Auf der Eurobot 2016 an der Uni Stuttgart haben sich 80 technikbegeisterte Tüftler mit ihren Maschinen am Strand ausgetobt. Ziel ist das Ticket zur Weltmeisterschaft in Paris.

Vaihingen - Die heimlichen Stars des Tages heißen Hassel und Hoff. Die Doubles des ehemaligen Baywatch-Stars sind nicht athletisch wie ihr Vorbild, sondern klein und quadratisch. Sie piepen, blinken und laufen auf Knopfdruck umher. Vor allem aber können sie: Fische angeln, Muscheln einsammeln und Sandburgen bauen. Ihr Innenleben ist komplex, ihr Gehirn – die Software – gerade einmal sechs Monate alt. So lange basteln, werkeln und schrauben Georgi Grinshpun und Peter Burri vom Roboterclub Aachen (RCA) schon an ihren Schützlingen. Hassel und Hoff sind ihre Roboter. „Wir nehmen jedes Jahr mit neuen Robotern an der Eurobot teil“, sagt Grinshpun.

 

Im Internationalen Zentrum auf dem Vaihinger Uni-Campus konnten am Freitag, 29. April, und Samstag, 30. April, 80 technikbegeisterte Tüftler auf der Eurobot ihre Maschinen gegeneinander antreten lassen. Die Eurobot ist ein internationaler Robotik-Wettbewerb. Ursprünglich kommt der Wettkampf aus Frankreich, mittlerweile werden die nationalen Vorentscheide überall auf der Welt ausgetragen. Dieses Jahr setzte sich unter den Standortbewerbungen Stuttgart durch und holte die deutschen Qualifikationsrunden nach Vaihingen. Jedes Jahr gibt es dazu eine wechselnde technische Aufgabe. Die Eurobot 2016 steht unter dem Thema „The Beach Bots“ (deutsch: Die Strandroboter) und wird in einer Strandszenerie ausgetragen.

Drei der acht Teams dürfen nach Paris fahren

Acht Teams sind zum Turnier erschienen. In den Nebenräumen des Internationalen Zentrums haben sie ihr Lager aufgeschlagen. Auf den Tischen liegt Werkzeug parat, Informatiker tippen neuen Quellcode in den Computer, im Nebenraum arbeitet ein 3-D-Drucker. In den Spielpausen werden die Roboter optimiert, es gibt immer etwas zu verbessern. Sechs der Roboterteams kommen aus Deutschland. Für sie geht es an diesem Wochenende um die deutsche Qualifikation: Sie spielen um die Tickets zur Weltmeisterschaft im Juni in Paris. Nur die drei besten Teams dürfen ins Finale ziehen, um sich dort mit Roboterfans aus der ganzen Welt zu messen.

Auch Stuttgart hat ein Team im Rennen – die Robotas sind das Hausteam des diesjährigen Veranstalters, der Verein der tunesischen Akademiker in Stuttgart. „Gewinnen ist nicht die Hauptsache“, sagt das Vorstandsmitglied Karim Khalfaoui, „Uns ist wichtig, dass alle Spaß haben und die Chance nutzen, neue Kontakte zu knüpfen.“ Die Robotas traten erstmals 2009 an, damals erzielten sie bundesweit auf Anhieb den ersten Platz. Es folgten Teilnahmen in 2010 und 2012. „Seither konnten wir leider nicht mehr am Eurobot teilnehmen – jetzt hoffen wir auf ein starkes Comeback“, sagt Khalfaoui. Die Robotas gehen nur mit einem Roboter ins Rennen, erlaubt sind zwei.

Die Mitglieder des Teams stellen sich hinter dem Spielbrett auf, gleich beginnt ihr erstes Spiel. 90 Sekunden dauert eine Partie. So lange hat der Roboter Zeit, auf dem Spielfeld Holzfische in ein Netz zu manövrieren, gelbe Bauklötze zu Sandburgen aufzutürmen oder bunte Fähnchen als Muschelersatz einzusammeln. Der Schiedsrichter pfeift die Runde an, aber der Roboter des Stuttgarter Teams streikt. Während das gegnerische Team Punkt um Punkt kassiert, bewegt sich der technische Gehilfe der Robotas keinen Zentimeter. Sieg für die Gegner. Frustration bei den Verlierern.

Quellcode-Rettung in letzter Sekunde

„Der Ultraschallsensor hat einen Mast im Spielfeld als Objekt erkannt. Deshalb ist unser Roboter stehen geblieben“, sagt der Projektleiter Amine Othmane. Er ist für den Computercode zuständig. Dass nach dem Sieg 2009 der neue Roboter seine Karriere mit einem Fehlstart beginnt, scheint die Techniker zu knicken. „Die Stimmung ist nachdenklich, aber wir haben das Problem erkannt und schauen, wie man das lösen kann“, sagt Othmane. Dann beugt er sich wieder über seinen Computer.

Doch die Maschine des Stuttgarter Teams macht weiter Sorgen. „Das zweite Spiel lief besser als das erste, aber der Roboter liegt immer noch unterhalb unserer Erwartung“, sagt Othmane. Am Ende des Tages reicht es nicht für das Siegertreppchen. Gewinner der Eurobot Deutschland wird der Roboterclub Aachen mit Hassel und Hoff. Auf den zweiten Platz schafft es ein Team aus der Schweiz, den dritten Platz belegt das Team aus Mannheim. Damit sind die drei Teams für die Roboterweltmeisterschaft qualifiziert. Am 11. Juni werden sie wieder auf ihre Kollegen treffen – wenn sie im Finale in Paris um die Wette Sandburgen bauen.