Marianne Nobbe hat ihr Herz an Eulen verloren. Sie und ihr Mann leben in Stuttgart-Sillenbuch mit mehr als 1000 Exemplaren unter einem Dach. Und mit ihrer Sammellust hat sie inzwischen sogar schon andere angesteckt.

Sillenbuch - Im ersten Moment fällt es gar nicht auf. Dann entdeckt man eine Eule. Dann noch eine. Noch eine. Und dann fahren die Augen Achterbahn. Eulen als Kissen, als Fingerhüte, als Geschirrtuch-Muster, als Magnet an der Pinnwand, eine Handytasche mit Eulen drauf, Topfuntersetzer, Flaschenöffner, eine Pillenbox, sogar Bettwäsche mit Eulenmotiv. Marianne Nobbe lebt in einem richtigen Eulennest.

 

In den 70ern flatterte die erste Eule in ihr Leben

Um die 1000 Exemplare hat sie einst gezählt. Mittlerweile kamen zahlreiche neue dazu. Aus Glas, aus Porzellan, aus Silber, aus Papier, aus Stoff. Winzig kleine wie das mit einem Eulenmotiv bemalte Wachtelei, stattlich große wie die mit einer Kettensäge aus einem Holzblock geschaffene Figur am Hauseingang. Mit wie vielen unterschiedlichen Eulen genau sie und ihr Mann das Heim in Sillenbuch teilen, sie wissen es nicht.

Irgendwann Anfang der 70er flatterte die erste Eule in Marianne Nobbes Leben. Seither wird gesammelt. Vor allem enge Freunde und Familienmitglieder versorgen die 61-Jährige immer wieder mit neuen Schätzen. Der Sohn etwa bringt von Auslandsreisen regelmäßig etwas mit. Ein Eulen-Portemonnaie aus Hongkong, ein Eulen-Teelicht aus London, einen Anhänger aus Südkorea. Zu jedem Mitbringsel kann die Empfängerin eine Geschichte erzählen, und jedes Geschenk findet einen Platz in Marianne Nobbes Haus. Oder auch im Garten. Selbst die Klingel ist – selbstverständlich – in Eulenform gefertigt. Und freilich beschäftigt sich die Sillenbucherin auch mit dem lebenden Objekt. „Ich habe etliche Fachbücher gelesen.“

Ansteckende Leidenschaft

Warum diese Liebe zu Kauz und Uhu? Marianne Nobbe überlegt ernsthaft, findet aber keine Antwort darauf. Mit der so oft zitierten Weisheit, die man dem nachtaktiven Raubvogel nachsagt, habe es jedenfalls nichts zu tun. „Ich kann es an nichts festmachen. Irgendwann wird man fasziniert.“

Und tatsächlich: Die Leidenschaft ist ansteckend. Marianne Nobbes Freundin, mit der sie eine mehr als 40-jährige Brieffreundschaft pflegt, fragte irgendwann: „Darf ich auch Eulen sammeln?“ Die fünfjährige Enkelin Helena will immer aus einer Eulentasse trinken, wenn sie bei ihrer Oma ist, und deren 17 Monate alte Schwester Clara hat auch schon „Hu-huh“ gelernt.

Kinder zählen Eulen vom Gartenzaun aus

Besonders freut sich die Lehrerin Marianne Nobbe, wenn die Kinder aus der Nellinger Grundschule ihr Eulen basteln und malen. Auf Kinder scheinen die Tiere eine besondere Anziehung auszuüben. Oft beobachtet die Sillenbucher Sammlerin aus ihrem Küchenfenster, wie Mädchen und Jungen am Gartenzaun stehen bleiben und ihre Eulen zählen.

Sobald das Wetter wieder besser ist, wird der Nobbesche Vorgarten erneut geschmückt. Viele Stücke sind derzeit eingemottet. Und für neue Errungenschaften ist die Sammlerin sowieso offen. Zwar sind die Nobbes mit den Jahren wählerischer geworden, wenn sie selbst eine neue Anschaffung tätigen, aber Marianne Nobbe weiß selbst: „Es gibt so viel.“