Eine PR-Firma namens Origami lädt in Brüssel zum Festival der EU-Banane in die Rue Froissart. Ziel ist natürlich, Werbung für die exotische Frucht zu machen – aber nicht nur. Es geht auch um die Fördermilliarden der EU.

Brüssel - Es ist ja viel von Zersplitterung die Rede gewesen in den vergangen Wochen. Dafür haben die Schotten gesorgt – und für die Erleichterung nach der per Volksabstimmung abgelehnten Unabhängigkeit gleich mit. Dabei ist die EU jetzt schon in alle Einzelteile zerstreut, wie uns eine Einladung einer PR-Firma namens Origami in Erinnerung ruft. Für Dienstag lädt sie zum Festival der EU-Banane in die Rue Froissart – direkt neben der Daimler-Vertretung. Und diese EU-Bananen, wir ahnten es schon, sind „die besten Bananen der Welt“. Sie wachsen freilich nicht in Europa, sondern auf Guadeloupe und Martinique, den „outermost regions”, wie es im EU-Jargon heißt und was mit „Regionen in äußerster Randlage der EU“ unzureichend übersetzt wird. 7029 Kilometer Luftlinie ist Martinique von Brüssel entfernt – wenn das keine Zersplitterung ist.

 

Kein Event ohne Hintergedanken

Schön, mag der unbeteiligte Beobachter denken, dass irgendwie auch in Europa die Sonne niemals untergeht. Nun weiß der regelmäßige Besucher des Europaviertels, dass dort kein gastronomisches Event ohne Hintergedanken stattfindet. Entweder werden EU-Kommissare oder ihre Fachleute eingeladen und für die eigenen Anliegen interessiert. Oder die Begünstigten europäischer Förderprogramme schauen vorbei, um zu demonstrieren, dass das von der Zentrale ausgegebene Geld Früchte trägt. So ist es auch mit der Banane. Es soll Bilanz gezogen werden, wie das von der EU finanzierte „Informationsprogramm 2011- 2014” angekommen ist. Da liegt die Befürchtung nahe, dass auch die Erfindung des Slogans von der weltbesten Banane zur Vermarktung derselben einige Steuereuros gekostet hat.

Elf Milliarden Euro sind zwischen 2007 und 2013 aus dem EU-Haushalt in die neun Überseeterritorien geflossen – für Soziales, die Entwicklung der Landwirtschaft und Sondermittel wegen der weiten Entfernung. Das ist nur logisch, weil dort EU-Bürger leben, die genauso einen Anspruch auf Förderung haben wie jeder andere auch. Die Lobby dafür, dass nicht gekürzt wird, ist freilich groß – die sechs Überseegebiete Martinique, Guadeloupe, Französisch-Guyana, Réunion und Mayotte sind Paris heilig, Madeira und die Azoren sind es für die Portugiesen, die Kanaren für Spanien.

Inseln außer Kontrolle

„Wenn man bei Budgetverhandlungen wirklich Streit haben will, muss man sich nur am den Outermost Regions vergreifen“, erzählt die CDU-Europaabgeordnete Inge Gräßle. Und auch mit der Kontrolle dessen, wofür das Geld eigentlich ausgegeben wird, ist es nicht so weit her. Länger als drei Tage nämlich darf ein Kontrollbesuch des Haushaltskontrollausschusses, dem Gräßle vorsteht, nicht dauern. Also hat es noch keinen gegeben: „Man sollte da wirklich mal hinfahren“, sagt die Heidenheimerin deshalb. Oder am Dienstag wenigstens die Bananen probieren.