Da Polen und die Ukraine vielen Fußballfans offenbar keine Reise wert ist, sind noch Karten für die EM auf dem Markt. Aber nicht mehr lange.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Kiew - Selten war es so einfach für Fans, bei einer Europameisterschaft live dabei zu sein - derzeit gibt es mehrere Möglichkeiten, an Tickets zu kommen. Doch laufen am 29.Februar gleich drei Fristen aus; danach wird es deutlich schwerer, Karten zu ergattern. Wer sich also überlegt, zur Euro zu fahren, sollte jetzt handeln. Allerdings: fünf der sechs Spiele der deutschen Mannschaft würden, falls sie es ins Finale schafft, in der Ukraine stattfinden.

 

In der ersten abgeschlossenen Losrunde hatte die Uefa gut 40 Prozent der Karten unters Volk gebracht - die Chance hatte etwa bei 1:20 gelegen. Jetzt verkaufen viele Fans ihre Karten wieder auf dem Ticketportal der Uefa, und zwar fast zum regulären Preis; es kommt nur eine Gebühr von zehn Prozent hinzu. Sprich, ein Ticket für ein Vorrundenspiel der Kategorie 3 ist für 33 Euro zu haben, eine Karte der besten Kategorie für 132 Euro.

Derzeit kann man im Portal Karten für etwa zehn (von insgesamt 31) Spielen direkt kaufen - oft auch Karten für das deutsche Spiel gegen Dänemark am 17. Juni in Lwiw. Sogar Endspielkarten der zweiten Kategorie (275 Euro) waren schon eingestellt. Dieses Portal schließt am 29.Februar. Daneben läuft derzeit die zweite Losrunde der Uefa, die ebenfalls am 29. Februar endet. Fans können in dieser Runde nur Karten für ihre Nationalmannschaft bestellen. Unter allen Bestellungen, die bis Monatsende eingehen, werden die noch verfügbaren Karten verlost.

Für das Spiel gegen Dänemark wurde der Reisepreis gesenkt

Und es gibt eine dritte ganz reguläre Ticketoption, die ebenfalls am 29.Februar ausläuft. Die Uefa hat in jedem an der Euro teilnehmenden Land zwei Reiseagenturen autorisiert, Trips samt Tickets anzubieten. In Deutschland sind das der Branchenriese Dertour und der kleine Veranstalter OT Events and Sport. Dertour bietet für die Vorrundenspiele nur Tagesreisen an: Mittags geht es per Charterflug hin, abends fliegt man direkt nach dem Spiel zurück - die Reise zum Spiel der Deutschen gegen Dänemark ist für 599 Euro (ohne Ticketpreis) zu haben, das Hollandspiel in Charkow für 800 Euro.

Die ungewöhnliche Reiseform begründet Angela de Sando, Sprecherin von Dertour, so: "Die Tagescharter sind aufgrund der touristischen Infrastruktur in der Ukraine die einzig sinnvolle Lösung." Die Nachfrage nach ihren Reisen sei sehr hoch, behauptet Angela de Sando. Für das Spiel gegen Dänemark hat aber Dertour nun den Reisepreis deutlich gesenkt.

Mia Reichel von OT Events and Sport räumt dagegen ein, dass die Nachfrage hinter den Erwartungen zurückbleibt: "Es gibt viele Vorurteile, die wir für unbegründet halten", sagt sie. Die Agentur bietet Bus- und Flugreisen meist mit zwei Übernachtungen an: Hardcorefans, die die 1200 Kilometer lange Busfahrt nach Lwiw nicht scheuen, sind ab 400 Euro gegen Portugal oder Dänemark dabei; das Hollandspiel kostet mit Flug knapp 1000 Euro (ohne Ticketpreis). Am 29.Februar müssen die Agenturen die nicht verkauften Tickets an die Uefa zurückgeben. Sie bieten dann weiter Reisen zur Euro an, aber ohne Karten.

Viele Fans brechen in die Ukraine auf

Viele Fans organisieren ihre Anreise lieber selbst - allerdings ist der Aufwand erheblich. Die wenigen Direktflüge nach Lwiw und Charkow kosten in der Zeit der EM mindestens 500 Euro. Da Lwiw nur 80 Kilometer hinter der polnischen Grenze liegt, sind viele Fans darauf gekommen, direkt von Stuttgart nach Krakau zu fliegen (150 Euro hin und zurück) und per Zug oder Mietwagen die 300 Kilometer bis Lwiw zu überbrücken. In Krakau findet man Hotels ab 30 Euro, ein Wagen ist für 50 Euro pro Tag zu haben.

Probleme gibt es dennoch. Manche Verleihfirma erlaubt nicht, dass man mit dem Wagen von Polen ins Nicht-EU-Land Ukraine fährt. Auch liest man im Internet von langen Wartezeiten an der Grenze - das Schlimmste wäre, deswegen den Anpfiff zu verpassen. Vor allem aber sind die Hotels beispielsweise in Lwiw bereits ausgebucht. Wer doch was bekommt, zahlt Wucherpreise: Zu normalen Zeiten zahlt eine Person im Doppelzimmer eines Hostels in Lwiw zehn Euro pro Nacht - derzeit muss man selbst im Zehnbettzimmer knapp 100 Euro berappen.

Ein Tipp: über die Touristenbüros oder über OT Events and Sport findet man noch moderatere Angebote. Trotz allem brechen viele Fans in die Ukraine auf. Denn die Fahrt in das Land hat etwas Abenteuerliches, und die Altstadt von Lwiw zum Beispiel zählt zum Unesco-Weltkulturerbe. Bei so vielen Attraktionen ist der Besuch des Fußballspieles fast nur noch das Sahnehäubchen.

Um Zugang zum Uefa-Ticketportal zu bekommen, muss man sich hier anmelden.