Denn die EU hat ihre Programme verändert. Deshalb fließen statt 7,5 Millionen Euro pro Schuljahr nur noch 4,7 Millionen Euro in den Südwesten, sagte die Staatssekretärin für den Ländlichen Raum, Friedlinde Gurr-Hirsch am Dienstag in Stuttgart. Zu spüren bekommen das zuallererst die Schüler an weiterführenden Schulen, die dann nicht mehr beteiligt werden. In den vergangenen Jahren hatte Baden-Württemberg das Angebot auf diese Gruppe ausweiten können, weil andere Bundesländer ihre EU-Mittel nicht vollständig abgerufen hatten. Künftig werden sie diese aber wohl beantragen, weil sie dann keine eigenen Mittel oder Sponsorengelder mehr bereitstellen müssen, um an den EU-Programmen teilnehmen zukönnen.

Keine gesüßten und aromatisierten Produkte

Auch bei den Kindergärten könnte es Einschränkungen geben, sagte Gurr-Hirsch. Sie gehe davon aus, dass sich dort die Eltern selber stärker dafür engagierten, zusammen mit regionalen Produzenten und Lieferanten solche Angebote zu machen. Im Mittelpunkt sollen die Grundschulen stehen, die den Kindern möglichst zweimal pro Woche frisches Obst, Gemüse und Milch zur Verfügung stellen sollen. Neben Milch können diese auch Jogurt, Quark oder Käse bekommen. Dabei sollen sie nur ungesüßte und nicht aromatisierte Produkte erhalten – so schreibt es die EU vor. Kakao oder Erdbeermilch gehören dann ebenso wenig zum Programm wie Früchtejoghurts. Diese Lebensmittel sind aus Sicht vieler Ernährungsexperten ein Grund dafür, dass immer mehr Kinder übergewichtig sind.

Das sollen die Kinder – und möglichst auch ihre Eltern – sich bewusst machen. „Uns ist es auch wichtig, dass Einstellungen geprägt werden“, sagte Gurr-Hirsch. Für viele Schüler sei es auch eine schöne Erfahrung, selbst Speisen wie Früchtequark zuzubereiten und mit anderen gemeinsam zu essen. Es gehe aber nicht darum, die Aufgabe der Eltern zu übernehmen.

Neue Bewerbungsrunde startet

Bewerben können sich Schulen vom 24. April bis zum 2. Juni. Voraussetzung ist, dass das Thema gesunde Ernährung auch im Schulalltag eine Rolle spielt. Fortbildungen für Lehrer und Erzieher sind geplant.

Die FDP warf der Landesregierung vor, sie habe ihre Chancen nicht genutzt. „Jetzt rächt sich, dass sich das Land bei der bewussten Schulernährung bislang nur mit fremden Federn geschmückt und keine eigenen Mittel dazugegeben hat“, sagte Friedrich Bullinger, verbraucherpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion. „Wenn es das Land ernst meint mit Erziehung zu bewusster und gesunder Ernährung, muss ihm das mehr wert sein.“

Bereits im vergangenen Jahr hatte der Landesrechnungshof die beiden Programme kritisiert. Mit 130 000 Euro seien die Verwaltungskosten für die Schulmilch fast ebenso hoch wie die jährliche Förderung. Deshalb solle es eingestellt werden. Beim Schulobst empfahl er ein einfacheres Abrechnungsverfahren – damit seien mehr Empfänger zu erreichen. Durch die Zusammenlegung der Programme sinke der Verwaltungsaufwand, sagte Gurr-Hirsch.