Der VfB Stuttgart muss sich nach einer turbulenten Schlussphase mit einem 2:2 (1:1) gegen den rumänischen Rekordmeister Steaua Bukarest begnügen – das Spiel in der StZ-Analyse.

Stuttgart - Dann ist sie plötzlich da, die große Chance, doch noch das Glück zu erzwingen. Aus zwei Metern jedoch scheitert Vedad Ibisevic in dieser 90. Minute mit dem Kopf an Ciprian Tatarusanu, aus vier Metern trifft im Nachschuss auch der eingewechselte Martin Harnik nur den Torhüter von Steaua Bukarest. Kurz darauf ist das Spiel aus – und der VfB muss sich nach einer turbulenten Schlussphase mit einem 2:2 (1:1) gegen den rumänischen Rekordmeister begnügen.

 

Es hätte für die Mannschaft von Bruno Labbadia zum Auftakt der Europa-League-Gruppenphase zwar noch schlimmer kommen können – bis zur 85. Minuten lag sie mit 1:2 zurück. Zufrieden konnte dennoch niemand sein, da nach dem Fehlstart in der Liga ein Sieg gegen Bukarest fest eingeplant war. „Drei Punkte wären Pflicht gewesen“, sagte der Verteidiger Georg Niedermeier, der mit einem Kopfball zumindest die große Pleite verhindert hatte.

Einige Wechsel hatte Labbadia im Vergleich zum 0:0 gegen Fortuna Düsseldorf vorgenommen: Hinten rechts rückte Gotoku Sakai für den am Sprunggelenk verletzten Tim Hoogland in die Mannschaft; Harnik musste zunächst für den in der Liga gesperrten Vedad Ibisevic weichen, der im Sturm erstmals neben Cacau agierte. In Raphael Holzhauser und Antonio Rüdiger saßen diesmal immerhin zwei Nachwuchsspieler auf der Bank – was freilich nur den Personalsorgen geschuldet war. Denn neben Hoogland mussten auch der Kapitän Serdar Tasci und Cristian Molinaro aufgrund von Blessuren sowie Zdravko Kuzmanovic wegen einer Rotsperre zuschauen.

Am Spiel des VfB änderten die personellen Veränderungen zunächst wenig. Ibisevic brachte den Bundesligisten zwar schon nach fünf Minuten in Führung, als er eine Flanke von Tamás Hajnal per Kopf verwertete – Sicherheit brachte das 1:0 aber nicht. Im Gegenteil: bereits im Gegenzug kamen die Rumänen zum Ausgleich. William Kvist hatte einen Zweikampf vor dem Strafraum verloren, Sakai, der in der Anfangsphase völlig von der Rolle war, ging nicht energisch genug dazwischen. Durch die Beine des Japaners drückte Alexandru Chipciu den Ball über die Linie des VfB-Tors. „Das war eine Fehlerkette, die nicht passieren darf“, sagte der Manager Fredi Bobic.

Nicht nur in dieser Szene präsentierte sich die VfB-Defensive, die noch in den ersten Heimspielen recht stabil gewesen war, äußerst anfällig. Und so einfallslos wie zuletzt war im ersten Abschnitt das Spiel nach vorne, das gewissermaßen die Fortsetzung des schwachen Auftritts gegen Düsseldorf war. Bieder, uninspiriert und ohne Tempo – so trug der VfB seine Angriffe vor und brachte die keineswegs sattelfeste Abwehr des rumänischen Rekordmeisters in der ersten Hälfte allenfalls mit einigen Distanzschüssen in Verlegenheit.

Nach der Pause intensivierte der VfB seine Bemühungen und kam zu einer Reihe guter Chancen. Der ansonsten enttäuschende Tunay Torun scheiterte aus kurzer Distanz mit einem Heber (52.), eine Minute später traf Cacau mit dem Kopf nur die Latte. Großes Pech hatte der Angreifer auch in der 68. Minute, als er im Anschluss an den besten VfB-Spielzug über Christian Gentner und den für Torun eingewechselten Shinji Okazaki erneut am Querbalken scheiterte.

In der eigenen Abwehr jedoch offenbarte der VfB vor nur 17 000 Zuschauern auch weiterhin haarsträubende Schwächen im Aufbauspiel und in den Zweikämpfen. Neben Sakai war vor allem der normalerweise zuverlässige Maza ein großes Sicherheitsrisiko. Der Mexikaner erwischte einen schwarzen Abend – und verschuldete auch den Strafstoß, mit dem Bukarest nach 80 Minuten durch Raul Rusescu zur Führung kam. „Die Schwankungen bei uns waren extrem“, sagte Labbadia: „Man hat in diesem Spiel unsere Stärken gesehen – aber auch unsere Schwächen.“

Es spricht für den VfB, dass nach dem Rückstand ein Ruck durch die Mannschaft ging. „Würde die Einstellung nicht stimmen, hätte sie sich nach dem 1:2 aufgegeben. Die Mannschaft hat Moral gezeigt“, sagte Bobic, nachdem Niedermeier eine Cacau-Flanke zum Ausgleich ins lange Eck verlängert hatte. Über die gesamte Spielzeit hinweg war es auch diesmal zu wenig, was der VfB den Treuesten seiner Fans bot. Und leichter werden die Aufgaben nicht. Am Sonntag steht das Spiel in Bremen an – und man kann davon ausgehen, dass Fehler dort noch stärker bestraft werden.